Bei Head Huntern geht es aufwärts

Nach einem durchwachsenen Jahr steigt die Zahl der neu zu besetzenden Stellen wieder. Der Silberstreifen am Horizont der Exportwirtschaft kurbelt die Nachfrage nach Vertriebsmanagern im Transport- und Speditionsgewerbe an. myLogistics befragte dazu Urs Hug, Managing Partner der Meneghin & Partner Unternehmensberatung AG.

myLogistics: Wie hat sich die Wirtschaftskrise 2009 bei Meneghin & Partner auf die Nachfrage nach Kandidaten ausgewirkt?

Urs Hug: Das Jahr verlief durchzogen. Im 1. Quartal war die Nachfrage auf Vorjahresniveau, im 2. und 3. Quartal schwächer, im 4. Quartal weit über Vorjahr. Ich möchte hier erwähnen, dass die Aufträge bei uns jeweils von Firmen, meist Speditionen, KEP-Dienstleistern oder Transportunternehmen, beispielsweise aus der Bahnbranche kommen, die eine bestimmte Stelle oder mehrere neu besetzen wollen. Wir arbeiten nur auf Basis exklusiver Verträge und das europaweit. Für Stellensuchende, die sich bei uns in der Datenbank registriert haben, werden wir nur im Rahmen dieser Mandate aktiv.
Grundsätzlich hat die Abwicklung aller Mandate 2009 länger als üblich gedauert. Kandidaten und Kunden waren in ihrem Verhalten sehr zögerlich. Wer eine gut bezahlte Stelle hatte, war häufig nicht bereit, sie aufzugeben. Darüber hinaus haben viele Firmen versucht, Kosten zu sparen, indem Stellen interimsmässig nicht besetzt bzw. nur mit Verzögerung besetzt wurden. Zahlreiche Projekte wurden abgebrochen, unterbrochen oder verschoben.

myLogistics: Welche Bewegung sehen sie im Stellenmarkt? Wenn Personen gesucht wurden, welche Positionen sollten neu besetzt werden?

Urs Hug: Das Pendel hat gegenüber 2007/2008 auf die andere Seite ausgeschlagen. Es gibt jetzt mehr Kandidaten als vor ein bis zwei Jahren. Wir registrierten vor allem Ersatzbeschaffungen auf einem Einkommensniveau von über €150k. Gegen Ende dieses Jahres waren hauptsächlich Fachkräfte für Vertrieb, Business Development und Ähnliches sehr gefragt.
Die Krise hat zu Überkapazitäten bei leitenden Angestellten geführt. Deshalb haben wir in diesem Jahr vermehrt leitende Mitarbeiter/Logistikmanager in unsere Datenbanken aufgenommen.

myLogistics: Wenn Sie Neuzugänge in Ihre Kartei bekamen, welche Stellengruppen waren am stärksten vertreten?

Urs Hug: Schwierig zu sagen: Die Stellensuchenden kamen aus allen Geschäftsbereichen des unteren, mittleren und oberen Managements.

myLogistics: Welche Qualifikationen sind heute wichtig?

Urs Hug: Wichtige Qualifikationen bei den Kandidaten für Stellen im Speditions- und Transportgewerbe sind eine solide Speditions- oder Logistikausbildung, Praxiserfahrung, möglichst auch im Ausland und nicht nur in Stabfunktionen, Sprachkenntnisse und Beispiele für Eigeninitiative. Erfahrung in Industrie- und Handel ist für Stellen im Segment Kontraktlogistik von Vorteil, Erfahrung im maritimen Bereich für Seefrachtleiter, bei Airlines oder Frachtagenten für Luftfrachtleiter. Eine kontinuierliche Weiterbildung und -entwicklung wird vorausgesetzt. All zu häufige Stellenwechsel werden negativ beurteilt. Zunehmend finden Spediteure auch eine Anstellung in maritimen Unternehmen, bei Hafenbetreibern und Reedereien.

myLogistics: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Logistikern in Industrie und Handel?

Urs Hug: Hier sind vor allem Supply Chain Manager gesucht, die harte Kostensenkungsentscheidungen durchsetzen können. Aber Industrie und Handel sind nicht unser Hauptmarkt. Da gibt es andere Spezialisten.

myLogistics: Hat sich die Krise auf die Höhe Ihrer Vermittlungshonorare ausgewirkt? Genauer: mussten Sie als Personalberater ihre Vermittlungshonorare senken?

Urs Hug: Nein, Qualität hat ihren Preis. Wir waren, wie erwähnt, voll ausgelastet, vor allem da die Abwicklung der Mandate viel mehr Zeit in Anspruch genommen hat. Allerdings sind nicht alle Personalberatungsunternehmen in Europa so gut durch die Krise gesegelt. Einige auf nationale Märkte spezialisierte Firmen verzeichneten erhebliche Umsatzeinbrüche.

myLogistics: Mit welchen Mitteln kann man neue Mitarbeiter in dieser Zeit auf eine neue Position locken? Schließlich sind Stellenwechsel riskant, und wer keine Not hat, bleibt lieber, wo er ist.

Urs Hug: Das ist genau der Punkt:. last in first out. Lockmittel gibt es zur Zeit keine oder wenig. Entweder es passt oder es passt nicht.

myLogistics: Waren die für neue Kandidaten in Aussicht gestellten Gehaltssprünge mit denen vergangener Jahr vergleichbar? Wenn nicht, wohin ging der Trend 2009?

Urs Hug: Bei Führungskräften und Spezialisten mit Gehältern von EUR 100k p.a. und mehr (unsere Zielgruppe) gab es keine bzw. wenige Veränderungen. Nach meiner subjektiven Beobachtung und auf Grundlage unserer Abschlüsse gab es keine signifikante Änderungen in der Entlohnung von Mitarbeitern im Segment Transport und Logistik.

myLogistics: Wie sehen sie die Entwicklung des Personalmarkts im kommenden Jahr?

Urs Hug: Wir spüren einen klaren Aufwärtstrend! Bei vielen Firmen herrscht Nachholbedarf. Der Ersatzbedarf wird steigen. Einige Firmen planen mutig sogar wieder einen Geschäftsausbau, so dass es auch neu geschaffene Stellen zu besetzen geben wird. Darüber hinaus möchte ich an die demografische Entwicklung erinnern, die sich abzeichnet. In den Industriestaaten werden in den kommenden Jahren mehr Leute in Rente gehen als mit der Ausbildung fertig werden. D.h. innerhalb kürzester Zeit wird der Kampf um die Talente wieder voll entbrennen. Wohl dem, der sich auch in der Krise um Mitarbeitende und Kunden, sein Humankapital, gut gekümmert hat.

myLogistics: Danke, Herr Urs, für das aufschlussreiche Gespräch.

Das myLogistics-Interview führte Susanne Wranik.

Quelle: MyLogistics       
Portal:  www.logistik-express.com

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