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Modernisierung statt Neubau

Wer ein leistungsfähigeres Lager braucht, aber weder ein Extra-Grundstück zur Verfügung hat noch den Betrieb zwecks Neubaus für längere Zeit einstellen kann, sollte ernsthaft die Option „Retrofit“ in Erwägung ziehen.

Die österreichische Firma Lisec, weltgrößter Hersteller von High-Tech-Produktions-linien für die Isolierglasindustrie, hatte Mitte der 1990er Jahre am Standort Seitenstetten ein neues automatisches, 4gassiges Kleinteilelager für Produktions- und Ersatzteile errichten lassen. In der Zwischenzeit hatte sich viel getan, und das Lager längst seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Deshalb wandte sich das Unternehmen vertrauensvoll an den Partner von damals, die TGW Systems Integration
GmbH, und fand ein offenes Ohr.

Modernisierung „at work“
„Sowohl aus Kosten-, als auch aus Zeitgründen kam für uns ein Neubau nicht in Frage“, erklärt Erwin Wögerbauer, Projektleiter Investitionen bei Lisec. Trotzdem bestand Handlungsbedarf, denn neben dem Platzproblem war es besonders das durch die veraltete Anlage gestiegene Verfügbarkeitsrisiko, das dem Unternehmen zu schaffen machte.  „Vor dem Bau des Gebäudes führten wir damals eine Evaluierung durch, bei der die TGW das technisch und preis-leistungsmäßig beste Angebot legte. Auch die räumliche Nähe ist durchaus ein Vorteil, wie sich im jetzigen Projekt bestätigt hat“, führt Wögerbauer aus. Gemeinsam wurde ein Modernisierungsszenario entwickelt, das nicht nur sämtliche neuen Anforderungen erfüllte, sondern auch den laufenden Betrieb nur minimal beeinträchtigte. Das Schöne daran: „Mit nur 14 Tagen Stillstandszeit verfügen wir nun im Prinzip über eine neue Anlage, mit der wir locker die nächsten 10 Jahre absolut zufriedenstellend arbeiten können“, freut sich Wögerbauer.

Das Projekt im Detail
Bisher war die Steuerung auf Simatic S5 Basis erfolgt, die nun durch eine S7 Steuerung ersetzt wurde. Neben einem Update der Software für Lagerverwaltungs- und Materialflusssteuerung inklusive Installation von Hochverfügbarkeitsservern stellte besonders die Generalsanierung der vier Regalbediengeräte inklusive Optimierung der Fördertechnik samt Kommissionierarbeitsplätzen eine Herausforderung dar. Durch die Verlängerung der Lagergassen, die aus Sicherheitsgründen schrittweise erfolgte, konnte das Volumen verdoppelt werden. Als unvorhergesehen ein Regalbediengerät den Dienst endgültig versagte, wurden an nur einem Wochenende alle relevanten Komponenten, die komplette Steuerung inklusive Schaltschrank, Verkabelung und Sensoren getauscht und das Gerät neu in Betrieb genommen. Die Lastaufnahmegeräte wurden komplett getauscht, die Arbeiten lassen sich dadurch nun um 50 Prozent schneller erledigen.

Die Modernisierung der Fördertechnik der Lagervorzonen sowie der Kommissionierarbeitsplätze erfolgte in den weihnachtlichen Betriebsferien von Lisec, da zu dieser Zeit die Anlage ohnehin abgeschaltet war und somit der reguläre Betrieb nicht litt. Antriebe und Sensoren wurden je nach Zustand getauscht oder repariert, insgesamt konnte durch die Neuerungen auch die Ergonomie und somit die Effizienz stark verbessert werden. Auch die Serverlandschaft wurde auf den neuesten Stand gebracht, die Anlage in das Hochverfügbarkeits-SAN (SAN = Storage Area Network, Anm.) von Lisec voll integriert, wodurch höchste Datensicherheit gewährleistet ist. Seit dem Update arbeitet das Kommunikations-system zur S7-Steuerung auf Basis von TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol, Anm.), was eine vollständige Fernwartung via VPN-Zugriff (VPN = Virtual Private Network, Anm.) ermöglicht. Bei dem Projekt trennte das Team von TGW bewusst Mechanik, Steuerung und Software von der Anpassung der innerbetrieblichen Logistikprozesse ab, um bei eventuellen Problemen sofort die Ursache finden und beheben zu können. Dank der großen Erfahrung des Teams von TGW als Komplettanbieter konnte der überaus knappe Terminplan eingehalten werden, und das zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers: „Sowohl die Anlagenverfügbarkeit als auch die Stabilität sind wie bei einer neuen Anlage. Wir sind für die Zukunft gerüstet“, ist Wögerbauer mehr als zufrieden.

Quelle: Logistik Express Ausgabe 2 | 2009

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