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Industrie zum 1. Mai: Arbeitsplätze und Wohlstand gemeinsam schaffen

„Nach einer längeren schwierigen Phase beginnt sich ein wirtschaftlicher Aufschwung in Österreich abzuzeichnen. Jetzt muss es darum gehen, diesem Aufschwung den Weg zu bereiten, ihn nachhaltig zu gestalten und bestmöglich für die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen zu nutzen – denn das ist es, was wir in Österreich am dringendsten brauchen“, hielt der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Georg Kapsch, Freitag, anlässlich der bevorstehenden Feierlichkeiten zum „Tag der Arbeit“ fest.

Gerade im Hinblick auf den 1. Mai sei es entscheidend, diesen Feiertag nicht nur einfach als „Tag der Arbeit“ zu begreifen und in die Vergangenheit zu schauen. „Vielmehr ist es ein Tag der Arbeitsplätze, ein Tag der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gleichermaßen“, so Kapsch, der betonte: „Wer auch immer versucht, hier einen Gegensatz konstruieren zu wollen, ist auf dem völlig falschen Weg und hat nicht erkannt, dass uns die Sicherung und Schaffung von Beschäftigung und allgemeinem Wohlstand in Österreich nur gemeinsam gelingen kann. Gerade angesichts einer immer noch bedrückend hohen Arbeitslosenzahl müssen wir uns dessen bewusst sein.“

Industrie sichert mehr als jedes zweite Beschäftigungsverhältnis
Der servoindustrielle Sektor – also Sachgütererzeugung, Bergbau, Energie und Bauwirtschaft sowie industrienahe Dienstleistungen und die produktionsorientierten Teile des Dienstleistungssektors – würden rund 1,93 Mio. Menschen beschäftigen und rund 74 Mrd. Euro an Löhnen und Lohnnebenkosten leisten. Die indirekten Effekte mitgerechnet, hänge mehr als jedes zweite Beschäftigungsverhältnis in Österreich an der Industrie. „Betrachtet man diese Fakten, so wird der enorme Stellenwert der heimischen Industriebetriebe für den österreichischen Arbeitsmarkt deutlich. Österreich und die Menschen brauchen die Industrie“, so der IV-Präsident, der jedoch unmittelbar ergänzte: „Die Industrie braucht aber auch die Menschen. Denn es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihrem Fachwissen, ihren Fähigkeiten, ihrer Erfahrung und ihrem Engagement das Rückgrat des Wirtschaftsstandortes und einer erfolgreichen Industrie bilden.“ Um diesen Menschen weiterhin sichere Arbeitsplätze bieten zu können, brauche es eine Reihe an wirtschaftspolitischen Maßanhmen zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Österreichs.

Moderne Arbeitszeitregelungen bringen Vorteile für alle Seiten
Vor allem bedürfe es einer sachlichen Diskussion zur Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes sowie raschen Umsetzungsergebnissen. Dabei gehe es nicht um generelle Arbeitszeitverlängerungen, da die Arbeitszeit in Summe gleich bleibe. „Es geht hier weder um Lohnraub, noch um Überstundenklau. Es geht um zeitgemäße Regelungen und Arbeitszeitgrenzen sowie praktikable Lösungen auf betrieblicher Ebene“, betonte Kapsch. Die Ausweitung der Gleitzeitzeitregelung sei letztlich eine „Win-Win-Situation“. Denn längere Freizeitblöcke würden eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf ermöglichen, „wovon vor allem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren“. Entscheidend sei vor allem auch, dass den Menschen keine finanziellen Einbußen entstünden „und wir die Zwölf-Stunden-Regelung auch nur bei Gleitzeit, nicht aber bei der Schichtarbeit brauchen. Anderslautende Gerüchte sind schlichtweg falsch“. Da die Vorschläge der Wirtschaft kostenneutral seien, würden etwaige Gegenforderungen und Junktimierungen – wie etwa die leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche oder Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – klar abgelehnt. „So etwas könnte die Unternehmen bis zu 400 Mio. Euro kosten, würde Jobs gefährden, indem es den Faktor Arbeit empfindlich verteuert und wäre damit vollkommen unverhältnismäßig“, so Kapsch, der sich ein entschlossenes Vorgehen der Bundesregierung bei diesem entscheidenden Thema erwartete, „wie auch insgesamt im Bereich Entbürokratisierung und Deregulierung“.

Faktor Arbeit entlasten, Wirtschaft mehr Freiraum lassen
Dennoch bedürfe es noch anderer Weichenstellungen, da sich vor allem die Steuer- und Abgabenbelastung als massives Problem und Hemmnis für die Schaffung von Arbeitspätzen erweise. „Wir kommen in Österreich bisher aus dem hinteren Mittelfeld nicht heraus“, so der IV-Präsident. Im aktuellen Vergleich der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) vom April 2017 liege Österreich etwa bei der Steuer- und Abgabenlast auf Arbeitseinkommen weiter im absoluten Spitzenfeld. „Hier müssen wir durch eine weitere, signifikante Senkung der Lohnnebenkosten dringend gegensteuern“, forderte Kapsch, der jedoch festhielt, dass der Entlastung keine Belastung folgen dürfe: „Ich höre das Wort Einsparung leider nie – die großen Strukturreformen fehlen mir.“ Gleichwohl seien etwa mit der Ankündigung zur Erhöhung der Forschungsprämie von zwölf auf 14 Prozent sowie der Investitionsförderung auch für größere Unternehmen positive Schritte in die richtige Richtung gesetzt worden. „Auf diesem Weg müssen wir bleiben und für die rasche Umsetzung sorgen“, so Kapsch, der abschließend festhielt: „Wer nachhaltig Beschäftigung und Wohlstand für alle sichern will, kann das nur über die heimischen Betriebe und vor allem über die Industrie erreichen. Denn langfristiger Erfolg liegt nur darin, der Wirtschaft mehr Freiraum zu lassen.“

Weitere Informationen: www.iv.at/medien

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