Fehlerhaftes Navi führte zu tödlichem Lkw-Unfall

Solche und ähnlich bedauerliche Nachrichten, können wir fast täglich hören und wir werden verleitet, dem allgemeinen Tenor folgend zu sagen: wieder ein Idiot, der sich auf die Technik verlassen hat. Aber inzwischen hat schon jeder seine eigenen, mehr oder weniger schlechten Erfahrungen mit dem Navi gemacht. Geht es nach den Forderungen des WWF, könnten wir ähnliche Meldungen auch bald im Transport auf der Wasserstraße hören, denn der WWF ist der Meinung, alle Schiffe, die ohne Navi unterwegs sind, fahren „blind“.

Das vorbehaltlose Vertrauen in eine Technik, die einem vorgaukelt unfehlbar zu sein, möchte der WWF nämlich per Gesetz für die Binnenschifffahrt vorschreiben. Hintergrund ist die Wahrnehmung eines WWF-Mitarbeiters, der eine Schiffshavarie vor seiner Haustür auf der Donau verfolgt hat (sonst hätte er davon ohnehin nichts gemerkt) und nun „recherchiert“ hat, dass gar nicht alle Schiffe mit einem Navi fahren. Genau genommen „schätzt“ der „Experte“ nach eigenen Angaben, dass nur 20 % der Schiffe mit einem Navi ausgerüstet sind und der Rest „blind“ unterwegs ist.

Zur Vorgeschichte: Österreich hat 2008 – den Erfahrungen aus der Seeschifffahrt folgend – weltweit als erstes Land in der Binnenschifffahrt den AIS-Transponder eingeführt und per Gesetz eine Tragepflicht verordnet. Das Automatic Identification System-AIS trägt durch eine automatisierte Abgabe von schiffsbezogenen Identitäts- und Positionsmeldungen dazu bei, dass die Sicherheit beim Transport auf der Wasserstraße verbessert wird. Geschehen tut das Ganze auf einem international einheitlichen GPS-Standard. Das System vereint eine moderne Informationstechnologie mit einer erweiterbaren, leistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur. In Österreich bekannt als DoRIS (Donau River Informations Services) bietet das System Schifffahrtstreibenden zusätzliche Services zur Unterstützung – nicht aber als Ersatz – für vom Gesetz vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen im Binnenschiffstransport an. Was der Gesetzgeber aus gutem Grund nicht vorschreibt, ist die Verwendung der mit dem Navi im Straßenverkehr vergleichbaren und verfügbaren elektronischen Wasserstraßenkarte. Die per Gesetz vorgeschriebene Maßnahme zur Sicherheit im Binnenschiffstransport setzt zunächst eine umfangreiche Qualifizierung des Kapitäns/Schiffsführers. Die Ausbildung inkludiert natürlich auch eine perfekte Kenntnis der zu befahrenden Wasserstraße. Das heißt, nur wer sich durch Ablegung einer vom Ministerium durchgeführten Schiffsführer/Kapitänsprüfung qualifiziert, ist berechtigt, ein Binnenschiff zu führen. Daneben legt das Gesetz verbindlich fest, wie sich Kapitäne bei eingeschränkten Sichtverhältnissen zu verhalten haben. Ist die Fahrt unter Radar erforderlich, schreibt der Gesetzgeber für den Kapitän/Schiffsführer nicht nur eine zusätzliche Qualifizierung vor, sondern auch weitere Verhaltensvorschriften, die unmittelbaren Bezug auf die Sichtverhältnisse nehmen.

Abgesehen davon, dass der Transport auf der Wasserstraße durch eine besondere Spezifikation geprägt ist, nämlich das Hindernisse unter Wasser von keinem Navi der Welt dargestellt werden können, sind elektronische Leitsysteme und die damit verbundene Sicherheitshörigkeit, eine latente Gefahrenquelle. Je höher das Risiko, desto höher wird die Gefahr durch fehlerhafte Elektronik – siehe Atomindustrie. Insbesondere auch im Hinblick auf die Terroranfälligkeit elektronischer Leitsysteme im Bereich sensibler Verkehrs- und Transportabläufe, ist eine ganzheitliche Sicht der Sicherheitsfrage zwingend notwendig.

Die Forderung des WWF nach vorgeschriebenen, elektronischen Leitsystemen im Wasserstraßentransport, ist ein Schuss in das eigene Knie und würde dem Umweltschutz mehr schaden als nützen. Nämlich dann, wenn sich die Industrie durch die WWF-Panikmache dazu verleiten lässt, lieber wieder mit dem LKW zu transportieren, statt sich auf 80% „blinde“ Kapitäne/Schiffsführer zu verlassen. In jedem Fall würde eine verpflichtende Anwendung elektronischer Leitsysteme auf der Wasserstraße dazu führen, dass sich die Qualifikation des Schiffspersonals verschlechtert und Kapitäne im Notfall nicht mehr in der Lage sind, rechtzeitig die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.

Quelle: WWF Österreich

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