29. Deutscher Logistik-Kongress in Berlin eröffnet

Unter dem Motto "Exzellent vernetzt" hat am gestrigen Mittwoch der 29. Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin begonnen. Drei Tage lang werden sich die Teilnehmer aus Industrie, Handel, Logistikdienstleistung und Wissenschaft über aktuelle Fragestellungen und grundsätzliche Themen von Supply Chain Management und Logistik austauschen. Erwartet wurden Gäste aus rund 40 Ländern weltweit. 
 
Der Vorsitzende des Vorstands der BVL, Prof. Raimund Klinkner, erwartet für das laufende Jahr ein weiteres Umsatzwachstum des Wirtschaftsbereichs Logistik um bis zu drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2011 war in Deutschland nach sehr gutem Geschäftsverlauf ein Umsatz in Höhe von 223 Milliarden Euro erzielt worden bei einem Wachstum um sechs Prozent gegenüber 2010. Gleichzeitig wies Klinkner auf die Diskrepanz zwischen den Zukunftserwartungen der Unternehmen und der tatsächlichen Geschäftslage hin. "Hier schlagen sich Unsicherheiten und Volatilitäten auf den Kapitalmärkten und in der Politik nieder. Die teilweise widersprüchlichen Wirtschaftsmeldungen, die Tag für Tag verbreitet werden, tragen nicht dazu bei, Vertrauen in die weitere ökonomische Entwicklung zu erzeugen", so Klinkner. Tatsache sei aber auch, dass der Welthandel weiter wachse und insbesondere von den für die Exportnation Deutschland wichtigen Volkwirtschaften der BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) starke Impulse sowohl in den Beschaffungs- als auch in den Absatzmärkten gesandt würden. 
 
Um für weiteres Wachstum der Wirtschaft in Deutschland gute Rahmenbedingungen zu schaffen, mahnte Klinkner Investitionen in die Infrastruktur an. Er verwies auf eine aktuelle BVL-Umfrage, nach der die zukünftige Geschäftsentwicklung für gut 90 Prozent der Unternehmen direkt von der Qualität der Infrastruktur abhängt. In seiner Eröffnungsrede formulierte Klinkner folgende fünf Handlungsempfehlungen für die Politik und unterstrich, dass der Wirtschaftsbereich Logistik bereit sei, dafür seinen finanziellen und gestalterischen Beitrag zu leisten: 
 
Investitionen in Infrastruktur verdoppeln. 
Nutzerfinanzierung zweckgebunden und zielgerichtet nutzen. 
Planungssicherzeit schaffen, Infrastrukturfinanzierung langfristig sichern, Mobilität für Bürger und Wirtschaft bezahlbar halten. 
Intermodalität und Anbindung verbessern, Nadelöhre in Supply Chains beseitigen. 
Gemeinsame, faktengestützte Überzeugungsarbeit bei Projekten leisten. 
 
"Dabei sollten wir uns nicht allein auf den Ausbau der physischen Infrastruktur konzentrieren, sondern auch die Ablauforganisation gilt es zu verbessern: Nadelöhre bei der Zollabwicklung, zum Beispiel durch Medienbrüche beim Austausch von Verladedokumenten, sind unbürokratisch zu beseitigen", so der Vorstandsvorsitzende. 
 
Highlights und Themenschwerpunkte des Kongresses 
Der Kongress behandelt in 12 Hauptvorträgen, 16 Fachsequenzen, in Workshops, bei Diskussionen und Exkursionen ein breites Spektrum aktueller und langfristig relevanter Logistikthemen. Insgesamt steht er unter dem Motto "Exzellent vernetzt". Die Vernetzung der Informations- und Warenströme und der Menschen, die diese generieren und lenken, verstärkt sich mit großem Tempo. In jeder Hinsicht gut vernetzt zu sein, ist ein entschei-dender Erfolgsfaktor. Vernetzung unterstützt nachhaltiges Wirtschaften und ist ebenso wirkungsvoll im Umgang mit Volatilität, wirtschaftlichen Krisen oder anderen Störgrößen. 
Wie diese Komplexität beherrscht werden kann – in Zusammenarbeit von Entwicklung, Produktion und Logistik sowie durch unternehmensübergreifende Kooperationen – darüber wird in Berlin berichtet und diskutiert. 
Zu den Hauptreferenten des Kongresses zählen die Manager Dr.-Ing. Heinrich Hiesinger (ThyssenKrupp AG), Karl Gernandt (Kühne + Nagel International AG), Hans-Bernd Veltmaat (AGCO Corporation, USA), Dr. Michael Süß (Siemens AG), Günter Butschek (Airbus, Frankreich) und der Unternehmer Prof. Claus Hipp. Für die Politik haben zugesagt: Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer und Dr. Frank-Walter Steinmeier, Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag. Den Gastvortrag zum Abschluss des Kongresses hält der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx. 
 
Die 16 Fachsequenzen des Kongresses befassen sich mit den Themenfeldern Branchen, Strategien, Methoden und Innovationen. Jedem der Themen sind je vier Sequenzen gewidmet. Die je zweistündigen Veranstaltungen zu jedem Themenfeld sind so auf die Kongresstage verteilt, dass sie nicht miteinander konkurrieren und Besucher auf diese Weise ihre inhaltlichen Schwerpunkte setzen können. 
 
Branchen im Fokus. Chemie, Handel, Pharma und Automotive – diese vier Branchen werden in einen besonderen Fokus gestellt. Am Mittwochnachmittag ging es zunächst um Chemielogistik und die kommenden Herausforderungen im Spannungsfeld Wachstum und Rohstoffmärkte. Der Donnerstagmorgen setzt die Diskussion mit aktuellen Themen der Handelslogistik fort: Wie werden verändertes Konsumverhalten, demographischer Wandel und E-Commerce die Branche in der Zukunft prägen? Am Donnerstagnachmittag geht es dann um die Pharma-Branche und ihre Herausforderungen, wie veränderte globale Produktionsketten, komplexe gesetzliche Bestimmungen und steigender Preisdruck. Am Freitagmorgen befasst sich der "Fokus Automobillogistik" mit neuen Herausforderungen entlang globaler automobiler Wertschöpfungsketten und den entsprechenden Risikovorsorgesystemen. 
 
Zukunftsfähige Strategien. Unternehmen weiterentwickeln und Visionen verwirklichen: Die strategische Ausrichtung eines Unternehmens ist entscheidend, um sich im zunehmenden internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Doch wie können sich Unternehmen erfolgreich auf die kommenden Herausforderungen im Wirtschaftsbereich Logistik einstellen? Der Kongress gibt in vier Fachsequenzen mögliche Antworten auf diese Frage. Konkret werden die Themen "Kooperationen in Netzwerken", "Distributionsstrukturen im After Sales", "Versorgung von Ballungszentren in der Zukunft" sowie "Wettbewerbsvorteil Nachhaltigkeit" behandelt. 
 
Schwerpunkt Methoden. Sehr gute Strategien allein sind noch kein Garant für den Unternehmenserfolg. Erst die optimale operative Umsetzung bringt einen dauerhaften Effekt. Doch welche Methoden und Werkzeuge werden konkret in der Praxis eingesetzt, um Prozesse zu optimieren und Transparenz zu schaffen? "Transparenz in Wertschöpfungsketten", "Transportmanagement effizient gestalten", "Prozessstabilität durch Risikomanagement" und "Lean Management in Lägern" lauten die Sequenztiteln, unter denen der Kongress das Methoden-Thema bearbeitet. 
 
Praxisrelevante Innovationen. Unter dieser Überschrift geht es unter anderem um den Erfolgsfaktor Personal, um Wissenschaft, Social Media und Technologie. In jeder der vier Sequenzen tragen drei oder vier Experten ihre Erfahrungen vor und stellen sie zur Diskussion. In der Wissenschafts-Sequenz präsentieren die Finalisten des Wissenschaftspreises Logistik ihre Arbeiten. Dies sind Dr. Julia Bendul, Dr. Annika Lechner, Dr. Jennifer Schwarz gemeinsam mit Dr. Martin Keßler sowie Carolin Singer. Die Themen reichen von Forschungen über integrierte Transportsysteme über die Serienfertigung in der Automobilindustrie und die Bewältigung von Unsicherheiten in der Supply Chain bis hin zum Technologie- und Wissenstransfer in der humanitären Logistik für Hungerregionen Afrikas.

Quelle: MyLogistics

Portal: www.logistik-express.com  

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