Club of Logistics warnt vor mehr Verkehr durch alternde Bevölkerung

Die Logistikindustrie und die Politik müssen sich nach Einschätzung des Clubs of Logistics e.V (Dortmund) stärker als bislang den Herausforderungen des demoskopischen Wandels stellen. „Die sichere Versorgung und Mobilität der immer zahlreicher werdenden älteren Menschen sind zentrale Herausforderungen der europäischen Städte und Metropolen“, warnt Peter H. Voß, Geschäftsführer des Clubs of Logistics. „Wir werden durch die alternde Bevölkerung deutlich mehr Logistik als heute benötigen“, so Voß. Für ihn stellt sich die Frage, wie das mit den Zielen der Verkehrsvermeidung und Ressourcenschonung in Einklang gebracht werden kann.

Ältere Menschen sind tendenziell nicht mehr so mobil wie die jüngeren Generationen, so der Clubgeschäftsführer. „Das führt mehr oder weniger zwangsläufig zu einer Zunahme von Home Delivery in der täglichen Versorgung – und damit zu mehr Verkehr auch in den Wohnquartieren einer Stadt.“ Der Club of Logistics plädiert deshalb für Ansätze, in denen Logistikdienstleistern eine entscheidende Rolle in der Bewirtschaftung von ganzen Stadtteilen oder zumindest Wohnquartieren zukommt.

„Nur dann ist der Widerspruch zwischen bestmöglicher Versorgung älterer Menschen auf der einen und dem Interesse der Vermeidung von Verkehren auf der anderen Seite aufzulösen“, betont Peter H. Voß. Im Rahmen von ressourcen- und infrastrukturschonenden urbanen Logistikkonzepten sei die Expertise der Logistikindustrie unumgänglich. Voß: „Nur so sichern wir Mobilität und wirtschaftliche Dynamik bei gleichzeitig hoher Lebensqualität.“

Die Ver- und Entsorgung europäischer Ballungszentren stellt nach Ansicht des Club of Logistics für Logistikdienstleister aufgrund der hohen Kundendichte ein attraktives, aber wegen überlasteter Infrastruktur, behördlicher Auflagen und starken Wettbewerbs schwieriges Handlungsfeld dar. Die Individualisierung von Produktion und Handel werde das Aufkommen kundenspezifischer Wertschöpfungs- und Transportdienstleistungen weiter verstärken. Es würden künftig nicht nur Artikel wie Bücher, CDs und andere Hartwaren, sondern vermehrt auch frische Waren per Internet gehandelt.

Der Club of Logistics sieht künftig eine Renaissance der regionalen Verteilstrukturen sowie die Verlagerung der Produktion in die Nähe des größtmöglichen Konsums. „Wir sparen damit bei der Langstreckenlogistik unzählige Kilometer ein, ernten dafür aber eine exponentiell wachsende Last Mile-Supply Chain“, erklärt Voß.

Obwohl Lieferverkehre insgesamt nur einen untergeordneten Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen haben, sind ihre Auswirkungen auf den Verkehrsfluss, die Infrastrukturabnutzung und die Lärm- und Umweltbelastung erheblich, so die Überzeugung der Experten des Club of Logistics. Verkehrslärm werde bereits heute nach der Luftverschmutzung als das Umweltproblem mit den zweitstärksten Auswirkungen auf die Gesundheit angesehen. „Das Wachstum der Logistikbranche und das Wachstum unserer Städte bergen vor dem Hintergrund einer überalterten Bevölkerung jede Menge Sprengstoff. Die Logistik muss deshalb neben technischen Innovationen auch neue Konzepte entwickeln, die diese Zielkonflikte lösen“, betont Peter H. Voß.

Die aktuellen europäischen Antworten auf derartige Herausforderungen liegen in einer forcierten Bündelung von Güterströmen, dem Einsatz umweltfreundlicherer Verkehrsmittel, IT-gestützter Optimierung der Verkehrsflüsse sowie einer besseren Ausnutzung vorhandener Infrastruktur. „Das ist alles löblich und richtig“, meint Voß. „Was fehlt, ist die Einbeziehung der demoskopischen Komponente, die zum Teil erhebliche und unumkehrbare Veränderungen von Warenströmen bewirken wird.“

Quelle: MyLogistics
Portal: www.logistik-express.com

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