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Vielfalt bringt Erfolg

Das Thema Diversity findet in der Transportbranche immer mehr Beachtung. Mitarbeiter, deren Persönlichkeit und Anderssein respektiert wird, tragen zum Unternehmenserfolg bei.

Eine Befragung der Wirtschaftskammer Wien unter Wiener Unternehmen hat ergeben, dass das Thema Diversity in zwei Drittel der Firmen stattfindet bzw. gelebt wird, auch wenn es nicht so genannt wird. Gerade in Klein- und Mittelbetrieben, die „unsere Wirtschaftskultur prägen, wird Diversity Management seit Jahren ganz einfach gelebt“, sagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, gegenüber dem Logistik express. „Mitarbeiter, die im Arbeitsplatz mit ihrer Persönlichkeit geschätzt und deren Potenziale gefördert werden, sind motivierter und erbringen bessere Leistungen“, betont Jank. Sie engagiert sich sehr stark in diesem Bereich, um den Betrieben nahezubringen, dass es sich lohnt, Mitarbeiter mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Kultur, Sprache, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung im Unternehmen zu haben und deren kreative Potenziale zu nutzen.

Diversity ist mehr als die „Quotenfrau im Management oder die Putzfrau mit Migrationshintergrund“, sagt Erich Neuwirth, Personalchef bei TNT Österreich. TNT hat in den 90er Jahren mit der Implementierung von Diversity-Management begonnen, nachdem der Leidensdruck, passende Leute auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren, immer größer wurde. „Es war für uns unglaublich schwer, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten“, erinnert sich Neuwirth. Eine jährliche Personalfluktuation von 25 Prozent, kaum brauchbare Resonanz auf Stelleninserate, geringe Mitarbeiterzufriedenheit und fehlende Attraktivität des Arbeitgebers TNT haben zum radikalen Umdenken in der Personalpolitik bewogen. Neue Personengruppen, die traditionell benachteiligt sind, wurden gezielt angesprochen: Ältere Mitarbeiter, Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderungen oder Schulabgänger.
 
Das Wiener Speditionsunternehmen Unitcargo mit seiner überschaubaren Mannschaft von 14 Mitarbeitern hat für sein Diversity-Engagement im Vorjahr sogar den erstmals von der Wirtschaftskammer Wien vergebenen DiversCity-Preis für „Ethnische Ökonomien“ bekommen. Davor Sertic, Geschäftsführer von Unitcargo, ist stolz darauf und hält Vielfalt im Speditionsgeschäft für notwendig, um erfolgreich zu sein. Sertic ist felsenfest überzeugt, dass man mit Mitarbeitern, denen man Respekt für deren Herkunft, Alter, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Mentalität und Religion entgegenbringt, nur gewinnen kann.

Kurt Spet, Geschäftsführer der more Logistics in Weiden am See, sucht bewusst Mitarbeiter im Alter ab 50, weil diese nicht „altes Eisen sind, sondern über wertvolle Erfahrung und Kompetenz verfügen“. More Logistics ist auf Transportvermittlung spezialisiert und sucht gerade wieder Mitarbeiter in dieser Altersgruppe.

„Anders zu sein ist nicht mehr ein Defizit, sondern eine Ressource, die es für den Unternehmenserfolg zu nutzen gilt“, sagt Manfred Wondrak, Diversity-Experte und Mitbegründer von Pauser & Wondrak Diversity Management Consulting mit Sitz in Wien.

Pauser & Wondrak hat aus langjähriger Praxis ein Implementierungsmodell für Diversity-Management entwickelt und berät derzeit die Wirtschaftskammer Wien in Sachen Diversity. Neue Märkte erschließen wollen bekanntlich nicht nur Großkonzerne, sondern auch der Botendienst um die Ecke, die kleine Nischenspedition oder der mittelständische Speditionsbetrieb, um im wettbewerbsstarken Umfeld reüssieren zu können. Wondrak: „Immer mehr Unternehmen nehmen Mitarbeiter aus oder mit einer Affinität zu einer bestimmten Zielgruppe auf und schneiden Leistungen und Produkte auf diese umworbene Kundengruppe zu.“

Logistik express Redaktion: Markus Trostmann

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