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Das Kreuz mit den Pensionen

Sparpakete und Hacklerregelung, Ausschreitungen und Proteste, Durchrechnungszeiten und Einmal-Zahlungen. Die Medien sind voll von Beiträgen rund um das Thema Pension und die Frage, ab welchem Alter man den Ruhestand antreten darf. Fakt ist: wir werden immer älter, und die Zeit bleibt nicht stehen! 

Hand aufs Herz: wer zieht es nicht vor, noch bei guter Gesundheit und regelmäßigem Kontoeingang den Tag im Kreise der Familie oder bei einem Hobby zu verbringen, statt täglich früh aufzustehen und ins Büro zu fahren? Je früher man also das Arbeitsleben hinter sich lässt, umso höher die Wahrscheinlichkeit, noch viele Jahre möglichst frei von Alters-Wehwehchen genießen zu können. Als ich Kind war, waren meine Großeltern zum Teil schon in Pension und mein Opa so fit, dass er mit Begeisterung mit mir Fußball und Abfangen spielte. Herrlich! Er war damals noch gar nicht so alt, aber dank „Hacklerregelung“ schon früher aus dem Berufsleben ausgeschieden. Das ist der Vorteil, wenn man nach der Schule gleich eine Lehre macht und zu arbeiten beginnt. Doch wer macht das heute noch? Ich bin jetzt 31 Jahre alt und habe noch nie Vollzeit gearbeitet – immer nur Teilzeit oder freiberuflich. Nach der Schule habe ich natürlich studiert, also verschiebt sich der Arbeitsbeginn in die Mitte der Zwanziger – und damit bin ich sicher nicht alleine in Österreich! Bedenkt man nun die steigende Lebenserwartung, eventuelle Kinderbetreuungszeiten und das aktuelle Pensionsantrittsalter, werde ich bei meiner gesunden Lebensweise vermutlich genau so lange meine staatliche Rente beziehen wie vorher Beiträge einzahlen. Doch wie soll sich das finanzieren?

Arbeiten – nur wo?
Laut Allgemeinem Pensionsgesetz liegt das Regelpensionsalter für Frauen beim vollendeten 60., bei Männern beim vollendeten 65. Lebensjahr. Wenn nun beispielsweise ein Mann mit 55 den Job verliert, hat er theoretisch noch 10 Jahre zu arbeiten. Bedenkt man das heute übliche „Job-Hopping“, wo Arbeitnehmer in immer kürzeren Abständen den Arbeitsplatz wechseln, dürfte das doch kein Problem sein – oder? Doch, ist es. Über 50 ist es fast unmöglich, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, wenn man nicht gerade eine extrem seltene Qualifikation vorweisen kann. Personalchefs wollen junge, dynamische (wer sagt, dass man ab 50 nicht mehr dynamisch sein kann?), allwissende und vor allem billige Mitarbeiter – ein erfahrener Bewerber hat so kaum Chancen, selbst wenn er Dutzende Bewerbungsgespräche führt. Schuld daran ist natürlich die Einkommensprogression, die mit dem Alter massiv steigt. Und da wir von einem lebenslangen Durchrechnungszeitraum für die Pensionshöhe weit entfernt sind, wird natürlich auch kein älterer Mitarbeiter freiwillig auf einen Teil des ihm zustehenden Gehalts verzichten. Ganz schön verzwickt….

Umdenken nötig
Im Jahr 2009 betrug laut Statistik Austria das durchschnittliche Pensionsantrittsalter 59,8 Jahre. Die Lebenserwartung der Frauen stieg auf 82,97 Jahre, die der Männer auf 77,62 Jahre. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem die moderne Medizin, viele einst tödliche Krankheiten sind heute behandelbar. Dummerweise ist unser Pensionssystem darauf aber nicht ausgelegt! Hätte Bruno Kreisky damals unser heutiges Dilemma vorhergesehen, wer weiß, ob er das ehemals pensionszweckgebundene Geld für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verwendet hätte.
Aber Jammern hilft nicht! Klar, jeder schreit, wenn ihm was weggenommen wird. Aber schmerzhafte Einschnitte bleiben uns nicht erspart, das sollten auch die (zu?) mächtigen Gewerkschafts- und Pensionistenvertreterbosse (deren fürstliches Gehalt aus unseren Taschen bezahlt wird und die in Wahrheit keine Ahnung von Mindestpensionen haben) endlich einsehen. Unternehmer müssen endlich auch älteren Arbeitswilligen eine Chance geben. Und ich? Nun, bis ich mal in Pension gehen kann, rechne ich ohnedies nicht mehr mit (viel) staatlicher Unterstützung und zahle seit mehr als 10 Jahren in meine Privatvorsorge ein. Sollten Sie sich auch überlegen.  (AT)

Logistik express Redaktion: Angelika Thaler

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