Maritimes Afrika – Schwarzer Kontinent beseitigt Engpässe
In Afrika sind Hafenverstopfungen aufgrund von Überlastungen und schlechtem Management an der Tagesordnung. Das Wachstumspotenzial ist allerdings nach wie vor ungebrochen. Die Häfen florierten selbst in der Krise. Nun sollen die Privatisierung und der Einstieg großer Hafenbetreiber in vielen Ländern eine Wende und eine Verbesserung des Standards herbeiführen. Dem schwarzen Kontinent mangelt es generell an natürlichen und gut entwickelten Seehäfen. Arbeit an der Kapazitätsgrenze und Hafenverstopfungen sind ein häufiges Übel. Zudem ist der landseitige Zugang vielerorts schwierig, da viele Häfen in dicht bebauten Stadtgebieten liegen. Das Straßen-, Eisenbahn- und Lufttransport-Netzwerk und die Inlandswasserwege des Kontinents sind unterentwickelt und marode. Die Transportkosten sind um Vieles höher als in anderen Regionen der Welt. Laut Weltbank kostet das Handling eines Containers auf dem Schwarzen Kontinent bis zu 50 Prozent mehr, als anderswo. Ebenso ist die Informations- und Kommunikationstechnologie inadäquat. Außnahmen bestehen nur in Marokko, Ägypten und Südafrika, wo der technische Standard und das Hafenmanagement weit besser sind. Nur zwölf Prozent der Häfen sind teilprivatisiert. 65 Prozent der Häfen in Afrika sind Servicehäfen des jeweiligen Landes. Doch generell gibt es positive Nachrichten zu vermelden. Laut der Aussage des Londoner Wirtschaftsmagazins African Business im Juni 2009, wuchsen sie selbst in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise und ziehen zunehmend Investitionen an. Die Handelsvolumina steigen, die Frachthandlings-Ausrüstungen werden erneuert und neue Häfen werden gebaut. Die größten Hafenbetreiber der Welt entwickeln in Afrika ein umfassendes Hafennetzwerk. Als Besonderheit Afrikas gilt, dass der Schüttgutbereich immer noch stark wächst. Viele Waren sind noch nicht containerisiert. Darüber hinaus mangelt es an nationalen Masterplänen für den Hafenausbau. Subsahara-Afrika Die kenianische Regierung hat sich nach langer Vorplanung nun endgültig entschieden, den zweiten Hafen des Landes auf Lamu Island zu bauen. Die Weltbank hatte vor einiger Zeit die Abhängigkeit von einem einzigen Hafen moniert. Einige Kilometer von der Insel mit World-Heritage-Status entfernt, soll nun ein Tiefseehafen mit Schienennetzanschluss, Schnellstraßen, Flughafen, Ölraffinerie und -pipelines entstehen. Das Großprojekt soll mit Geld aus dem Land der Mitte im Rahmen der „Perlenkettenstrategie“ zur Sicherung der chinesischen Versorgungswege und der Hilfe von Qatar entstehen. Der Transportminister Kenias, Chirau Ali Mwakwere, sagte: „Wir haben uns mit gewaltigen Schritten auf die Realisierung eines Traums zubewegt. Wenn alles glatt geht, werden die ersten Schiffe im Hafen Lamu in der Manda Bay Ende 2011anlegen. Dann sollten zwei bis drei Liegeplätze fertiggestellt sein.“ Nordafrika Das Terminal wird gemäß Dipco als Transhipment-Hub für das östliche Mittelmeer dienen. In Marokko läuft der Ausbau des zweiten Tiefwasserhafens Tanger Med II, der bis 2012 eröffnet werden soll. Er wird zwei neue Containerterminals mit einer Umschlagskapazität bis fünf Millionen TEU pro Jahr besitzen. Tanger-Med ist das größte Hafenprojekt Afrikas und wird eine Kapazität von mehr als acht Millionen TEU von 2015 an bieten. Er wurde als Transhipment-Hub für das westliche Mittelmeer entworfen. Laut Weltbank zeichnen sich Kapazitätsengpässe in verschiedenen nordafrikanischen Häfen ab. Für den Hafen Casablanca in Marokko soll deshalb ein neues Containerterminal (Mohammedia) 22 km vom alten Hafen entfernt gebaut werden, da auch Tanger-Med II den Hafen nicht völlig entlasten kann. Das Mohammedia-Terminal hätte einen besseren Landzugang als Casablanca. Bisher werden 92 Prozent aller Container, die durch Marokko laufen, in Casablanca abgefertigt. In Algerien stößt der Hafen Algier an seine Grenzen. DP World ist im März 2009 ein Joint-Venture mit der algerischen Hafenverwaltung EPAL für 30 Jahre eingegangen, um die Überlastung zu verringern. Inbegriffen ist ebenso der Hafen Djen Djen. Er kann die neusten Mega-Containerschiffe beherbergen. Algier soll künftig hauptsächlich den inländischen Handel bedienen, während Djen Djen Transhipment-Fracht für das westliche Mittelmeer übernimmt. Die algerische Regierung hat einen Plan für ein neues Hub aufgestellt, da die meisten Häfen des Landes bisher zu 75 Prozent ausgelastet sind. Inbegriffen wäre auch ein neues Containerterminal im Hafen Bejaia. Portek International ist hier eine Partnerschaft mit EPAL eingegangen. In Tunesien denkt man derweil über ein zweites Containerterminal im Hafen Goulette-Rades nach, das mittels des BOT (build-operate-transfer)-Verfahrens entwickelt werden soll. Darüber hinaus soll in Enfidha an der tunesischen Ostküste ein neuer Tiefwasserhafen mit angrenzender Wirtschaftszone gebaut werden. Es ist geplant, dass die erste Phase 1a von 2011 bis 2012 mit einer Kailänge von 800 m gebaut wird. Die letzte Phase (3) soll bis 2030 in Betrieb gehen und eine Kailänge von 3,6 km besitzen. Das Nachbarland Libyen besitzt nicht genügend Containerhandling-Einrichtungen. Daher liegt der Containerverkehr darnieder. Abhilfe soll nun durch den Ausbau des Hafens Misurata geschaffen werden. Zudem soll der Bau des Hafens Sirte 460 km östlich von Tripolis mit Container-, Flüssig- und Trockenschüttgut- sowie Roll-on und Roll-off-Liegeplätzen noch in diesem Jahr beginnen. (DR) Logistik express Redaktion: Dirk Ruppik |