Es ist genug zu transportieren, aber …

…es fehlen die Transportkapazitäten. Wenig Platz auf Schiffen, Rückstaus in Häfen, zu wenige verfügbare Container und Lkw-Fahrermangel. Das war 2022. Es kann nur besser werden hofft Rolf Hadolt, Chef der steirischen Hadolt-Gruppe.

Beitrag: Redaktion.

Wenn es mal beruflich zu stressig wird, könnte er sich einen Whisky aus seiner reichhaltigen Sammlung von mehr als 3.000 Flaschen in seinem Büro gönnen. Sich mit einem Glas der aus Getreidemaische gewonnenen hochprozentigen Spirituose zu entspannen wäre in der dynamischen Logistik-Branche manchmal wirklich fein, doch im Büro die Flasche auf den Tisch zu stellen ist für Rolf Hadolt, Geschäftsführer, Eigentümer des mittelständischen steirischen Logistik-Dienstleisters Hadolt-Group ein tabu. Im Büro wird nichts Alkoholisches konsumiert.

Hier in Kalsdorf bei Graz, in der Zentrale des Unternehmens, aber auch in den Niederlassungen in Kärnten, Slowenien und Kroatien wird täglich disponiert und organisiert, läuft das Speditionsgeschäft auf Hochtouren und brummt das Geschäft seit vielen Jahren erfolgreich, wie Hadolt ausdrücklich betont.

Das Unternehmen agiert sowohl als regionaler Dienstleister im Stückgut- und KEP-Geschäft im Aktionsradius Steiermark, Burgenland, Kärnten, Osttirol sowie Slowenien, Ungarn und Kroatien als auch innerhalb von verschiedenen europäischen Logistik-Netzwerken, in denen gemeinsam mit selbständigen Partnern Land- Luft- und Seefracht-Verkehre organisiert werden. Unternehmer Hadolt setzt im Fuhrparkmanagement auf eigene Fahrzeuge und betreibt derzeit eine Flotte von 150 Lkw, die europaweit zum Einsatz kommen. Dazu kommt eine große Zahl von Sattelaufliegern.

Auf einen eigenen Fuhrpark zugreifen zu können hat einige Vorteile, denn im vergangenen Jahr hat sich einmal mehr gezeigt wie gut das ist: Es war genug Geschäft da, doch es waren die Transportmittel knapp, vor allem auf der Straße. Hadolt: „Da waren wir klar im Vorteil, weil wir einen Fuhrpark haben.“ Das zeigte sich gerade im regionalen und überregionalen Bereich, wo es darum geht Güter rasch und oft in vorgegebenen Zeitfenstern bei den Kunden abholen oder zustellen zu müssen. „Wir haben neben unserem Fuhrpark auch eine große Zahl von Partnern im Pool, die für uns seit vielen Jahren im Einsatz sind“. Eng wurde es beim verfügbaren Frachtraum auch auf Schiffen, die Seefrachtraten schossen in den Himmel, dazu gab es Rückstaus in den Häfen und waren leere Container kaum aufzutreiben, um Fracht überhaupt verladen zu können. Hier zeichnet sich derzeit allerdings eine spürbare Entspannung ab, befinden sich die Seefracht-Raten wieder im Fall.

Das vergangene Jahr lief für Hadolt und seine 250 Mitarbeiter umfassende Mannschaft gut. In den ersten neun Monaten war der Umsatz hochgeschossen, in den restlichen drei Monaten eher moderat gewachsen. Doch per Saldo wurden 2022 über 60 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet und ist Hadolt mit dem, was unterm Strich überblieb, zufrieden? In den einzelnen Geschäftsbereichen lief es „sensationell“, wie Hadolt sagt. Ein solcher war etwa das Seefrachtgeschäft, das seit vier Jahren Kunden mit guten Ergebnissen angeboten wird. Hadolt: „Hier braucht es Expertise und gutes Personal, um alle Wünsche der Kunden erfüllen zu können. Das gelingt uns gut.“

