Alarm! Weniger Geld für die Logistik?
Die schlechte Nachricht: In der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise verkleinert der Kostendruck die „Logistiktöpfe“ deutlich. Die gute Nachricht: Die Nachfrage nach ausgelagerten Dienstleistungen bleibt weiterhin hoch. Durchschnittlich elf Prozent ihrer Umsätze gaben die Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit für Logistik aus. Knapp die Hälfte davon (42 Prozent) verwendeten sie dabei für das Outsourcing von Logistikprozessen. Das sind zwar um zehn bis 15 Prozentpunkte weniger als in den vergangenen Jahren, aber gleichzeitig berichten 65 Prozent der Unternehmen, dass der Outsourcing-Anteil an den Logistikausgaben steigt. „Wir schlussfolgern daraus, dass die Betriebe in der Krise die Kosten für ihre externen Dienstleister einfach schneller zurückfahren konnten als die gesamten Logistikausgaben“, erklärt Dr. Martin Raab, Leiter Supply Chain Management bei Capgemini Consulting. Grundsätzlich sind 89 Prozent der Unternehmen mit ihrem Logistikdienstleister zufrieden. Dies belegt die langfristige Zusammenarbeit von durchschnittlich 13 Jahren, so die Kernaussagen der aktuellen Studie „Third Party Logistics“ (3PL) von Capgemini Consulting, dem Georgia Institute of Technology und dem globalen Logistikdienstleister Panalpina. Nicht weniger als 1.900 Unternehmen und Logistikdienstleister aus Europa, Nord- und Lateinamerika sowie Asien haben sich an dieser Studie beteiligt, sie wird demnach vom Logistik express als wirklich aussagekräftig angesehen. Im Fokus der 15. Ausgabe standen neben den sogenannten „total landed cost“ die Branchen Life Sciences und Fast Moving Consumer Goods (FMCG). Global Sourcing als Mega-Herausforderung Ein Blick auf die Pharmabranche Und bei den Konsumgütern? Die Konsumgüterbranche spricht den 3PLs vor allem die Fähigkeit zu, Kosten zu reduzieren und Störungen in der Lieferkette zu beheben. Im Gegensatz zu den 3PLs glauben die Firmen jedoch nicht, dass die Dienstleister die Markteinführung von Produkten und die Integration der Lieferkette beschleunigen können. Zwei Drittel der Betriebe versuchen auch über gemeinsame Warenlager und Transporte, die Logistikkosten zu verringern. Die Einsparungen lagen bei der Mehrheit der Unternehmen allerdings bei weniger als fünf Prozent. Zukunftssorgen, Kostendruck, Bürokratie Die Kärntner Transporteure sind die von der Wirtschaftskrise am stärksten betroffene Branche. Sie leiden unter hohen Investitionskosten und steuerlichen Belastungen, zudem wird der Wirtschaftsaufschwung von den meist industriellen Auftraggebern nicht weitergegeben. Der Stundensatz für einen dreiachsigen LKW liegt im Schnitt bei 45 Euro, für einen Vierachser bei 55 Euro pro Stunde. Zum Vergleich: Ein Handwerker (Mechaniker, Installateur usw.) verrechnet bis zu 80 Euro pro Stunde. Frächter Hubert Maletz: „Wir können nur an die Industrie appellieren: Behandelt uns als faire Partner nach dem Prinzip ‚leben und leben lassen‘.“ Schon ein Cent mehr Dieselkosten würde bei einem durchschnittlichen Betrieb mit zehn LKW eine jährliche Zusatzbelastung von 60.000 bis 90.000 Euro bedeuten: „Das ist oft die Entscheidung zwischen Leben oder Tod.“ Mehr Optimismus im Norden Im Bereich der Gestaltung rechtlicher Rahmenbedingungen hat die Forderung der Branche nach einer Angleichung der finanzstrafrechtlichen Haftungsbedingungen an jene der beratenden Berufe Vorrang. „Es kann nicht sein, dass die Verantwortlichkeit für einen Rechtsanwalt bzw. Steuerberater in Angelegenheiten des Finanzstrafrechts erst bei grober Fahrlässigkeit beginnt, ein Mitarbeiter im Speditionsgewerbe aber bei jedem leichten Versehen strengste Haftungskonsequenzen fürchten muss“, so Schneckenreither. Erstaunlich optimistische Töne sind inzwischen aus dem größten Bundesland zu vernehmen. Denn verblüffenderweise hat das Budget 2011 nicht für alle Wirtschaftstreibenden einen fahlen Beigeschmack. Als eine der wenigen Branchen können die blau-gelben Transportunternehmer den bevorstehenden steuerlichen Änderungen sogar etwas Positives abgewinnen. „Mit der Senkung der Kraftfahrzeugsteuer um 30 Prozent wird endlich eine unserer langjährigen Forderungen erfüllt. Die Auswirkungen des neuen Aufschlages von 5 Cent je Liter Diesel hängen nahe liegender Weise vom Rohölpreis ab”, sagt Heinz Schierhuber, Fachgruppenobmann der Sparte Güterbeförderung in der NÖ Wirtschaftskammer. „Das mit einem Rahmen von 30 Millionen Euro geschnürte Entlastungspaket macht den Wirtschaftsstandort Niederösterreich im europaweiten Vergleich wieder deutlich wettbewerbsfähiger”, lobt der Fachgruppenobmann. Bei der bevorstehenden Anhebung der Mineralölsteuer um netto 5 Cent je Liter Diesel appelliert der Fachgruppenobmann in erster Linie an den Einsatz eines so genannten Treibstoffmonitors. Dieser könnte dabei helfen, die Treibstoffkosten bei Transportaufträgen objektiv auszuweisen. „Damit ist der Treibstoffmonitor der Schlüssel für die Weitergabe jener Mehrkosten an die Auftraggeber, die durch schwankende Treibstoffpreise entstehen“, erklärt Schierhuber. (Mehr über die Steuer-Situation auf Seite 5!) (PJ) Logistik express Redaktion: Paul Christian Jezek |