|

Das Geheimnis des Erfolges

Das Geheimnis des  Supply-Chain-Erfolgs. Die 1. CSCMP Europe-Konferenz in Deutschland begeisterte mit einem Feuerwerk an Vorträgen und Case Studies.  
Redaktion: Ursula Schmeling

Supply-Chain-Führungskräfte haben keine leichte Aufgabe. Sie müssen die Anforderungen der Geschäftsleitung, der Produktion, des Verkaufs, des Financial Controllers und des Umweltbeauftragten in einem sich immer schneller verändernden Umfeld erfüllen. Sie müssen mit allen Bereichen ihres Unternehmens, mit Lieferanten, Dienstleistern und Kunden so kommunizieren, dass diese ihre Strategie und Vorschläge zu Supply-Chain-Optimierungen akzeptieren oder sich eventuell sogar dafür begeistern. Nur wenn sie ihre Strategie in Absprache mit andern erfolgreich umsetzen, können sie einen wichtigen Beitrag zu  höherem Umsatz und Gewinn in ihrer Firma leisten. 
 
Sie müssen aber auch mit Ihresgleichen kommunizieren, um von anderen zu lernen, selbst besser zu werden, Kontakte für die weitere Karriere zu knüpfen oder junge Talente für das eigene Team aufzuspüren. 
 
Rund 200 Supply-Chain-Verantwortliche aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung aus 20 Ländern widmeten sich Ende April der Kommunikation und tauschten anlässlich der 8. europäischen Jahreskonferenz des Council of Supply Chain Management (CSCMP) in Frankfurt branchenübergreifend Erfahrungen und Ideen aus.  
 
Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen standen die aktuellen Herausforderungen im globalen Supply-Chain-Management und wie einzelne Firmen diese bewältigen. Zugpferde unter den insgesamt hochkarätigen Rednern aus Nordamerika und Europa waren Peter D. Gibbons, Executive Vice President Global Supply Chain Operations bei Starbucks Coffee Company, John Patullo, CEO, CEVA Logistics, und John Lund, Senior Vice President, Supply Chain Management bei Disney Destinations, LLC. 
 
Gibbons gelang der Einstieg mit einer Provokation. Ein Unternehmen brauche keine Supply-Chain-Strategie, aber einen hieb- und stichfesten, zukunftsorientierten Geschäftsplan. An diesem müssten sich alle Supply-Chain-Aktivitäten orientieren. Die Aufgabe eines Supply-Chain-Verantwortlichen sei es, das Unternehmenswachstum zu stärken, die Leistungsfähigkeit der Supply Chain durch Serviceverbesserungen, Kostensenkungen etc. zu erhöhen und seine Mitarbeiter zu inspirieren respektive ihnen zu helfen, sich zum Wohle des Unternehmens weiter zu entwickeln.
 
Paradebeispiele aus USA
Gibbons ist bei Starbucks für Produktions-, Beschaffungs- und Distributionslogistik der gesamten Produktpalette vom Rohkaffee bis zur Tasse und dem Café-Mobiliar, verantwortlich – eine Herkulesarbeit. 17 280 Geschäfte in 59 Ländern müssen just-in-time ausgestattet und mit Produkten versorgt werden. Die jährlichen Ausgaben für Beschaffung liegen bei 5 Mrd. USD, dazu gehören grüne Kaffeebohnen im Wert von 1,3 Mrd. USD. 2,5 Mio. Artikel werden jeden Tag kommissioniert. Die von ihm verwalteten Betriebskosten belaufen sich auf 1,1 Mrd. USD.
 
Auch John Lund hat bei Disney Destinations eine riesige Aufgabe. Er muss dafür sorgen, dass alle Disney Parks, Hotels, Schiffe und Einzelhandelsgeschäfte stets alle notwendigen Produkte vorrätig haben, um allen Besuchern das Disney-Erlebnis zu vermitteln, das sie zu Wiederholungsgästen werden lässt. Dazu gehört, dass kein Besucher etwas von der Logistik sieht oder spürt. Im Vergnügungspark in Florida werden beispielsweise alle Verkaufspunkte unterirdisch beliefert. Für Lund sind der Supply-Chain-Optimierung allerdings dort Grenzen gesetzt, wo das positive Erlebnis eines Park- oder Ladenbesuchs durch das Nicht-Vorhandensein eines Artikels gestört wird. Der Kunde ist bei Disney absolut König.
 
John Patullo widmete sich  dem Trendthema „Zusammenarbeit in der Supply-Chain“. Hier bleibt seiner Ansicht nach noch viel zu tun. Um Innovations- und Verbesserungsziele zu erreichen, muss nicht nur eine echte Transparenz in der Lieferkette,  vom Rohstofflieferanten bis zum Endabnehmer, geschaffen werden. In vielen global tätigen Unternehmen sollte auch die Kommunikation innerhalb der Organisation und zwischen den verschiedenen Tochtergesellschaften auf verschiedenen Kontinenten verbessert werden. Nur so kann das Supply-Chain-Management in den verschiedenen Konzerneinheiten voneinander lernen und Skaleneffekte beispielsweise beim Einkauf von Frachtkapazitäten heben. 
 
Wie eine Zusammenarbeit verschiedener Glieder einer Supply-Chain in der Praxis aussehen kann, erläuterten neben Patullo auch Hilde E. Scheers, General Manager, Cummins N.V., Andrea Cappello, Head of Supply Chain Management, Metro AG, und Ralph Löffler, Global Customer Supply Chain Manager, Unilever, in verschiedenen Sequenzen.
 
Neben den Vorträgen wurden in Workshops auch die Rolle und Möglichkeiten wichtiger Hilfsmittel wie KPI, Control-Tower- und Compliance-Softwarelösungen sowie Logistik-Cluster beleuchtet. Mit regem Interesse lauschten insbesondere die jüngeren Konferenzteilnehmer den Ausführungen über HR-Strategien im Bereich Supply-Chain-Management. Tipps von Nicole Balken, HR Director, Penske Logistics, und Susie Robinson, EVP, HR EMIA & Global Talent, DHL Supply Chain, fielen auf fruchtbaren Boden. Das breite Themenspektrum der Konferenz wurde durch die Verleihung des von PwC, House of Logistics & Mobility (HOLM) und der Fachzeitschrift „Logistik heute“ gesponserten SCM-Award 2012 abgerundet. Er ging in diesem Jahr an den Halbleiterhersteller Infineon. Die SCM-Experten Hans Ehm und Dr. Kurt Gruber stellten das preisgekrönte Logistikkonzept natürlich auch auf der Konferenz vor. www.cscmp.org  (US)

Quelle: Logistik express Print- und E-Paper Ausgabe 2-2012    
 
 

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar