Logistik-Indikator im ersten Quartal 2013

Die Konjunktur in der deutschen Logistikwirtschaft hat die während des letzten Jahres zu verzeich-nende Talfahrt gestoppt und sich zum Jahresauftakt leicht über dem Vorquartalsniveau stabilisiert. Das geht aus der jüngsten Erhebung (Februarbefragung) zum Logistik-Indikator hervor, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BLV) ermittelt. Der Klimawert für die Gesamtlogistik liegt nun bei 108,6 Punkten (nach 105 im Vorquartal). Zwar gab die Lageeinschätzung weiterhin leicht nach (Rückgang um 3 Zähler auf 109,5 Punkte), dies wurde aber durch eine merkliche Aufhellung der Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate mehr als wettgemacht (Anstieg um 10,5 auf jetzt 107,7 Punkte). Mit dem Überschreiten der neutralen 100-er Marke sind die Aussichten für die Konjunkturentwicklung in der Logistikwirtschaft wieder deutlicher aufwärts gerichtet. In der Klimatendenz bewegen sich die beiden Marktseiten derzeit uneinheitlich: Während sich die Einschätzungen auf der Anbieterseite (Logistikdienstleister) deutlich aufhellte (102,5 Punkte nach 92,7 vor drei Monaten), hat sich das Klima auf der Anwenderseite (Industrie und Handel) leicht eingetrübt und gab um 2,5 Zähler auf nunmehr 114,7 Punkte nach.
 
Auf der Anbieterseite haben sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente des Klimawertes zugelegt. Die Verbesserung der Lageeinschätzung (Anstieg um 6,9 auf 103,6 Punkte) geht maßgeblich auf die im Mittel wieder als normal eingestufte Kapazitätsauslastung zurück, während die Geschäfts- und Auftragslage geringfügig nachgaben. Der weiterhin rückläufige, vor allem heimische Auftragseingang zeigt aber, dass die Bäume derzeit noch nicht in den Himmel wachsen. Aus den Erwartungen für die kommenden 12 Monate geht hervor, dass mit einer Verbesserung auch nicht gerechnet wird – expansive und kontraktive Antworten zur Auftragsentwicklung halten sich derzeit exakt die Waage. Gegenüber dem Vorquartal, in der mit deutlicher Mehrheit noch ein sich fortsetzender Auftragsschwund erwartet wurde, zeigen sich die Befragten damit aber deutlich optimistischer. Auf die Investitions- und Beschäftigungsabsichten schlägt dies indes noch nicht nennenswert durch. Insgesamt legte damit die Erwartungskomponente um 12,6 auf jetzt 101,4 Zähler zu.
 
Bei den Logistikanwendern in Industrie und Handel zeigt sich zwischen Lage- und Zukunftseinschät-zung eine gegenläufige Entwicklung. Die Lageeinschätzung gab um 13,4 auf 115,4 Indexpunkte nach, wobei sich alle diesbezüglichen Komponenten in ähnlichem Ausmaß abschwächten. Im Kontrast zur Anbieterseite ist die Kapazitätsauslastung bei den Anwendern gesunken und auch die Kapazitätsverfügbarkeit im Markt wird als weniger knapp eingestuft. Mit Blick auf die kommenden 12 Monate rechnen die Anwender mit einer stärkeren Belebung der Logistikaktivität als noch in der Novemberbefragung (Anstieg der Erwartungskomponente um 8,4 auf 114 Zähler). Ähnlich wie bei den Anbietern schlägt dies aber noch nicht auf die Planungen für einen stärkeren Kapazitätsausbau durch. Ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft scheint auch bei den Logistikern eine abwartende Haltung zu dominieren (Investitions- und Beschäftigungsattentismus).
 
Die Sonderfrage nach den größten Risiken für die Logistikkonjunktur im laufenden Jahr ergab auf beiden Marktseiten im Großen und Ganzen ein ähnliches Muster. Sorgen macht den Logistikern vor allem eine mögliche Verteuerung der Energie- und Rohstoffpreise, während die Sicherheit der Energieversorgung auf Jahresfrist allenfalls als mittleres Risiko, überwiegend aber nicht als nennenswerte Gefahr für die Logistikaktivität gesehen wird. Die schwelende Eurokrise steht auf beiden Marktseiten weit oben auf dem Risikoradar, wobei sich die Befragten aus Industrie und Handel besonders besorgt zeigen. Demgegenüber spielt die konjunkturelle Entwicklung in den USA und in China für die Logistikdienstleister eine deutlich größere Rolle als für die Anwender. Die Lohnentwicklung stellt fast für die Hälfte der Befragten gar kein Risiko dar, nur weniger als 10 Prozent erkennen darin ein großes Risiko. Noch niedriger ist die Besorgnis über schädliche Einflüsse auf die Geschäftsgänge durch ein Anspringen der Inflation. Während die Einschätzung der zukünftigen Zinsentwicklung für die Logistikdienstleister mit zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt, steht ist es für die Anwender am unteren Ende des Risikoprofils. Eine mögliche Konsumschwäche in Deutschland zählt aus Sicht der Logistiker in Industrie und Handel zu einem ausgeprägten mittleren Risikoszenario; für die Dienstleister scheint diese Risikokategorie indes kaum von Bedeutung zu sein.
 
Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) berechnet. Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung).
 
Diese Kommentierung fußt auf der bislang absehbaren Entwicklung der erhobenen Befragungskomponenten. Die Verdichtung zu den vorgestellten Gesamt- und Teilindikatoren ist auf der bisherigen Datengrundlage nur als erste Rechnung möglich. Das dem Indikatorkonzept zugrunde liegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahreszeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass sich im Antwortverhalten noch Saisoneffekte niederschlagen. Diese können zukünftig (nach längerer Laufzeit des Indikators) statistisch herausgerechnet werden. Darüber hinaus sind zukünftig auch Untersuchungen zu den zeitlichen Vorlaufeigenschaften sowohl zur sektoralen als auch zur gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung möglich. Diese werden vom IfW durchgeführt, sobald die dazu notwendige Datengrundlage erreicht ist.

Quelle: BVL
 

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