|

Nachhaltigkeit in der Logistik

Rund um Innovationen und Trends für Abfall-, Entsorgungs- und Lagersysteme drehen sich die Themen beim 8. Leobener Logistiksommer am 16. und 17. September im Asia Spa in Leoben. Abwechslungsreiche Vorträge, eine Exkursion und gute Unterhaltung – ideal, um den nahenden Messeherbst einzuläuten.

 

Der Leobener Logistiksommer hebt sich thematisch stets von den „großen“ Vereinen BVL und VNL ab, und das ganz bewusst: „Unser Ziel ist es, im Logistik Club Leoben (LCL) die Sondergebiete der Montanuniversität zu bearbeiten und uns damit gleichzeitig von unseren großen Partnern abzugrenzen“, betont Dr.-Ing. Dr. h. c. em. Univ.-Prof. Albert Oberhofer, Präsident des LCL. „In diesem Jahr behandeln wir den technischen Fortschritt im Sinne der ökologischen, ökonomischen und sozial-kulturellen Nachhaltigkeit. Dabei bildet der technische Fortschritt die Basis für alle drei Aspekte, denn ohne ihn gibt es keinen ökonomischen Erfolg, und ohne diesen wiederum kann man sich weder den Umweltschutz noch sozial-kulturelles Engagement leisten“, verdeutlicht er. Obwohl sämtliche Bereiche vom Transport bis zur Wiederverwertung und Entsorgung beleuchtet werden, liegt ihm der neue Schwerpunkt Energielogistik besonders am Herzen. In seinem Einführungsvortrag wird er über „Logistik und technischer Fortschritt“ sprechen, und spätestens ab diesem Zeitpunkt werden alle Teilnehmer munter sein.
 

Energielogistik

Der erste Themenbereich behandelt alles rund um die Energielogistik und umfasst bis zum Mittagessen insgesamt vier Vorträge. Zu Beginn weiht Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Harald Raupenstrauch, Lehrstuhl Thermoprozesstechnik Montanuniversität Leoben, in die Geheimnisse der „Lagerung brennbarer Stoffe“ ein. Dabei beleuchtet er sämtliche Aspekte der Kette vom reinen Transport über die Zwischenlagerung und die Endlagerung beim Verbraucher. „Jeder brennbare Stoff kann sich selbst entzünden. Dazu zählen auch alle Sekundärrohstoffe wie etwa Hackschnitzel“, weiß Raupenstrauch. Bei falscher Lagerung kann also aus vermeintlich harmlosen Pellets ein Großbrand entstehen? „Die größte Gefahr für Selbstentzündung besteht bei Kälte, weil es da in Folge des Temperaturunterschieds mehr zieht“, erklärt er. Daher sei es längst nicht ausreichend, den Stoff zu analysieren, denn wichtig seien auch die Menge sowie die Art der Lagerung, ob offen, in Ballen, im Freien oder doch überdacht. Denn: „Die Randbedingungen entscheiden, ob und in welchem Zeitraum sich ein Material entzündet.“ In seinem Vortrag wird er Tipps für die richtige Vorgehensweise geben, wie man die Entstehung eines Feuers vermeiden oder dieses im Ernstfall am besten löschen kann. Dank seiner Mitwirkung an der Entstehung der neuen ÖNORM über Selbstentzündung ist er dafür prädestiniert.

 

Weiter geht es mit einem nicht minder interessanten Thema: „Energieeffizienz von Gebäuden: Die EU-Gebäuderichtlinie und ihre Herausforderungen für Bau- und Gebäudetechnik“ von Dipl.-Ing. Rudolf Ingo Sonnek, Zivilingenieur für Maschinenbau und Geschäftsführer der Ing. Rudolf Sonnek Ges.m.b.H, Weiz. Denn wie wir alle wissen, stellen neue EU-Richtlinien so gut wie immer gewaltige Herausforderungen dar. Nach einer kurzen Kaffeepause wartet ein top-aktuelles Zukunftsthema: „Infrastrukturplanung für elektrische Mobilität“, dargebracht von Dipl.-Ing. Holger Seidel, Geschäftsfeldleiter Logistik- und Fabriksysteme, Fraunhofer IFF, Magdeburg. Im nächsten Vortrag, „Energieverbund auf logistischer Basis“, ergreift erneut Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Harald Raupenstrauch das Wort, diesmal mit tatkräftiger Unterstützung von Dipl.-Ing. Andreas Hammer, Lehrstuhl Thermoprozesstechnik Montanuniversität Leoben. Nach dieser Doppelconference wartet dann schon das Mittagessen.
 

Lagerlogistik

Gestärkt von der Pause geht es mit einem Praxisbeispiel weiter: „Effektive Leergutsortierung im Zentrallager des Lebensmitteleinzelhandels Vorstellung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft am Beispiel des Zentrallagers der Kaiser’s Tengelmann GmbH in Eching; Nutzen für Handel und Abfüller“ Dipl.-Ing. Christian Brauneis, MBA, Product Manager KNAPP Systemintegration GmbH, Leoben. „Die Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Speziell im Lebensmittelhandel, wo es Kreislaufsysteme gibt, nehmen die Bemühungen zu. Wir realisieren die Leergutsortierung von Mehrwegsystemen zum aktuellen Stand der Technik“, führt Brauneis aus. In seinem Vortrag wird er einerseits aktuelle Möglichkeiten aufzeigen und andererseits das Best-Practice-Beispiel präsentieren. Während die Leergutsammlung in Österreich wenig kompliziert ist, stehen die Systeme in Deutschland vor einer größeren Herausforderung: „In Deutschland gibt es wesentlich mehr unterschiedliche Pfandflaschen, die alle erfasst werden müssen. Hinzu kommt die korrekte Ermittlung der Pfandwerte bei durchmischten Kisten. Wir erreichen dies durch die elektronische Bilderfassung der Einzelflaschen in den Kisten“, so Brauneis. Wie genau das funktioniert, verrät er in seinen Ausführungen. In die gleiche Richtung geht auch Dipl.-Ing. Alec Essati, Geschäftsführer Zeno Track GmbH, Wien. Er spricht über „Automatische Waren- und Chargenverfolgung im manuell geführten Lager mittels optischer Erkennung“, ehe es dann zur Besichtigung des Weichenwerks der VAE GmbH in Zeltweg geht. Beim Abendessen im Falkensteiner Hotel & Asia Spa Abendessen wird Kabarettist Oliver Hochkofler für Stimmung sorgen.
 

