Rhein-Havarie verursacht Umsatzausfälle in Millionenhöhe

Das am 13. Januar 2011 bei St. Goarshausen gekenterte Tankmotorschiff behindert die Rheinschifffahrt erheblich. Zwar konnte am Wochenende die sog. Bergfahrt, d.h. die Fahrt in Richtung Oberrhein, kontrolliert frei gegeben werden, so dass die dringend auf Lieferung wartende Kundschaft wieder bedient werden konnte. Die nicht minder wichtige Talfahrt, d.h. die Fahrt in Richtung Niederrhein und Seehafen Rotterdam, bleibt jedoch nach derzeit vorliegenden Informationen noch für mindestens zwei Wochen gesperrt. Da das mit Schwefelsäure beladene, gekenterte Schiff in dieser Richtung teilweise im Fahrweg liegt, ist eine gefahrlose Passage nicht möglich.

Knapp 200 Millionen Tonnen Güter werden jährlich auf dem Rhein befördert. Die teilweise Sperrung dieser wichtigsten Wasserstraße hat daher gravierende Auswirkungen auf die Logistik in Europa. Nicht nur in der chemischen Industrie und im Containerverkehr müssen alternative Ver- und Entsorgungskonzepte entwickelt und Güter teilweise auf andere Verkehrsträger verlagert werden. Auch die Binnenschifffahrtsbranche selbst ist von der Havarie erheblich betroffen. Die durchschnittlichen Umsatzausfälle eines Rheinschiffes betragen je nach Typ und Größe bis zu 4.000 Euro pro Schiff und Tag. Die Umsatzausfälle erreichen daher bereits jetzt Millionenhöhe. Besonders angespannt ist die Situation derzeit für die Partikulierschifffahrt. Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise haben – anders als in anderen Branchen – das Geschäftsergebnis auch noch im Jahr 2010 erheblich belastet. "Die Kombination aus einer schwierigen Marktsituation mit extrem niedrigen Frachtraten, Eis- und Hochwassersperrungen und nun der noch Wochen dauernden havariebedingten Behinderung führt zu einer außergewöhnlich großen Belastung für die Branche." So beschreibt Dr. Gunther Jaegers, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschiffahrt e.V. (BDB), die aktuelle Situation des europäischen Binnenschifffahrtsgewerbes.

Für Kritik am Havariemanagement und an den Bergungsaktivitäten besteht aus Sicht des BDB kein Anlass, im Gegenteil: "Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung leistet in dieser außergewöhnlichen Situation ganz hervorragende Arbeit. Sicherheit und Sorgfalt haben gerade wegen der Ladung des Schiffes oberste Priorität", erklärt BDB-Präsident Dr. Jaegers. Das Binnenschifffahrtsgewerbe und deren Kunden würden ebenso wie die Öffentlichkeit mehrmals täglich mit aktuellen Informationen versorgt.
 
Quelle: MyLogistics
Portal:  www.logistik-express.com

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