Speed!

DB Schenker kümmert sich seit diesem Jahr um die Logistik von MERCEDES AMG PETRONAS. Das DB Schenker Kundenmagazin „logistics“ war beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone dabei.

Lewis Hamilton läuft gut gelaunt durch das Fahrer­lager in Silverstone. Das Rennen ist seit einer Stunde vorbei – er hat es gewonnen. Jetzt, nach Siegerehrung und Interviews, schreibt er einem jungen Fan ein Autogramm auf die Mütze, mit älteren Anhängern macht er Small Talk und klatscht ab. Nur 25 Meter weiter dröhnt Dance­musik aus den Lautsprechern. In der Box des Hamilton-Teams MERCEDES AMG PETRONAS hat der Abbau begonnen. Die Stimmung ist gelöst. Schraubenschlüssel fallen klirrend neben dem Beat der Musik in die Werkzeugkisten.

Jubel nach Sieg, DB AG, © Daimler

Konstruktionen aus Traversen, unter denen die beiden „Silberpfeile“ parken, verschwinden innerhalb von Minuten. Auf dem Boden stehen zwei leere Sektflaschen. Nicht nur auf dem Siegerpodest wurde der gewonnene Formel-1-Grand-Prix gefeiert, auch hier in der Box. Lewis Hamilton und sein Teamkollege Nico Rosberg haben ein „1-2 finish“ erreicht. Besser kann es nicht laufen. Das Essen der Crew findet nebenbei statt, zwischen Werkzeugwagen, Notebooks und Reifen gibt es Sandwiches und Eis am Stiel.

Noch immer muss alles schnell gehen. Denn: Das Rennen bis zum nächsten Rennen läuft. „Wir hören immer Musik beim ­Abbauen. Nach so einem Sieg wie heute natürlich noch lauter als sonst“, sagt Markus Kotkowski. Er ist Projektmanager bei DB SCHENKERsportsevents und während der Tage an den Rennstrecken die Schnittstelle zwischen dem Formel-1-Team und den Logistikern. Seit Saisonstart fiebert er bei jedem Grand Prix mit. Denn: Seine europaweiten Logistikleistungen hat der Rennstall bis zum 31. Dezember 2018 an DB Schenker vergeben.
Mit einer Flotte von Mercedes-Benz Actros transportiert DB Schenker das gesamte Equipment des Weltmeisters vom Teamsitz in Brackley in England zu den Grand-Prix-Strecken durch Europa. Sieben Rennen: Barcelona, Monaco, Spielberg, Silverstone, Budapest, Spa und Monza. Die Aufgaben, die die Mannschaft um Kotkowski bewältigt, sind komplex. Ohne eine perfekte Logistik gibt es keine Poleposition und keinen Sieg. „Wir müssen uns zu 100 Prozent an die Zeitpläne halten. Die Formel 1 verzeiht keine Verspätungen“, sagt Kotkowski. „Es sind perfekt getimte Abläufe notwendig, damit Equipment und die beiden Rennwagen pünktlich bei den Tests und den Grand-Prix-Orten sind. Der Kunde soll sich voll und ganz auf sein technisches Know-how und das Rennen selbst konzentrieren können.“

 

 

Markus Kotkowski und das Motorhome
Markus Kotkowski, DB AG, © Matthias AletseeDas Team von DB Schenker, das für das „Projekt Formel 1“ arbeitet, besteht aus 30 Mitarbeitern. Für die „Racetrucks“ arbeiten zehn von ihnen. In fünf silberfarbenen Lkw transportieren sie die Rennwagen, Ersatzteile, die Werkstatt und das Ingenieurbüro – inklusive Spritlabor und Ruheräume für Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Alle Fahrzeuge der Flotte sind mit GPS-Transmittern ausgestattet, sodass der Kunde immer weiß, wo sich das Material befindet. Beim Transport allein bleibt es jedoch nicht. Während der Tage an den Rennstrecken helfen die Logistiker dem Formel-1-Team, wo sie können – eingeschlossen sind beispielsweise auch Security-Dienste für Nico Rosberg.

„In der Formel 1 zählen höchste Professionalität und Präzision. Das gilt auch für unsere logistischen Leistungen“, sagt ­Mercedes-Benz Motorsportchef Toto Wolff. „Mit DB Schenker haben wir jemanden an der Seite, der exzellenten Service bietet und in der Lage ist, auch auf sich verändernde Gegebenheiten mit der notwendigen Flexibilität und Schnelligkeit zu reagieren.“

 

Lkw in der Boxengasse
Einer der zehn Racetrucks-Fahrer ist Christopher Neil Pearson, den hier am Silverstone Circuit alle nur „Chris“ nennen. Der gebürtige Waliser ging in den 80er-Jahren für die britische Armee nach Deutschland. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Bielefeld. „Ich war aber in diesem Jahr erst fünf Wochen zu Hause“, sagt Pearson. „Der Job macht Spaß, ist aber eben auch sehr intensiv, dafür muss man Kondition mitbringen.“

 

 