Förder- & Transportlogistik

Der erste Vortrag des zweiten Tages klingt ganz harmlos, hat es aber in sich: unter dem Titel „LKW und Logistik“ wird Kommerzialrat Dipl.-Ing. Bruno Krainz, Vorsitzender des Vorstandes iR MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG, Steyr, für einigen Diskussionsstoff sorgen. „Der LKW ist zwar heute das effizienteste Transportbetriebsmittel, aber das war das Pferdefuhrwerk auch einmal, Zyklen ändern sich. Die Eisenbahn stirbt, und dem LKW wird es nicht anders ergehen“, lässt er aufhorchen. Er vertritt die Ansicht, dass aktuelle Investitionen in die Bahn Geldverschwendung seien, da selbst umwelttechnische Aspekte, die für die Bahn sprächen, obskur und meist falsch seien. „Wir sollten das Geld lieber dafür investieren, herauszufinden, was nach dem LKW kommt und wie die Logistiksysteme der Zukunft beschaffen sein müssen.“ Auch die Förderlandschaft gehöre durchforstet, dann wären viele Transporte überflüssig: „Wer glaubt, Tomaten aus Holland würden nach Sizilien zur Ketchupproduktion chauffiert, weil dort die Arbeitskraft so billig ist, irrt gewaltig. Es geht rein um die Agrarförderung, die für diese Transporte bezahlt wird“, kritisiert Krainz. Dafür sei die Klimathematik unnötig: „Das ist Mumpitz. Der Klimawandel wird herbeigeredet, damit einige Organisationen sich eine goldene Nase verdienen.“ Zudem wird er für eine neue verbrauchsabhängige KFZ-Steuer plädieren und diese auch argumentieren. Weitere These: durch die Globalisierung der Industrie wird die Transportwirtschaft ihre Basis verlieren. „Wir müssen dringend ein Mobilitätskonzept entwickeln, das weniger Ressourcen verbraucht und die zukünftigen Anforderungen erfüllt“, ist er überzeugt. Wie er sich das vorstellt, wird er in seinem Vortrag darlegen.

 

Nach diesem ebenso spannenden wie kontroversen Beitrag geht es etwas weniger explosiv weiter: „Umschlagseinrichtungen für den Güterverkehr“ lautet das Thema von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Franz Kessler, Lehrstuhl Fördertechnik und Konstruktionslehre Montanuniversität Leoben, ehe das Publikum in einer kleinen Pause das Gehörte verarbeiten kann.
 

Entsorgungslogistik

„Stoffströme beim Recycling von Metallen unter besonderer Berücksichtigung der anfallenden Reststoffe“ ist das erste Thema nach der Pause, dargebracht von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Helmut Antrekowitsch, Lehrstuhl Nichteisenmetallurgie Montanuniversität Leoben. Ihm folgt Dipl.-Ing. Marco Ortner, Abfallrechtlicher Geschäftsführer Loacker Recycling GmbH, Vorarlberg mit seinem Praxisbeitrag über „Grenzüberschreitende Abfalllogistik im Dreiländereck Ö, CH, D“. „Um genug Material für unsere Rescycling-Anlagen zu gewinnen, Importieren und Exportieren wir Abfälle aus Deutschland und der Schweiz. Dabei birgt der Transport von Schrott und Altfahrzeugen weit mehr bürokratische Hürden, als man denken möchte“, erklärt er. In seinem Vortrag wird er über die Vorgänge vom Antransport der Abfälle über die Aufbereitung und Trennung bis hin zur Sortierung, Verdichtung und Auslieferung berichten, in der das Unternehmen bald 125 Jahre Erfahrung hat. „Ich werde aufzeigen, wie man mit minimaler Platzverfügbarkeit das Maximum an Logistik unter Berücksichtigung nachhaltiger Gedanken herausholt“, macht er neugierig. Danach referiert Hofrat Dipl.-Ing. Dr. Wilhelm Himmel, Fachabteilung 19D, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Graz, über „Die Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit: Eine Förderplattform für eine nachhaltige Entwicklung steirischer Unternehmen“. Dann wird Dir. Ing. Leopold Pilsner, Geschäftsführer der Logistik Center Leoben GmbH, das Mikrophon ergreifen und seine Schlussworte an die Teilnehmer richten. Zum Ausklang wartet dann in der Kunsthalle Leoben auf Interessierte der Vortrag „Alexander der Große: Herrscher – Stratege – Logistiker“ von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Siegfried Augustin, Lehrstuhl Industrielogistik Montanuniversität Leoben. Nach dem Mittagessen kann man sich dann noch die ethnologische Ausstellung „Alexander der Große“ zu Gemüte führen.

 
Logistik express Redaktion: Angelika Thaler

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar