Deutsche Industrie vernachlässigt Know-how-Schutz

Viele Unternehmen schöpfen ihre Möglichkeiten nicht aus // Angst vor Know-how-Verlust lässt Outsourcing-Potenziale brach liegen // ARAIA-Geschäftsführer Marc Staudenmayer: „China bleibt unter seinen Möglichkeiten.“

München, 1. Oktober 2010. Deutsche Unternehmen schützen sich beim Einkauf von Teilen in China nicht ausreichend gegen den Verlust von Know-how. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von ARAIA Consulting, München (ARAIA), über Chinas Rolle als Zulieferer für die deutsche Industrie. Nur etwas über ein Drittel (38,8 %) der befragten Unternehmen, die Teile in China zukaufen, vereinbaren mit ihren Lieferanten spezielle Sicherungsklauseln, etwas weniger als ein Drittel (31,3 %) entsprechende Schutzklauseln in Lizenzverträgen. Vier von fünf Einkaufsspezialisten (81,1 %) schützen sich vor allem dadurch, dass sie in China nur einfache Teile einkaufen, bei denen kein nennenswerter Know-how-Verlust droht.

Marc Staudenmayer, Gründer und Geschäftsführer von ARAIA: „Unsere Studie zeigt deutlich ein Dilemma: Die Angst vor dem Verlust von geistigem Eigentum führt dazu, dass deutsche Unternehmen beim Einkauf von komplexen Produkten zurückhaltend sind und chinesische Unternehmen als Zulieferer unter ihren Möglichkeiten bleiben. Zugleich werden die vorhandenen Mechanismen zum Schutz geistigen Eigentums nicht ausgeschöpft, weil deren Wirksamkeit bezweifelt wird. Dass Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer und Vertrauen in den Schutz dieses Eigentums absolut konstituierend sind für funktionierende Wirtschaftsbeziehungen, ist hier eindrucksvoll belegt.“

Die Studie zeigt auch, dass Sicherheitsklauseln und Vereinbarungen durchaus wirken, wenn man sie erst einmal nutzt. Von den Unternehmen, die Sicherheitsklauseln vereinbart haben, gibt etwa jedes zehnte an, der Schutz sei fehlgeschlagen. Staudenmayer: „Das ist immer noch zu viel, keine Frage. Aber wer gar nicht erst versucht, sich zu schützen, ist natürlich auch fahrlässig.“

Miserabel in der Bewertung durch die befragten Unternehmen schneiden chinesische Schutzrechte ab. Nur jeder Zehnte unter den Befragten (9 %) hat versucht, sich hierüber vor Know-how-Klau zu schützen – in der Hälfte der Fälle auch noch vergebens. Staudenmayer rechnet damit, dass sich das Verhalten chinesischer Firmen ändern wird – allerdings erst mittel- bis langfristig. „Chinas Unternehmen rücken langsam vom hinteren Ende der Werkbank nach vorne und entwickeln selbst Ideen. Daher setzt sich auch in China die Erkenntnis durch, wie wichtig der effektive Schutz geistigen Eigentums ist.“

„Erfolgsfaktoren und Entwicklung Chinas als Zulieferer für die deutsche Industrie.“
Die Studie „Erfolgsfaktoren und Entwicklung Chinas als Zulieferer für die deutsche Industrie“ basiert auf einer Befragung von 95 deutschen Unternehmen, darunter 30 mit mehr als 10.000 Beschäftigten, die sowohl hinsichtlich ihres Branchenmix als auch hinsichtlich ihrer Größe einen guten Querschnitt durch die deutsche Industrie bilden. Ausführliche Studienergebnisse sind auf Anfrage erhältlich; bitte wenden Sie sich per E-Mail mit Ihren vollständigen Adressdaten an Isabelle Richter (isabelle.richter@araia.com).

Quelle: ARAIA Consulting

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