|

Blick auf Air Cargo Österreich

Das Geschäft mit der Luftfracht hat sich auf den österreichischen Flughäfen im vergangenen Jahr rückläufig entwickelt.  Redaktion: Logistik express

In Sachen Air Cargo in Österreich richtet sich der Blick zuerst auf den Wiener Flughafen Schwechat. Um knapp mehr als neun Prozent auf 252.000 Tonnen hat dieses Geschäft auf VIE im Vorjahr spürbar nachgelassen. „Uns war bewusst, dass angesichts der weltweiten Wirtschaftsentwicklung für Air Cargo auf dem Wiener Flughafen kein leichtes Jahr werden wird“, kommentiert Flughafen-Vorstand Julian Jäger rückblickend das Ergebnis. Für 2013 rechnet Jäger im zweiten Halbjahr mit einer wirtschaftlichen Erholung und wieder mit mehr Luftfracht. Bauliche Ausbaumaßnahmen sind in Wien in diesem Jahr jedenfalls keine geplant.

Der Carrier Lufthansa nutzt Wien als Drehscheibe Richtung Südosteuropa. Das vor allem im Bereich Special Cargo, allerdings sind die Transportkapazitäten wegen des eingesetzten Fluggeräts nach Südosteuropa eher beschränkt. Die Alternative sind Road Feeder Services, die im Vorjahr mit einem Minus von fünf Prozent weniger nachgelassen haben als die geflogene Fracht mit minus 11 Prozent. Die rigorose Verschärfung der Sicherheitsvorschriften seit Beginn dieses Jahres beim Transport von Fracht unterflur in Passagierflugzeugen bewirke Umschichtung in Richtung Nurfrachterflüge, deren Bedeutung in diesem Jahr stark steigen wird, blickt Jäger in die nahe Zukunft.

Weniger Fracht via Linz Hörsching
Der Linzer Flughafen Hörsching, der noch 2011 im Vergleich zu allen anderen österreichischen Airports mit einem Plus glänzte, hat im Vorjahr spürbar Volumen verloren: Es fiel in Summe mit knapp mehr als 47.000 Tonnen auf knapp mehr als neun Prozent zurück. Das Minus ging fast ausschließlich auf das Konto der Road Feeder Services; bei der geflogenen Fracht lag der Rückgang bei unter einem Prozent. Gerhard Kunesch, Geschäftsführer des Flughafens, bringen diese Zahlen nicht aus der Fassung: „Wir haben in den Jahren 2010 und 2011 ein Wachstum von 40 Prozent erlebt und haben für 2012 damit gerechnet, dass sich der Frachtbereich konjunkturbedingt eher rückläufig entwickeln wird.“ In diesem Jahr rechnet man wieder mit einem leichten Wachstum.

Linz hat sich zu einem Regionalflughafen gemausert, den die Airlines mit Vorliebe für den lokalen Umschlag bzw. für Transshipment-Transporte nutzen. So wurden im Vorjahr via Hörsching mit AN124-Fluggerät für die amerikanische Weltraumindustrie Satelliten abgefertigt und Frachtcharter nach Südafrika durchgeführt. Für 2013 auf der Agenda steht die Fertigstellung des neuen Luftfrachtterminals 5; damit erhöhen sich die Umschlagskapazitäten um rund ein Viertel. Im operativen Bereich will man einen weiteren Nurfrachter-Service nach Linz bekommen und das frachtseitige ad-hoc-Geschäft noch stärker ausbauen. Linz hat zwei große Konkurrenten auf beiden Seiten, nämlich München und Wien. Kunesch: „Natürlich stehen wir in Konkurrenz zu den beiden, aber als Regionalflughafen können wir mit hoher Flexibilität punkten. Viele Kunden sehen den vermeintlichen Nachteil eines kleinen Flughafens sehr häufig als Vorteil.“

Graz Thalerhof: Zweistellig war gestern
Rückläufig entwickelt hat sich das Air Cargo Business auch auf dem Flughafen Graz Thalerhof (GRZ), der Hauptstadt des Bundeslandes Steiermark. Mit 10.210 Tonnen gab es ein Minus von beinahe sieben Prozent, wobei die geflogene Fracht mit einem Plus von 543 Prozent glänzt. Den Grund für den Rückgang sieht Flughafen-Chef Gerhard Widmann in der steirischen Wirtschaft, die im Vorjahr nicht so abgehoben hat wie in den Jahren zuvor und dem Airport Zuwachsraten von 35 Prozent im Cargo-Bereich bescherte. Für 2013 gibt man sich vorsichtig optimistisch: Wirtschaftliche Ausschläge zeigen meist sofort auch Auswirkungen auf die Luftfracht. Kontinuität wahren und die Fracht-Kapazitäten auslasten gehört zu den Zielen für 2013. In diesem Jahr wird kräftig investiert. Ein Röntgenprüfsystem, mit dem Frachtstücke in Palettengröße durchleuchtet werden können, wird angeschafft und gleichzeitig der Lagerbereich räumlich erweitert. Kostenpunkt: 200.000 Euro. Widmann: „Durch die Änderung der Vorschriften für bekannte Versender erwarten wir ein erhöhtes Frachtaufkommen im Screening-Bereich.“ 80 Prozent der via GRZ umgeschlagenen Fracht geht in den Export.

Salzburg baut neues Logistik-Gebäude
Zweistellig zurückgefallen ist Air Cargo auch in Salzburg-W.A.Mozart. 8.216 Tonnen wurden umgeschlagen und bewirkten ein Minus von beinahe 14 Prozent, berichtet Flughafensprecher Alexander Klaus. Der Grund dafür: Die auffällig weniger gewordenen Flugbewegungen, besonders in der Linienfliegerei. „Für uns war 2012 kein einfaches Jahr“, sagt Klaus. Zwar geht der Trend in Richtung steigender Flugbewegungen, davon würden aber die Regionalflughäfen nicht profitieren, so die Einschätzung in der Mozartstadt Salzburg. Für 2013 ist die Errichtung eines Logistikgebäudes samt entsprechenden Büros geplant und kostet sechs Mio. Euro. Auf der Kostenseite bekommt man das Cargo-Screening zu spüren: „Was uns dieser zusätzliche Aufwand in diesem Jahr kosten wird, können wir noch nicht absehen“, betont Klaus.

Innsbruck & Co
Über Innsbruck wurden im Jahr 2012 rund 2.800 Tonnen umgeschlagen. Seit Anfang Juli 2010 wird die Fracht in Innsbruck nur noch von Lufthansa gemanagt, und der Airport profitiert von der sehr guten Anbindung mit täglichen Flügen nach Wien und Frankfurt/Main. Dazu kommen am Boden RFS-Dienste von Innsbruck nach München. Das Schlusslicht bildet der Airport Klagenfurt-Wörthersee, auf dem Luftfracht keine nennenswerte Rolle spielt und vom Flughafenmanagement erst gar nicht kommuniziert wird. (LE)

Quelle: LOGISTIK express Fachzeitschrift 2/2013

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar