Hafen Hamburg: Die Talsohle ist durchschritten

Mit einem Seegüterumschlag von 110 Millionen Tonnen bleibt Deutschlands größter Universalhafen in dem von der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise geprägten Jahr 2009 rund 30 Millionen Tonnen (- 21,4 Prozent) unter dem vergleichbaren Vorjahresergebnis. Für 2010 ist Besserung in Sicht und die Hafenwirtschaft geht von einem moderaten Wachstum aus.

Diese Pressemitteilung enthält einen Nachrichtenfilm von Marcus Walter: Bericht der Pressekonferenz des Hamburg Hafen Marketing e.V. vom 4. Februar 2010.
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Claudia Roller, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM), präsentierte auf der Hafen Hamburg Jahrespressekonferenz das Umschlagergebnis 2009. "Mit einem Gesamtumschlag von 110,4 Millionen Tonnen verzeichnen wir in einem für die gesamte Hafenwirtschaft und Schifffahrt schwierigen Jahr einen in unserer bisherigen Hafenentwicklung außergewöhnlich hohen Rückgang. Im Zeitraum Januar bis Dezember 2009 wurden an den Terminals des Hamburger Hafens rund 30 Millionen Tonnen weniger umgeschlagen als im Jahr 2008. Seit dem dritten Quartal 2009 empfangen wir aber bereits erste Signale für eine Stabilisierung und sehen Anzeichen für eine leichte Aufwärtsentwicklung", erläuterte Roller. "Nach Auswertung des Seegüterumschlags für das vierte Quartal 2009 können wir feststellen, dass der Seegüterumschlag im zweiten Halbjahr gegenüber der ersten Jahreshälfte um 3,7 Prozent zulegte. Die Talsohle ist durchschritten und der Hamburger Hafen nimmt wieder Fahrt in Richtung moderates Wachstum auf", zeigte sich Roller zuversichtlich.

Dass die Weltwirtschaft die härteste Rezession seit Jahrzehnten schneller hinter sich lässt als noch im vergangenen Jahr angenommen, prognostiziert in aktuellen Veröffentlichungen auch der Internationale Währungsfonds (IWF). "Wir gehen davon aus, dass die exportstarke deutsche Wirtschaft von der Zunahme des Welthandels bereits 2010 profitieren wird. Hinzu kommt, dass die Volksrepublik China, der wichtigste Außenhandelspartner des Hamburger Hafens, durch die dort anziehende Außenwirtschaft wieder für zunehmende Warenströme im Seeverkehr sorgen wird. Der Hamburger Hafen wird bereits 2010 als größter deutscher Universalhafen und wichtigste Drehscheibe der Asien- und Chinaverkehre mit Nordeuropa und den Ostseestaaten von diesen positiven Entwicklungen profitieren und kann mit einem Gesamtwachstum um die drei bis vier Prozent rechnen", ist Roller überzeugt.

Jens Meier, Vorsitzender Geschäftsführer der Hamburg Port Authority, betonte in seinem Statement, dass "jetzt die Weichen für die Zukunft des Hamburger Hafens gestellt werden müssen". Der neue Hafenentwicklungsplan, den die HPA zurzeit erarbeitet, entsteht unter anderen Vorzeichen als bisher und bezieht die globalen Entwicklungen in die Hafenstrategie mit ein. Erste Erkenntnisse aus dem Untersuchungsbericht einer namhaften Unternehmensberatung zeigen beispielweise, dass das Ausschöpfen des Umschlagspotenzials durch aktivere Ausrichtung auf Wachstumsregionen ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Hafenentwicklung ist. Ein weiterer ist die Erhöhung der Wertschöpfung durch gezielte Ansiedlung zukunftsfähiger Industrien mit Hafenaffinität. Die Auswertung dieser den Hafenentwicklungsplan begleitenden Studie erfolgt in den nächsten Monaten.

Hamburgs Senator für Wirtschaft und Arbeit, Axel Gedaschko, hob in seinen Ausführungen zur Hafenentwicklung vor, dass die Stadt Hamburg keine Kürzungen bei Hafeninvestitionen vornehme und rund eine Milliarde Euro bereitstelle. Die gemeinschaftlich zwischen Behörden und der Hafenwirtschaft initiierten Anstrengungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Hafens führten bereits zu ersten positiven Ergebnissen. Der Fahrplan für die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe sei mit den verantwortlichen Stellen fest vereinbart und der Senator rechne im Herbst 2010 mit dem Planfeststellungsbeschluss. Erste Arbeiten an Buhnenwerken in der Nähe von Otterndorf könnten dann noch 2010 beginnen. Eine Beteiligung Hamburgs an dem im Bau befindlichen Containerhafen Wilhelmshaven schloss Gedaschko aus. In enger Kooperation mit den Nachbarländern ist Hamburg aktiv bei der Umsetzung des Nationalen Hafenkonzepts und des Elbe-Hafenkonzepts. Mit den weltweiten Aktivitäten von Hafen Hamburg Marketing e.V. sind der Hamburger Hafen und die regionalen Partnerhäfen und Umschlagzentren entlang der Elbe bestens aufgestellt.

