Projektreportage: Ausbau des Würth-Logistikzentrums Landquart

Im Auftrag der Würth International AG erweiterte die MLOG Logistics GmbH, Heilbronn, das Schweizer Logistikzentrum Landquart. Mit zwei weiteren Gassen verfügt das dortige Hochregallager (HRL) nun über mehr als 23.000 Palettenstellplätze und ist damit das größte seiner Art in ganz Graubünden.

Hoch hinaus geht es in den Schweizer Alpen, wo die Würth International AG in Landquart ihr Zentrallager, die Lagerhaus Landquart AG, betreibt. Die bescheiden klingende Bezeichnung täuscht in typisch schweizerischem Understatement über die wahren Dimensionen der Anlage hinweg, wie die Daten nach der Erweiterung belegen. Neben dem Hochregallager befindet sich auf dem Gelände noch ein automatisches Kleinteilelager (AKL) mit heute fast 7.500 Stellplätzen, 1.200 mehr als vor dem Umbau. Die Fläche für den Warenein- und -ausgang wurde verdoppelt und misst nunmehr 4.400 Quadratmeter. Hinzu kommen großzügige Sekundärflächen und ein moderner Verwaltungstrakt. Von Landquart aus gehen Lieferungen an Würth-Gesellschaften in der ganzen Welt. Das Logistikzentrum beschäftigt derzeit 37 Mitarbeiter, von denen diejenigen, die in der Konfektionierung beschäftigt sind, einen der schönsten und spektakulärsten Arbeitsplätze der Schweiz haben dürften: Der gesamte Bereich ist verglast und gibt den Blick frei auf die Bergmassive Graubündens.

Durch Wachstum an der Kapazitätsgrenze
Die Würth International AG ist innerhalb des Würth-Konzerns für die beiden Bereiche Zentraleinkauf und Beteiligungen zuständig. Kerngeschäft des Würth-Konzerns ist der globale Handel mit Befestigungs- und Montagematerial aller Art. Würth ist jedoch längst mehr als nur ein Handelsunternehmen für Schrauben, Schraubenzubehör, Dübel, Werkzeuge oder chemisch-technische Produkte. Neben diesem klassischen Produktsortiment vertreiben Gesellschaften der Würth-Gruppe seit Jahren Arbeitsschutzbekleidung, Produkte für Bau- und Heimwerkermärkte, Elektroinstallationsmaterial, elektronische Bauteile (Leiterplatten etc.), Finanzdienstleistungen und sogar Solarmodule.

In Landquart werden Teile des Warenbestands als so genannte Konsignationsware gelagert. Im Zuge einer solchen Vereinbarung lagern Lieferanten ihre Produkte im Lager des Kunden. Bis zur Entnahme bleiben die Teile im Eigentum der Lieferanten, die jederzeit online Zugriff auf sämtliche Materialbewegungen haben. So ist eine maximale Versorgungssicherheit mit den entsprechenden Teilen bei einem minimalen Abwicklungsaufwand gewährleistet – wichtig, um trotz des enormen Bestands hohe Flexibilität und kurze Lieferfristen zu gewährleisten. Durch die steigende Nachfrage nach diesem praxisgerechten Angebot und aufgrund des anhaltenden eigenen Wachstums der Würth-Gruppe stieß das erst vor wenigen Jahren errichtete Lager schon bald an seine Kapazitätsgrenzen. Daher fiel Anfang 2007 die Entscheidung zur Erweiterung. Der Auftrag wurde im März 2007 an die Heilbronner MLOG Logistics GmbH vergeben, die in der Vergangenheit bereits eine Reihe von Projekten für die Würth-Gruppe erfolgreich realisieren konnte. Der Auftrag umfasste unter anderem die Errichtung von zwei komplett neuen Gassen und die Anbindung an das als Reserve- und Komissionierlager dienende HRL. Der Bereich der Paletten-Kommissionierung wurde um zwei Arbeitsplätze erweitert. Für die Ganzpaletten-Entnahme im HRL Kopfbereich baute MLOG einen eigenen Auslagerstich ein. Über einen Vertikalheber werden sie von dort dem Wickler am Warenausgang zugeführt. Schließlich wurde die Fördertechnik durch einen Bypass entlastet. Das gesamte Projekt wurde in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr abgewickelt.

Hochregallager und AKL
Die beiden Gassen des HRL stattete MLOG mit vollautomatischen Regalbediengeräten (RBG) vom Typ MSINGLE RE-1200 aus. Die Modernisierung bzw. Umrüstung der vorhandenen RBG in den übrigen Gassen wird voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Die RBG übernehmen die Paletten von der Fördertechnik an der Regalstirnseite und lagern sie an einer vom Lagerverwaltungsrechner (LVR) vorgegebenen Position im Regalstahlbau ein. Das AKL blieb in weiten Teilen erhalten, ebenso die darin vorhandene Tablar-Fördertechnik. Lediglich der Regalstahlbau wurde auf der zum RBG gelegenen Seite erweitert.

Hohe Leistung der Fördertechnik
Die Gesamtleistung der Einlagerstrecke liegt bei 140 Paletten pro Stunde. Es sind täglich insgesamt bis zu 1.800 Palettenbewegungen im HRL möglich. Ähnlich hoch ist die Kapazität der Kommissionierung: Maximal 205 Paletten können täglich bearbeitet werden, das entspricht etwa 25 Aufträgen oder 2.800 Positionen. Die einzelnen Elemente der neu installierten Fördertechnik wurden mit Blick auf den hohen Durchsatz dimensioniert. Zur Kommissionierung gelangen bis zu 180 Paletten stündlich, der Bypass zwischen Kommissionierung und HRL transportiert 70 Paletten je Stunde. Zur Steuerung des gesamten Materialflusses wurden der Materialflussrechner und die Anlagenvisualisierung basierend auf dem S7-Standard erweitert und die vorhandene Lagerverwaltungssoftware angepasst.

Sämtliche Arbeiten wurden im laufenden Betrieb erbracht. Die Koordination der Aktivitäten und der diversen am Umbau beteiligten Gewerke lag bei dem Generalunternehmer MLOG und der Würth ITensis AG, dem international tätigen Logistics Consulting Unternehmen innerhalb der Würth-Gruppe. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die auch in der Zukunft Bestand haben wird: Im Zuge des Umbaus erhielt MLOG auch den Zuschlag für Wartung und Service der gesamten Anlage. 

Quelle: MyLogistics

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