Siemens und Kapsch rüsten erste deutsche Neubaustrecke mit Zugsicherungssystem ETCS Level 2 aus

Die Konsortialpartner Siemens und Kapsch CarrierCom rüsten die 230 Kilometer lange Neubaustrecke von Ebensfeld über Erfurt bis Halle beziehungsweise Leipzig mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) Level 2 aus. Die Neubaustrecke ist Teil des Verkehrsprojektes der Deutschen Einheit 8 (VDE8). Das Projekt, mit einer Streckenlänge von rund 500 Kilometern, umfasst die Hochleistungstrasse von Nürnberg nach Berlin und ist Bestandteil der Eisenbahnachse des Transeuropäischen Verkehrsnetzes, die von Skandinavien nach Italien reicht. Damit kommt die modernste Leit- und Sicherungstechnik erstmalig in Deutschland zum Einsatz. Die notwendigen Signale werden ausschließlich über das digitale Bahnmobilfunksystem GSM-R (Global System for Mobile Communication Railways) in den Führerstand des Zuges übertragen. Auf der gesamten Neubaustrecke wird weltweit erstmalig auf konventionelle ortsfeste Außensignale verzichtet. Auftraggeber ist die Deutsche Bahn AG. Das Gesamtvolumen des Auftrags beträgt rund 93 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme ist in zwei Stufen für 2015 und 2017 geplant.
 
Während bei ETCS-Level 1 hauptsächlich Eurobalisen als Übertragungsmedium dienen, werden im Level 2 nahezu alle Informationen mittels GSM-R über das Euroradioprotokoll von der Streckenzentrale (Radio Block Center, RBC) zum Fahrzeug übertragen. Mit dieser Technik werden Informationen kontinuierlich und damit auch im Stillstand ausgetauscht. So wird sichergestellt, dass bei Wechsel von Halt auf Fahrt der Zug sofort beschleunigen kann, andernfalls müsste er bis zum nächsten Übertragungspunkt weiter abbremsen. Dies ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h und steigert die Streckenkapazität.
 
„Mit unserer Technologie liefern wir die Basis für einen durchgängigen grenzüberschreitenden Schienenverkehr und unterstreichen unsere Spitzenstellung im Bereich der modernen Zugleit- und Sicherungstechnik“, sagte Jochen Eickholt, Leiter der Geschäftseinheit Bahnautomatisierung bei Siemens. Langfristig wird ETCS die 14 unterschiedlichen Zugsicherungssysteme Europas durch eine einheitliche Technologie ablösen. Außerdem wird ein Teil der Lichtsignale an den Strecken durch Führerstandsignale ersetzt. Dies reduziert nicht nur die Infrastrukturkosten erheblich, sondern ermöglicht auch einen interoperablen europäischen Zugverkehr.
 
Die Bahnautomatisierungssparte von Siemens liefert für die Ausrüstung der Strecke zwischen Ebensfeld und Leipzig 13 elektronische Stellwerke vom Typ Simis D sowie das automatische Zugsicherungssystem Trainguard 200 für ETCS Level 2. Fahrzeuge, die mit dieser Technik ausgerüstet sind, orten sich in diesem Streckenabschnitt selbstständig und senden ihre Standorte zyklisch an die Streckenzentrale. Diese erhält von den angeschlossenen Stellwerken ständig das aktuelle Prozessabbild und erteilt dem Fahrzeug mittels Funkdatenübertragung die Fahrerlaubnis. Dafür wird die von Kapsch CarrierCom gelieferte GSM-R Technologie genutzt. Die GSM-R Systemtechnik von Kapsch wird bereits seit 2002 bei der Deutschen Bahn eingesetzt und dient sowohl der Sprachkommunikation für den Eisenbahnbetrieb als auch als Übertragungsmedium für die ETCS Level 2 basierende Zugsteuerung. „Das VDE 8 Projekt ist für uns von sehr großer Bedeutung und unterstreicht das Vertrauen der Deutschen Bahn in unsere GSM-R Technologie. Die Installation von ETCS Level 2 in Deutschland ist eine wichtige weltweite Referenz für Kapsch“, so Mag. Thomas Schöpf, COO Kapsch CarrierCom.

Quelle: Siemens

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