Hyundai rollt Europas Automarkt von hinten auf

Für den unscheinbaren aber rasant wachsenden Autohersteller Hyundai sind Staatsschuldenkrise und das schwindende Verbrauchervertrauen kein Thema.
Allan Rushforth

Ganz im Gegenteil: Die Koreaner sehen in Europa “nur Wachstum”. Hyundai hat schon in den vergangenen Jahren in Europa meist schneller als die Konkurrenz zugelegt.

Allan Rushforth, der das Europa-Geschäft der Koreaner operativ verantwortet, sagt in einem Interview, er wüsste auch nicht, warum das anders sein soll. “Ich sehe Chancen. Uns geht es gut und es gibt keine Gründe, warum sich das ändern sollte”, sagte der Manager.

Hyundai setzt auf scharf kalkulierte Verkaufspreise und baut gleichzeitig die Modellpalette aus. Mit dieser Strategie haben die Koreaner Erfolg. Der Absatzmarkt in Europa sei 13 Millionen Fahrzeuge groß. “Die Leute kaufen Autos und Hyundai wird seinen Teil vom Markt abbekommen”, sagt Rushforth.

Hyundai und Kia überholen Toyota in Europa

2011 ist unter den Massenherstellern nur Nissan schneller als die Koreaner in Europa gewachsen. Auf einen Marktanteil von 2,9 Prozent kam Hyundai vergangenes Jahr, das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als 2010. Der Absatz legte dabei um 11,5 Prozent zu. Auf ähnliche Wachstumszahlen und Marktanteile kommt die Konzernschwester Kia. Beide zusammen verkauften in Europa mehr als Toyota, einer der schärfsten Konkurrenten des hiesigen Marktführers Volkswagen.

Heimische Wettbewerber wie Fiat und Peugeot-Citroen haben in Europa dagegen mit fallenden Absätzen zu kämpfen. Im Falle von Fiat machen Analysten dafür den Mangel an neuen Modellen verantwortlich, die die Palette auffrischen würden. Am fehlenden Erfolg von Fiat ist Hyundai jedenfalls nicht schuld, sagt Rushforth. Sein Unternehmen habe vor allem Ford und Opel Kunden abspenstig gemacht.

Der Manager versprüht Optimismus: Hyundai soll im kommenden Jahr 100.000 Autos mehr verkaufen und bis 2013 eine halbe Million Fahrzeuge an die Kunden bringen. “Wir sind selbst in schweren Zeiten in Europa gewachsen”, sagt der Manager. 2012 werde nicht viel anders sein als 2011.

Auch auf globaler Ebene zeigt sich der Hyundai-Konzern als fünftgrößter Autohersteller weltweit voller Zuversicht. Die Koreaner prognostizieren ein Absatzwachstum von 6 Prozent auf 7 Millionen Autos.

In Europa nahm Hyundai erst ab 2009 so richtig Fahrt auf, als eine Reihe kleiner und effizienter Modelle genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt kam. Seinerzeit hatten viele Regierungen den Kunden Anreize gesetzt, genau solche Autos zu kaufen. Zudem gab die Schwäche des südkoreanischen Won den Asiaten noch einen Preisvorteil mit auf den Weg. Hilfreich waren auch das Freihandelsabkommen mit Europa und die niedrigen Produktionskosten.

Neue Hyundai-Modelle stehen in den Startlöchern

Neue Modelle stehen schon bereit. Hyundai trifft derzeit Vorbereitungen für den Start der neuen Autos der “i”-Serie. In Europa sei das Unternehmen profitabel, sagte Rushforth. Finanzielle Details wollte er aber nicht nennen. Beim Wachstum gebe es weiterhin Luft nach oben. Ein Grund ist nach Ansicht des Managers der Umstand, dass viele Kunden die Marke noch gar nicht kennen.

Das soll sich ändern: Jüngst hat das Unternehmen auf den größten Märkten des Kontinents – Frankreich und Deutschland – die direkte Kontrolle über die Händlernetze übernommen. Dieser Schritt erlaubt es dem Konzern, mehr Geld in die Qualität der Autosalons zu investieren und die Wahrnehmung der Marke bei den potenziellen Käufern zu verbessern.

Flottenmarkt mit Wachstumspotenzial

Auch im noch ausbaufähigen Flottenmarkt will Hyundai zulegen. Die Zusammenarbeit mit Autovermietungen soll dafür sorgen, dass mehr Kunden einen Hyundai testen können. Nach der Vorstellung der Südkoreaner soll Hyundai auch dann zum Thema werden, wenn bei Unternehmen die Erneuerung der Dienstwagenflotte ansteht. Der Marktanteil im Flottensegment soll auf drei von einem Prozent erhöht werden.

Hyundais Expansionspläne stehen in direktem Kontrast zu einigen europäischen Herstellern, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Die Analysten von Barclays Capital sagen dem europäischen Automarkt ein düsteres Jahr voraus.

Konsolidierung für Hyundai kein Thema

Auch das Wort Konsolidierung ist in der Branche schon gefallen. Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte wegen überschüssiger Produktionskapazitäten in Europa erklärt, er stünde einer Allianz mit einem dritten Partner offen gegenüber. Fiat hatte jüngst den US-Hersteller Chrysler übernommen. Auch PSA Peugeot Citroen hatte generelles Interesse an einer Kooperation geäußert.

Dies sei eine Option für andere, sagte Hyundai-Manager Rushforth, sein Unternehmen werde dabei aber nicht mitmachen. “Wir haben ein Geschäftsmodell, das funktioniert”.

Quelle: AP

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