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Neuer Hafenbetreiber für Donauhafen Enns gesucht

Das Land Oberösterreich sucht für den Betrieb des Donauhafens Enns einen neuen Terminalbetreiber. Die Ambitionen des Salzburger Holzindustriellen Kaindl für Enns sorgen für Unruhe.   Redaktion: Logistik Express

Das Land Oberösterreich sucht für den Donauhafen Enns einen neuen Betreiber und hat dazu dieser Tage eine entsprechende Ausschreibung veröffentlicht, auf die sich potenzielle Interessenten melden können. Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Michael Strugl möchte die Angelegenheit, die bisher schon viel Staub aufgewirbelt hat, konsequent bis Februar 2014 über die Bühne bringen und bis dahin den geeigneten Partner finden. Bis Mitte November sollen die Bewerber ihr Interesse bekunden, dann bekommen Sie Einblick in ein Faktenbuch und bis Ende November sollen sie ein verbindliches Angebot auf den Tisch legen. Danach erfolgt die Evaluierung der Angebote und ab Februar 2014 soll der neue Betreiber das Geschäft im Hafen Enns übernehmen.

Die bisherigen Diskussionen um das künftige Betreibermodell haben schon für viel Unsicherheit unter den Hafenkunden gesorgt. Kritisch beobachten Operateure und Logistiker die Pläne das Salzburger Holzindustriellen Kaindl, der in Enns über seinem eigenen 350.000 m2 großen Areal die Errichtung eines neuen Container-Terminals neben dem bestehenden plant. Damit könnte die Neutralität im Terminal verloren gehen, lautet die Befürchtung unter den Hafenkunden. „Hier zeichnet sich ab, dass Steuergeld vergeudet wird“, so der Eindruck von Christian Gutjahr, Geschäftsführer des Kombi-Operators Roland, der einen weiteren Terminal in Enns für völlig unnötig hält. „Wir erwarten in Enns einen neutral agierenden Container-Terminal“, sagt Gutjahr und steht mit dieser Meinung nicht allein da.

Terminal muss neutral agieren
Diese Befürchtung hält Otto Hawlicek, Geschäftsführer des Container Terminals Salzburg (CTS), für unberechtigt. Kaindl betreibt den CTS bereits in Eigenregie und Hawlicek ist auch für das Projekt Enns zuständig. Die jetzt in Enns agierenden Operateure müssten keine Ängste haben, denn der Terminal werde weiterhin offen und diskriminierungsfrei bleiben, wie er ausdrücklich betont. Kaindl hat Hawliceks Worten zufolge bereits ein Angebot für die Übernahme der Betreiberschaft abgegeben. Der Bau eines zweiten Containerterminals auf dem Kaindl-eigenen Hafenareal sei notwendig, zumal der jetzige Terminal an seine Kapazitätsgrenzen stößt und es künftig zwei Terminals – A und B – geben soll, so Hawlicek. Auf einem soll künftig der Nutzungsschwerpunkt auf dem Bahnbetrieb liegen, auf dem zweiten beim Container-Handling. Sollte Kaindl bei der Ausschreibung den Zuschlag bekommen, wird für 15 Mio. Euro aus der Kaindl-Kasse das zweite „Ergänzungsmodul“ errichtet, wie Hawlicek den zweiten Terminal bezeichnet. Und „wir werden ab Dezember 2014 mit der Abwicklung von maritimen Verkehren mit unserem Partner Deutsche Bahn von und nach Enns beginnen“.

Öffentliche Förderung zugesagt
Für den bahnseitigen Anschluss des zweiten Terminals steht öffentliches Geld zur Verfügung. Über 4,3 Mio. Euro gibt es für den Bau der Anschlussbahn auf das neue, geplante Terminalareal eine fixe Förderzusage des Verkehrsministeriums, bestätigt Walter Fleissner, Sprecher von Verkehrsministerin Doris Bures. Das Förderansuchen wurde von CTS im Ministerium eingereicht und das Geld kommt aus dem Anschlussbahn- und Terminalförderungsprogramm des Klima- und Energiefonds der Regierung. „Der Fördervertrag wurde an die üblichen Bedingungen wie Mindestumschlag und Betriebspflicht gebunden“, so Fleissner. Die Errichtung eines weiteren Terminals in Enns müsse technisch und ökonomisch differenziert betrachtet werden, heißt es im Ministerium auf Anfrage der ITJ. Mit dieser Förderung verbunden ist die Auflage, dass Kaindl den Terminal neutral und diskriminierungsfrei für Operateure, Spediteure und andere potenzielle Hafenkunden offen halten muss, was für Hawlicek überhaupt kein Problem ist. (LE)

Quelle: LOGISTIK express Fachzeitschrift 4/2013

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