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Masterplan Güterverkehr lässt einige Fragen offen

Der am 31. März vom Verkehrsministerium (BMK) unter Führung von Bundesministerin Leonore Gewessler präsentierte Masterplan Güterverkehr gehe von realitätsfernen und mehrfach widerlegten Erwartungen aus, kritisiert der Zentralverband Spedition & Logistik (ZV). Die zugrunde liegenden Bahn-Kapazitäten werde es selbst im optimistischsten Szenario auch in 20 Jahren nicht geben. Ebenso wisse niemand, wo die notwendigen Mengen grüner Energie herkommen sollten.

Der ZV fordert daher evidenzbasierte Planung und Maßnahmen zur Ökologisierung des Straßengüterverkehrs. „Mit dem vorgelegten Masterplan Güterverkehr 2030 hat das Verkehrsministerium eine große Chance zur nachhaltigen Dekarbonisierung vertan“, betont Präsident Alexander Friesz.

Das österreichische Verkehrsministerium bremse die Dekarbonisierung, indem es auf eine zwangsverordnete Verlagerung auf die Schiene setzt, bemängelt der ZV. Dort gebe es aber in den kommenden Dekaden weder die Kapazitäten, noch sei die Schiene bei Distanzen unter 350 Kilometer sinnvoll für den Gütertransport. Österreich gefährde aus Sicht des Zentralverbandes durch falsche Zielsetzungen und politische Verschleppung mittelfristig den Güterverkehr und damit die Versorgungssicherheit.

Eine Entkoppelung des Güterverkehrswachstum vom Wirtschaftswachstum – wie im Masterplan Güterverkehr angedacht – ist für den ZV rational nicht nachvollziehbar. Auch wenn es gelinge, die heimische Wertschöpfung weiter zu steigern und Produktionen zurückzuverlagern, werde das Transportaufkommen bei wachsender Wirtschaft nicht sinken.

„Das Ziel muss deshalb sein, der Realität eines weiteren Güterwachstums ins Auge zu sehen und die Straße als wichtigsten Verkehrsträger nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Möglichkeiten mit ausreichend finanziellen Mitteln nachhaltig zu dekarbonisieren“, so Alexander Friesz.

Für Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), sind bezüglich des Masterplans noch einige Fragen offen: „Wir haben im Oktober 2020 einen Mobilitätsmasterplan mit umfassenden, praxisgerechten Vorschlägen für alle Verkehrsträger vorgelegt. Einige finden sich im Masterplan des BMK wieder, aber insgesamt ist bedauerlich, dass Bundesministerin Leonore Gewessler unsere Vorschläge nur teilweise aufgegriffen hat.“

Konkret sieht der Masterplan Güterverkehr des BMK sehr ambitionierte Maßnahmen zur Förderung des Schienengüterverkehrs vor, die von der Verkehrswirtschaft begrüßt und unterstützt werden. „Wichtig ist aber, dass man nun rasch in die Umsetzung kommt. Denn hier müssen auch die Voraussetzungen rechtzeitig geschaffen werden. Ohne massiven Ausbau der Infrastruktur für den multimodalen Güterverkehr werden die Kapazitäten bei weitem nicht ausreichen“, warnt Alexander Klacska. Auch beim grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr gebe es deutlichen Optimierungsbedarf.

www.wko.at www.spediteure-logistik.at

Quelle: OEVZ

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