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„Europäische Seidenstraße“ hätte gewaltigen Klimaeffekt

Den Klimaeffekt einer „Europäischen Seidenstraße“ hat das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) in seiner jüngsten Studie untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass eine Hochgeschwindigkeits-Bahnverbindung vom französischen Lyon bis zur polnischen Hauptstadt Warschau über eine Lebensdauer von 60 Jahren beim Güterverkehr bei voller Auslastung der Züge die Netto-CO2-Emissionen um rund 176 Mio. Tonnen senken könnte.

Das entspricht einer Einsparung von etwa 24 Prozent der Gesamtemissionen des EU-Transportsektors in einem Jahr (ohne Luftverkehr), basierend auf den Zahlen von 2018. Miteingerechnet sind hier bereits die Emissionen, die bei Bau, Betrieb und Wartung anfallen würden. Nach 13 Jahren Betrieb wären die bei der Errichtung entstehenden Emissionen kompensiert. Ab diesem Zeitpunkt würde das Projekt also dabei helfen, den CO2-Ausstoß tatsächlich zu verringern.

„Wenn man bedenkt, dass wir hier nur von einer einzigen Strecke mit begrenzter Kapazität sprechen, wäre das CO2-Einsparungspotenzial doch beträchtlich“, sagt Mario Holzner, Co-Autor der Studie und Direktor des wiiw. Zum Vergleich: 176 Mio. Tonnen an eingespartem CO2 entsprechen etwa den Emissionen einer Großstadt mit über 1 Mio. Einwohnern über 20 Jahre oder dem CO2-Ausstoß der Niederlande im Jahr 2021. Berücksichtigt man noch die eingesparten Treibhausgase durch den Personenverkehr auf dieser Strecke, dürfte sich das CO2-Einsparungspotenzial etwa verdoppeln.

Gemeinsam mit den Co-Autor:innen Aleksandr Arsenev und Erica Angers geht Holzner davon aus, dass der Bau einer solchen Hochgeschwindigkeitstrecke die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene massiv vorantreiben würde. „Bei guter Planung und grenzüberschreitender Koordination mit der Logistik-Branche könnte eine Schnellzugverbindung über den Kontinent ein enormer Impuls für einen klimafreundlicheren Gütertransport in Europa sein“, konstatiert Co-Studienautor Aleksandr Arsenev.

Die Baukosten werden in Preisen von 2021 mit 164 Mrd. Euro oder etwa 1 Prozent der EU-Wirtschaftsleistung veranschlagt. „Aufgeteilt auf eine Bauzeit von mindestens zehn Jahren und unter Berücksichtigung der positiven konjunkturellen Effekte relativiert sich diese auf den ersten Blick doch beträchtliche Summe“, erklärt Co-Studienautorin Erica Angers.

Das wiiw ist ein wirtschaftswissenschaftlicher Think Tank, der seit 50 Jahren volkswirtschaftliche Analysen und Prognosen zu derzeit 23 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas erstellt. Zudem betreibt das wiiw Forschung zu Makroökonomie, Handelsfragen, Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen, zum europäischen Integrationsprozess, zu Regionalentwicklung, Arbeitsmärkten, Migration und Einkommensverteilung.

www.wiiw.ac.at, www.wiiw.ac.at/p-6635.html

Quelle: OEVZ

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