Fahrer Chris Pearson
Fahrer Chris Pearson, DB AG, © Matthias AletseeNoch ein Rennen in Ungarn, dann macht die Formel 1 eine Sommerpause. Zeit zum Verschnaufen. 19.000 Kilometer war er seit dem Start des Projekts mit seinem Lkw unterwegs. Allein mehr als 7.000 Kilometer betragen die Entfernungen zwischen den Rennen. Hinzu kommen die Fahrten nach Brackley, zu Testfahrten und zu den Flughäfen, von wo Autos und Equipment zu den Überseerennen ­geflogen werden. „Für mich ist das hier eine komplett neue ­Herausforderung “, so der 44-Jährige. „Jedes Rennen ist anders – auch für uns. In Monaco zum Beispiel ist die Rennstrecke sehr eng und mitten in der Stadt. Man kann dann nicht sagen, ob wir vom Stadtrand noch 45 Minuten oder zwei Stunden bis zum Ziel brauchen.“ ­Pearson und seine Kollegen müssen fließend Deutsch und Englisch sprechen. Die Kommunikation mit dem deutsch-britischen Rennteam ist ein entscheidender Faktor.

Jetzt, etwa eine Stunde nach der Zieleinfahrt, ist Pearson kaum ansprechbar. Einer der Lkw ist in der Boxengasse geparkt. Mechaniker haben die beiden aus mehr als 3.000 Einzelteilen bestehenden Silberpfeile inzwischen so weit auseinandergebaut, dass sie transportfähig sind. So schnell wie möglich sollen sie für Tests und Diagnosen nach Brackley, nur einige Meilen vom Silverstone Circuit entfernt. Die Rampe am Trailer des Lkw steht für die beiden 702 Kilogramm schweren F1-Boliden bereit. Gemeinsam schieben Mercedes-Mechaniker und DB Schenker Mitarbeiter die Autos in den Trailer. Die Mercedes-Box leert sich langsam. Dennoch dauern die Arbeiten bis spät in den Abend.

 

 

MERCEDES AMG PETRONAS- und DB Schenker-Mitarbeiter verstauen das Siegerauto
Verladung Rennwagen, DB AG, © Matthias AletseeEin weiterer DB SCHENKERsportsevents-Akteur der „Mission Formel 1“ ist Sören Hell. Von Kelsterbach aus steuert er das Projekt. „Das Besondere an diesem Auftrag ist, dass es nicht allein um den Transport des Equipments geht: Wir bauen hier bei jedem Rennen ein richtiges Haus auf.“ Das „Haus“ – das ist das „Motorhome“, ein dreistöckiges mobiles Bauwerk, in welchem MERCEDES AMG PETRONAS Rennen für Rennen seine Gäste im Fahrerlager empfängt und Meetings abhält. Großküche, Theke, Konferenzraum, Büros und eine Dachterrasse mit Grill. Allein im Erdgeschoss hängen so viele Fernseher an den Wänden, dass Besucher stets die Rennstrecke im Blick haben. Für die jeweiligen Pay-TV-Sender sind stets fünf Receiver an Bord. Den Auf- und Abbau des Gebäudes koordiniert Tobias Genrich, der im DB Schenker Team alle handwerklichen Prozesse managt. Der gelernte Tischler ist stets vor Ort. Der Auf- und Abbau des Motorhomes, das aus insgesamt 28 Containern besteht, ist hochkomplex. Zusammengesetzt ergeben sie ein perfektes Bild. Keine Kratzer, keine Lücken. „Deshalb müssen wir bei der Konstruktion, beim Transport und beim Verpacken so sorgfältig wie möglich arbeiten“, sagt Genrich. Im Team „Motorhome“ sind für DB Schenker 20 Mitarbeiter im Einsatz.

 

 

DB Schenker auf der Rennstrecke
DB Schenker Lkw auf Rennstrecke, DB AG, © Matthias AletseeJetzt, einen Tag nach dem Rennen, ist der Abbau stark fortgeschritten. Ein Kran hebt eine Spülmaschine von der Dachterrasse. „Allein die Küche im Obergeschoss wiegt 1,3 Tonnen“, sagt Markus Kotkowski, der jetzt das Team-Hemd des Rennstalls gegen ein DB Schenker T-Shirt und Bauarbeiterhelm getauscht hat. Für den Transport des Motorhomes werden speziell gefertigte Trailer verwendet, deren Dächer sich komplett öffnen lassen. Die Seitenwände sind flexibel, wodurch die Ladefläche beim Be- und Entladen verbreitert werden kann, um Kratzer und andere Schäden zu vermeiden. Anders als die Silberpfeile selbst kommt das Motorhome bereits eine Woche vor dem Startschuss an der Strecke an. „Mittwoch vor dem Rennsonntag übergeben wir das Motorhome an den Kunden“, sagt Markus Kotkowski. „Bis dahin muss es in einem perfekten Zustand sein.“

Ein Tag nach dem Rennen ist das Gebäude wieder auf den Trucks. Die Formel 1 zieht weiter: Über Hagen geht es zum Großen Preis von Ungarn. Markus Kotkowski lacht und sagt: „In Budapest geht alles wieder von vorn los.“

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