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Süßes mag man eben

Wer von Österreich aus die Geschäfte in Ost- und Zentraleuropa steuert, bedarf einer besonders durchdachten und effektiven Logistikstrategie. TEXT: ANGELIKA THALER

Als der Kaufmann Josef Manner im Jahre 1890 aus Unzufriedenheit über die Qualität der für sein kleines Geschäft gelieferten Tafelschokolade die Initiative ergriff und beschloss, selbst Schokolade herzustellen, hätte er wohl nicht im Traum daran gedacht, dass er damit den Grundstein für ein Süßwarenimperium mit heute über 800 Mitarbeitern legte. Es war der Startschuss für einen Siegeszug, den das Unternehmen – seit Oktober 1913 unter dem Namen „Josef Manner & Comp AG“ – rund um die Welt antrat. Gebremst durch zwei Weltkriege erhob sich das Unternehmen in den späten 40ern wie Phoenix aus der Asche und setzte die Erfolgsgeschichte fort. Intelligente Zukäufe und Übernahmen (Napoli, Ragendorfer & Co., Walde Candita in Wolkersdorf/NÖ sowie Victor Schmidt & Söhne GmbH) machten den Betrieb zu dem, was er heute ist: zu einer süßen Großmacht. 

Logistik als tägliche Herausforderung
 
Auch heute befindet sich das Stammhaus noch im Wohnbezirk des damaligen Gründers, in Wien Hernals. Das Werk – Baujahr 1902 – wurde im Laufe der Zeit immer wieder neuen Gegebenheiten angepasst und erweitert, trotzdem erfordert ein Produktionsbetrieb inmitten einer Großstadt besonders durchdachte Systeme. „Wir produzieren an diesem Standort auf sieben Ebenen, dadurch ergeben sich vertikale Transportnotwendigkeiten“, erklärt Mag. Karl Rickl, Einkaufsleiter bei Manner. Auch heute noch würde die Schokolade ausschließlich in Wien produziert und von dort aus mittels Tankwagen in die anderen Standorte Wolkersdorf und Perg gebracht.

Von der Beschaffung… 
Bis auf wenige Ausnahmen werden Rohstoffe frei Haus geliefert. „Für die meisten Zutaten haben wir österreichische Lieferanten. Die Haselnüsse kommen überwiegend aus der Türkei, die etwa 9.000 Tonnen Kakaobohnen jährlich erreichen uns per Schiff über Antwerpen, Hamburg oder Amsterdam und von dort aus per LKW“, erklärt Rickl. Da das Werk in Hernals keinen Gleisanschluss habe, gäbe es keine wirkliche Alternative zum Straßentransport. Eine wesentliche Rolle im Einkauf spiele natürlich die Qualität: „Die Waren unserer zertifizierten Lieferanten erreichen uns alle mit beiliegenden Produktanalysen, trotzdem führen wir lückenlose Tests durch – was nicht unseren hohen Anforderungen entspricht, wird ausnahmslos zurückgeschickt“, meint Rickl rigoros. Manner ist nach IFS (International Food Standard) zertifiziert.

… über die interne Logistik…
Sämtliche Bestellungen werden im ERP-System AXAPTA (heute Microsoft Dynamics AX) erfasst und gegengeprüft. Jede eingehende Palette erhält ein Etikett mit EAN 128-Nummer und SECC (Single-Error-Correcting Code, Anm.), das sie durch die gesamte Lagerung bis in die Produktion begleitet. Im Lager kommt ein Palettenmanagement- System mit Funkscannern (MC 9090 von Symbol) zur Anwendung. Beim Übergang in die Produktion wird die Palette gescannt und schon im Sinne der lückenlosen Rückverfolgbarkeit automatisch im System einem bestimmten Auftrag zugeordnet, egal ob Rohstoff, Verpackung oder Halbfertigprodukt. „Im Bereich der Halbfertigartikel haben wir über die Einführung von RFID nachgedacht“, erklärt Ing. Gerald Eckel, Leiter der Materialwirtschaft, „so müssen zum Beispiel unsere Schokobananen 16 bis 24 Stunden bis zur richtigen Aushärtung im Puder liegen, das könnte man gut mit RFID überwachen. Allerdings sind wir derzeit aus Kostengründen wieder davon abgekommen.“ Die Fertigwarenpaletten erhalten nach dem Scannen einen eigenen, neuen Code und sind so im Lager jederzeit lokalisierbar.

… bis hin zum Vertrieb 
Zum hauseigenen Fuhrpark zählen zwei komplette LKW-Züge, ein Tankwagen und mehrere Kleintransporter für die Auslieferung innerhalb Österreichs. Zusätzlich arbeitet Manner mit den Spediteuren Schachinger, Schneckenreither und Dachser (Deutschland) zusammen. Für die reibungslose Koordination sorgen zwei LKW-Disponenten, die die nötigen Fahrzeuge rechtzeitig ordern. Eckel:„Unser Exportanteil liegt bei über 50 Prozent, wir bemerken zudem eine steigende Bedeutung der Gastronomie-Großmärkte gegenüber unserem Außendienst.“ Die Geschichte kann weitergehn…. 

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