Was unterm Strich herausschaut, hängt von den Kosten ab die in den vergangenen Jahren infolge von Pandemie, Ukraine-Krieg, Energieknappheit und Klimathema massiv angezogen haben. Der Hadolt-Gruppe gelang es die verschiedenen Kostensteigerungen an die Kunden weiterzureichen. Um die steigenden Energiekosten abzufedern wurde ein Treibstoffzuschlag eingeführt und Hadolt ist zufrieden, dass die Kunden diese Maßnahmen akzeptieren. In der Öffentlichkeit mehr akzeptiert und honoriert werden sollte die Arbeit der Lkw-Fahrer, von denen es in Österreich und in ganz Europa es immer weniger gibt, das Thema Fahrer-Mangel ist längst nicht mehr nur eines in der Logistik-Branche. Viel Personal kommt durch Pensionierung abhanden und die jungen Leute zeigen wenig Interesse für den Fahrer-Job. Fahrer mit Führerschein B für Lkw bis 3,5 t zu finden ist derzeit noch nicht wirklich schwierig. Doch Lenker mit Führerschein C und oder E zu rekrutieren wird schwer.

Hadolt: „Hier gibt es ein großes Problem und wir steuern dem entgegen mit Einstiegsprämien und mit Entlohnung weit über dem Kollektivvertrag.“ Lkw-Fahrer sind nur ein Teil des derzeit viel diskutierten Fachkräftemangels in vielen Bereichen der Wirtschaft. „Das Lagerpersonal können wir selbst ausbilden, beim Büro-Personal lassen sich mit passender Entlohnung und kreativen Sozialleistungen Engpässe vermeiden. Gute Leute werden bei uns unabhängig vom Alter gut entlohnt und mit Firmenfahrzeugen und anderen Goodies gefördert“, so Hadolt.

Wirtschaftlich hat der Lkw-Fahrer-Mangel preisliche Auswirkungen. Im vergangenen Jahr gab es ein hohes Frachtangebot und die Transportpreise zogen daher stark an. Derzeit stehen einem Frachtangebot von 60 Prozent verfügbare Frachtladeräume von 40 Prozent gegenüber. Also werden die Preise weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Junge Menschen für den Lkw-Fahrer zu begeistern habe man in den vergangenen 20 Jahren versäumt und jetzt sollte die Politik schleunigst Versäumtes nachholen und Schulungen und die Führerscheinausbildung für Lkw-Fahrer finanzieren. Hadolt kritisch: Für jeden Studenten investiert der Staat für dessen Ausbildung locker an die 100.000 Euro, für den wichtigen Lkw-Fahrer-Beruf gibt es keine staatliche Förderung.

Hadolt führt sein Unternehmen wie eine Großfamilie und erwartet sich von seinen Mitarbeitern Loyalität und das Bewusstsein, dass die Kunden ihre Gehälter finanzieren. Die Nähe zu den Kunden sei das Wichtigste und unterscheide sich von großen Konzern-Speditionen, wo die Mitarbeiter die Eigentümer meist nie zu Gesicht bekommen. Die Großen wirkten blass und deren Eigentümerschaft verbirgt sich hinter unsichtbaren Stiftungen oder anonymen Investoren. Wenn Hadolt auf sein berufliches Leben zurückblickt, zieht er zufrieden Bilanz: „Stolz sein kann ich über die Entwicklung vom Frächter zum heutigen One-Stopp-Logistiker “.

Man könne gut gegenüber den viel größeren Mitbewerbern bestehen, lebe die Nähe zu den Kunden täglich und das werde von diesen auch honoriert. Den Umsatz von früher einmal 20 Mio. Euro auf zuletzt über 60 Mio. Euro hochzubringen sei aus seiner Sicht ein Beweis für die wirtschaftliche Stärke des Unternehmens. Darauf ist Hadolt genauso stolz wie auf den Umstand, dass schon die dritte Generation im Unternehmen werkt und so den Fortbestand der Hadolt-Gruppe sichert. Ans Aufhören denkt Familienmensch Hadolt mit vier Kindern und sechs Enkelkindern noch lange nicht. Dafür ist er zu sehr Spediteur mit Leib und Seele, begnadeter Hobby-Fußballer, reiselustig, neugierig und leidenschaftlicher Whisky-Genießer und -Sammler „Meine Sammlung ist sicherlich die Größte in Österreich und die Lieblinge in meiner Sammlung sind die schottischen Whiskys.“ Mit dem Whisky-Sammel-Virus infiziert hat sich Hadolt im Jahr 1980 auf einer seiner ersten Dienstreisen. Mit einem solchen Virus kann er seitdem gut leben. (RED)

Quelle: LOGISTIK express Journal 1/2023

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