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Metalltechnische Industrie auch 2024 in Rezession

Produktionsrückgang 2023 um 8 Prozent, auch 2024 wird weiterer Rückgang erwartet; Lohnkosten explodieren

  • Metalltechnische Industrie weiterhin stärkste Industriebranche, aber deutlicher Produktionsrückgang von 8 % (preisbereinigt)
  • Rückgang bei den Auftragseingängen um 18,7 % (preisbereinigt)
  • Produktionswert fiel auf 48,5 Milliarden Euro
  • Jedes vierte Unternehmen meldet ein negatives Ergebnis (EBIT)
  • 2024 weiterer Rückgang zu erwarten
  • Hohe Lohnabschlüsse führen zu hohen Lohnstückkosten und Verlust an Wettbewerbsfähigkeit

Die Metalltechnische Industrie (MTI) befindet sich im zweiten Jahr in Folge in einer Rezession. Der Produktionsrückgang betrug 2023 preisbereinigt 8 Prozent (nominal minus 2,3 Prozent). Im Jahr zuvor verzeichnete die Branche noch einen Zuwachs von 3,7 Prozent. Die Exportquote betrug 78 Prozent. Die Auftragseingänge brachen im vergangenen Jahr um fast 19 Prozent ein. Auch für das laufende Jahr 2024 stehen die Zeichen auf Rezession.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Die Unternehmen der Metalltechnischen Industrie sind extrem unter Druck. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa und auf den globalen Märkten sind sehr volatil, unser wichtigster Exportmarkt Deutschland schwächelt und die Energiepreise sind vor allem in Österreich eine große Belastung. Die Inflation in Österreich liegt weiterhin um mehr als 2 Prozent über jener im Euroraum, das führt bei uns zu viel höheren Lohnsteigerungen als es in den Wettbewerbsländern der Fall ist. Dadurch verlieren wir dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit. Die negativen Branchenzahlen spiegeln diese schwierigen Rahmenbedingungen wider.“

Fast neun von zehn Unternehmen in der Metalltechnischen Industrie sind Familienbetriebe und KMU mit im Schnitt rund 100 Beschäftigen, nur 1 Prozent der Betriebe der MTI sind börsennotierte Großunternehmen. Ein großes Problem zeigt sich bei der Profitabilität der Betriebe: in einer Branchenumfrage meldet aktuell jedes vierte Unternehmen für 2023 ein negatives Ergebnis (EBIT) und für 70 Prozent ist das Ergebnis immer noch geringer als vor der Corona-Krise.

Rezession führt zu Beschäftigtenabbau und Standortverlagerungen

Die aktuelle Branchenumfrage des Fachverbands unter den Mitgliedsbetrieben ergab, dass 60 Prozent der befragten Unternehmen auch für 2024 mit einem Rückgang der Produktion rechnen. Der Mittelwert ergibt einen erwarteten Produktionsrückgang von 8,5 Prozent. Das Wirtschaftsforschungsinstitut geht in seiner aktuellen Prognose für die gesamte Industrie (Herstellung von Waren) für 2024 von einem Produktionsrückgang von 1,5 Prozent aus (2023: minus 2,7 Prozent).

Österreich verzeichnet eine deutlich höhere Steigerung der Lohnstückkosten als der Euroraum. Dieser Wettbewerbsnachteil zeigt sich nun auch bei der Entwicklung der Beschäftigung. Laut Befragung haben fast 60 Prozent der Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten Beschäftigte abgebaut. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen überlegt, Standorte oder Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern oder hat das bereits getan.

Wohlstand und Beschäftigung gefährdet

Christian Knill zeigt sich besorgt über diese Entwicklungen: „Die Metalltechnische Industrie ist seit vielen Jahrzehnten standorttreu und sichert nachhaltig Beschäftigung und Wohlstand. Wir haben es bisher geschafft, auch in Krisenzeiten den Personalstand zu halten, aber im Moment zeichnet sich ein Trend ab, der in Richtung Beschäftigtenabbau und Standortverlagerungen geht. Zwei Jahre in Folge eine Rezession gab es in der Branche noch nie. Der Standort Österreich wird für viele Unternehmen einfach zu teuer. Die zu hohen Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre sind kaum mehr zu stemmen. Dazu kommen die hohen Energiepreise und das schwächelnde wirtschaftliche Umfeld. Das ist eine toxische Mischung, die in der Politik und bei den Arbeitnehmervertretern die Alarmglocken auslösen sollten. Was zu tun wäre, liegt seit Monaten auf dem Tisch: Inflation bekämpfen, Lohnnebenkosten senken, Bürokratie abbauen, Zurückhaltung bei den Lohnverhandlungen und Sicherung einer leistbaren Energieversorgung.

Weitere Informationen: www.metalltechnischeindustrie.at

Über die Metalltechnische Industrie

Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stärkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind Weltmarktführer und „Hidden Champions“. Die Metalltechnische Industrie beschäftigt direkt rund 140.000 Menschen und sichert damit indirekt über 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2023 einen Produktionswert von rund 48,5 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen Fachverbände Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs und ist eine eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.

Rückfragen & Kontakt:
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Geschäftsführerin
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at
www.metalltechnischeindustrie.at

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