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Allianz Report:Große Produktrückrufe kosten über 10 Millionen Euro

Rückrufrisiken haben weltweit erheblich zugenommen – das Potenzial für größere und komplexere Schäden steigt. Das ist das Fazit eines aktuellen Reports des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), der im Zeitraum zwischen 2012 und dem ersten Halbjahr 2017 insgesamt 367 Produktrückrufforderungen aus 28 Ländern in 12 Branchen untersuchte. „Wir sehen Rekordzahlen bei Rückrufaktionen in Bezug auf Größe und Kosten“, sagt Christof Bentele, Head of Global Crisis Management bei AGCS. Dazu tragen vielfältige Faktoren bei, wie etwa eine strengere Regulierung, komplexere globale Lieferketten, wirtschaftlicher Druck sowie die zunehmende Bedeutung von Reputationsschutz.

Automobilindustrie mit den meisten und größten Rückrufaktionen Wirft man einen Blick auf die einzelnen Branchen, so war die Automobilindustrie mit 42 Prozent der Schäden am meisten von Rückrufaktionen betroffen, vor der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (18 Prozent) und Haushaltsgeräten (10 Prozent). Auch bezogen auf die Schadenhöhe liegt die Automobilindustrie (71 Prozent) klar an der Spitze, auf Platz 2 rangiert die Nahrungsmittel-und Getränkeindustrie (16 Prozent), der IT-/Elektroniksektor (3 Prozent) landet auf Platz 3. Die Hauptursache für Rückrufe sind – quer über alle Branchen – ein mangelhaftes Produkt oder eine fehlerhafte Ausführung (80 Prozent). Produktverunreinigungen (12 Prozent) kommen besonders häufig in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie vor. Krankheitserreger stellen hierbei ein großes Problem dar, ebenso wie Kontamination durch Glas-, Kunststoff- und Metallteile. Auch Lebensmittelbetrugsfälle wie der Pferdefleischskandal in Großbritannien vor vier Jahren treten gehäuft auf und verursachen neben finanziellen Verlusten auch beachtliche Reputationsschäden.

Schäden in Milliarden-Höhe
Über 50 Prozent des untersuchten Schadenaufwandes sind auf nur zehn Rückrufe zurückzuführen, die durchschnittlichen Kosten für einen größeren Rückruf – über alle Branchen – belaufen sich laut AGCS auf über 10,5 Millionen Euro, wobei die Kosten für einige große Rückrufe in der letzten Zeit diese Summe bei weitem übersteigen: Bei einer der bis dato größten Rückrufaktionen in der Automobilbranche wegen defekter Airbags werden laut Schätzungen wohl 60 bis 70 Millionen Fahrzeuge von mindestens 19 Herstellern weltweit in die Werkstätten zurückgeholt. Die Kosten werden auf fast 21 Milliarden Euro geschätzt. Dieser Fall verdeutlicht den zunehmenden „Domino-Effekt“, der sich auf den Automobilsektor, aber auch auf andere Branchen auswirkt. Da viele gängige Komponenten von mehreren Herstellern gleichzeitig verwendet werden, kann ein einziger Rückruf Auswirkungen auf eine ganze Branche haben.

Ausblick: Cyberangriffe und Reputationsschutz als neue Rückrufauslöser
Der Bericht untersucht auch neu auftretende Rückrufauslöser und -risiken, die größtenteils auf neue Technologien zurückzuführen sind. Der technologische Wandel in der Automobilindustrie hin zur elektrischen und autonomen Mobilität werde weitere Rückrufrisiken mit sich bringen, sind die Allianz Experten überzeugt. Auch Cyberrückrufe können zunehmend Realität werden: Hacker könnten ein Produkt verändern oder kontaminieren, indem sie in automatisierte Produktionsanlagen eindringen und die Steuerung von Maschinen übernehmen. Cyber sei derzeit ein noch unterschätztes Rückrufrisiko, es gebe jedoch bereits erste Rückrufe aufgrund von Sicherheitslücken in Autos oder Kameras, so die Experten.

Auch der Schutz von Reputation könne gerade in Zeiten von Social Media Rückrufe auslösen, insbesondere dann, wenn nicht professionell kommuniziert wird. Es werde zunehmend Fälle geben, bei denen es keine gesetzliche Verpflichtung zum Rückruf gibt, der Rückruf aber aus Reputationsgründen trotzdem erforderlich ist.

Frühzeitiges Krisenmanagement notwendig
Vorausschauende Planung und Vorbereitung können einen erheblichen Einfluss auf die Größe eines Rückrufs und den finanziellen sowie den Reputationsschaden haben. „In den vergangenen 24 Monaten ist auch die Nachfrage nach Produktrückruf-Versicherungslösungen in Österreich merkbar angestiegen“, erklärt Ole Ohlmeyer, der für das AGCS-Geschäft in Österreich und Osteuropa verantwortlich ist. Als Teil eines ganzheitlichen Risikomanagementkonzepts können spezialisierte Produktrückruf-Versicherungen Unternehmen dabei unterstützen, sich schneller zu erholen, indem sie die Kosten für einen Rückruf, einschließlich Betriebsunterbrechung, decken. Solche Versicherungen bieten auch Zugang zu Krisenmanagement-Services und spezialisierten Beratern. Diese prüfen die Verfahren eines Unternehmens und unterstützen bei einer Produktkontamination weltweit bei der Zusammenarbeit mit Behörden, Kommunikation, Rückverfolgung von Produkten sowie Laboruntersuchungen.

Downloads im Internet unter
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Foto: Ole Ohlmeyer (© Allianz) – Abdruck honorarfrei Pressemeldung als PDF
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