Das für den Hafen schwierige Jahr 2009 im Überblick
Auf der Importseite ermittelte Hafen Hamburg Marketing e.V., die Marketingorganisation des Hamburger Hafens, ein Umschlagergebnis von 62,2 Millionen Tonnen (- 24,2 Prozent). Der Export via Hamburg entwickelte sich mit 48,2 Millionen Tonnen (- 17,4 Prozent) ebenfalls rückläufig im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der in Hamburg dominierende Stückgutumschlag wurde durch die weltwirtschaftliche Flaute mit 73,6 Millionen Tonnen (- 24,8 Prozent) stärker getroffen als der Massengutumschlag, der 2009 ein Gesamtergebnis von 36,8 Millionen Tonnen (- 13,4 Prozent) erreichte. Im Containerumschlag des Hamburger Hafens wurden im Berichtsjahr 2009 insgesamt 71,2 Millionen Tonnen (- 25,1 Prozent) abgefertigt. In TEU (20-Fuß-Standardcontainer) gezählt waren dies 7,01 Millionen TEU (- 28,0 Prozent).

Das für den Hamburger Hafen im Containerverkehr dominierende Fahrtgebiet bleibt auch 2009 Asien. Von und nach Asien wurden 2009 insgesamt 4,2 Millionen TEU (- 24,3 Prozent) umgeschlagen. Das sind rund 1,3 Millionen TEU weniger als im Vorjahreszeitraum. Da ein großer Teil dieser asiatischen Import- und Exportladung via Hamburg auf dem Seeweg in europäische Häfen als Transhipment im Feederverkehr abgefertigt wird, bleibt auch der Containerverkehr mit den Ostseestaaten mit 1,4 Millionen TEU rund 43,8 Prozent unter dem Vorjahresergebnis.

"Der Massengutumschlag brachte dem Hafen neben Einbrüchen bei den Erz- und Kohleimporten auch positive Umschlagergebnisse. Insgesamt konnte sogar beim Export von Massengütern wie Sauggut, Greifergut und Flüssigladung mit einer Umschlagmenge von 11,3 Millionen Tonnen (+ 6,3 Prozent) ein Wachstum erreicht werden", erläuterte Claudia Roller. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass trotz der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise verursachten weltweiten Umschlagrückgänge in den Seehäfen die Nachfrage nach den vielfältigen Hafen- und Logistikdienstleistungen im Hamburger Hafen zunehmen wird. Auch die bereits auf den Weg gebrachten Unternehmens- und Infrastrukturinvestitionen schaffen die Voraussetzungen für weiteres Wachstum.

Von größter Wichtigkeit bleibt die aus Sicht der Hamburger Hafenwirtschaft unbedingt erforderliche Fahrrinnenanpassung der Außen- und Unterelbe, von der auch die Region und die exportorientierte deutsche und europäische Wirtschaft profitiere. "Für die Außenwirtschaft in Deutschland und unsere europäischen Nachbarn in Mittel- und Osteuropa, Russland sowie Skandinavien übernimmt der Hamburger Hafen mit seinen leistungsfähigen Verkehrsanbindungen eine entscheidende Verteilerfunktion an der Schnittstelle der Land- und Seeverkehre. Die internationalen Reeder, die heute bereits im regelmäßigen Liniendienst in zunehmender Zahl Großcontainerschiffe nach Hamburg einsetzen, erwarten eine zügige Umsetzung der Fahrrinnenanpassung. So stieg die Zahl der Großcontainerschiffe im Hamburger Hafen mit mehr als 10.000 TEU Stellplatzkapazität 2009 von 29 auf 69 Einheiten", verdeutlichte Roller.

Mit Marketing-Kompetenz aus der Krise
Claudia Roller ist davon überzeugt, dass der Hamburger Hafen engagiert die Wirtschaftskrise als Chance nutzt. "Der Hamburger Hafen muss im internationalen Wettbewerb deutlich seine Vorteile herausstellen. Für uns als Hafen Hamburg Marketing e.V. hat diese Aufgabe Priorität. Wir positionieren den Hafenstandort und seine Metropolregion erfolgreich im Markt, indem wir auf die Vorteile ökologisch und ökonomisch effizienter Transportketten via Hamburg, das weiter optimierte Netz an Hinterlandverbindungen sowie das in Nordeuropa dichteste Netz an Feederverbindungen in den Ostseeraum aufmerksam machen und dafür intensiv und zielgerichtet werben," erläuterte die HHM-Marketingexpertin. HHM stellt in den vergangenen Wochen und Monaten ein wachsendes Interesse für Mitgliedschaften und Aktivitäten des Vereins fest und legt für das Jahr 2010 mit mehr als 60 Kundenveranstaltungen, zahlreichen internationalen Messebeteiligungen, einer erweiterten Marktforschung und verstärkter Imagewerbung ein intensiviertes Marketing Programm vor. Mit dabei sind auch vermehrt die HHM-Partnerhäfen und Mitgliedsunternehmen aus der Elbregion und aus dem Binnenland. "Mit dem Ende Januar erfolgten Umzug unserer Zentrale in die Speicherstadt rücken wir unseren Mitgliedern im Hamburger Hafen noch ein Stück näher und werden die hervorragende Infrastruktur an unserem neuen Standort erfolgreich für unsere tägliche Marketingarbeit im Dienste der Seehafenverkehrswirtschaft Hamburgs und der Region nutzen", betonte Claudia Roller.

Quelle: MyLogistics       
Portal:  www.logistik-express.com

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