Berlin-Brandenburg setzt auf Nord-Süd-Korridor

Am "Tag der Logistik" will Prof. Herbert Sonntag, Vize-präsident der TH Wildau und Vorstandsvorsitzender des LogistikNetzes Berlin-Brandenburg (LNBB), erneut für den Ausbau des Nord-Süd-Korridors werben.

"Der Wirtschaftsraum zwischen Skandinavien und der Adria hat das Potenzial, sich zu einer der weltweit wettbewerbsfähigsten Regionen zu entwickeln", erläutert Prof. Sonntag im Vorfeld der Veranstaltung. "Berlin-Brandenburg kann sich hier als Logistikstandort profilieren – und für die Zukunft ein Plus an Wirtschaftskraft, Arbeit und Wohlstand schaffen."

Von Oslo, Göteborg, Kopenhagen über Berlin nach Prag, München, Venedig – und von dort weiter ans Mittelmeer bis zum Suezkanal: Die Nord-Süd-Route ist mit 1.300 Kilometern die kürzeste Verbindung zwischen Ostsee und Adria, weist die höchste Dichte an Hauptstadtregionen in Europa auf und vereint über 90 Mio. Einwohner über nationale Grenzen hinweg. Aufgrund der Verlagerung globaler Handelsströme wird dieser Korridor immer attraktiver. "Berlin-Brandenburg liegt an einem wichtigen Knotenpunkt der Nord-Süd-Achse und kann gleichzeitig als bedeutende Drehscheibe für Ost-Westverkehre dienen", erklärt Prof. Sonntag. "Das bietet neues Potenzial für die regionale Wertschöpfung. Was Infrastruktur, Arbeitskräfte, Lohnniveau und Lebensqualität betrifft, sind wir sehr gut aufgestellt. Derzeit laufen drei große EU-Projekte zur interregionalen Transportentwicklung in Berlin-Brandenburg mit SONORA (South-North-Axis), SCANDRIA (Scandinavian Adriatic Corridor) und FLAVIA (Fracht und Logistik Zentraleuropa Richtung Schwarzes Meer)."

Metropolen als Motor der Korridorbildung
Trotz strategisch guter Ausgangsposition sind die Gütertransportströme Berlin-Brandenburgs bisher noch zu wenig mit Skandinavien verflochten. Zwar wurde in den vergangenen Jahren die Verkehrsinfrastruktur für die Personenbeförderung in Teilabschnitten des Nord-Süd-Korridors bereits erheblich verbessert. „Mit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes im Jahr 2006 erhielt Berlin die größte und modernste Zentral-station Europas“, führt Prof. Sonntag als Beispiel an. „Das war ein wichtiger Schritt, denn die schnelle Erreichbarkeit von Metropolen spielt beim Aufbau von Korridoren eine entscheidende Rolle. Der Bahnhof verknüpft die bestehenden Ost-West-Verbindungen mit der neuen Nord-Süd-Achse. Und auch der neue Airport Berlin Brandenburg International, der Ende 2011 an den Start geht, bringt die internationale Drehscheibenfunktion der Region weiter voran.“

Weitere Engpässe im Verkehrsnetz müssen aber noch beseitigt werden. Ziel ist die Verlängerung der Transeuropäischen Verkehrsachse 1, die sich künftig von Nord-italien, München, Erfurt, Halle / Leipzig über Berlin und Rostock nach Skandinavien erstrecken soll, sowie die Verlängerung der Transeuropäischen Verkehrsachse 22, die von Prag über Dresden bis Berlin führt. "Für uns bietet sich die große Chance, Berlin-Brandenburg zu einem Umschlagplatz auch für Übereck-Verkehre zu etablieren", so Prof. Sonntag. "Wenn dies gelingt, profitiert die Hauptstadtregion davon, dass die Logistikunternehmen immer stärker selbst Zwischenschritte der Fertigung übernehmen und so weitere Arbeitsplätze schaffen."

Von Frankfurt/Oder nach Südeuropa
Erste Erfolge, die auf den konsequenten Ausbau der Nord-Süd-Route zurückgehen, sind in der Region bereits sichtbar. Aktuelles Beispiel ist der wachsende Güterverkehr über Frankfurt/Oder nach Südeuropa. Zum Ausbau dieser Verbindung unterzeichneten die Technische Hochschule Wildau und das Investor Center Ostbrandenburg Ende März dieses Jahres eine Vereinbarung. "Derzeit werden bereits Waren aus dem polnischen Hinterland zu deutschen Häfen und nach Rotterdam gebracht", sagt Prof. Sonntag. "In Zukunft sollen auch Züge von der Oderstadt nach Slowenien fahren. Anfragen von Dienstleistern, die ihre Angebote hier platzieren wollen, liegen bereits vor."

Bereits heute arbeiten rund 180.000 Menschen in Berlin-Brandenburg in der Logistik-branche. Das sind fast acht Prozent aller Arbeitsplätze, Tendenz steigend. "Es zahlt sich aus, dass intensiv in die Verkehrsinfrastruktur investiert wurde", resümiert Prof. Sonntag. "Bis 2020 wird die Hauptstadtregion zur Champions League der Logistikstandorte in Europa gehören."

Quelle: MyLogistics
Portal:  www.logistik-express.com

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