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Der Realität ins Auge blicken!

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Prominenten und Unternehmen ist wohl jener, dass Prominente scheinbar jede Schlagzeile in Kauf nehmen, solange sie nur im Gespräch sind – und manche Unternehmen ausschließlich positive Meldungen zulassen, auch wenn sie damit jeglicher objektiven Grundlage entbehren. Warum ist es so eine Tragödie, wenn man endlich Tacheles redet und offen ausspricht, worüber längst hinter vorgehaltener Hand alle tuscheln?

Dass wir uns inmitten einer globalen Wirtschaftskrise befinden, sollte inzwischen Jedem klar sein. Da hilft kein Schönreden, die fetten Jahre sind vorerst vorbei. Unfair nur, dass die Probleme durch die Gier einiger Weniger, sehr Mächtiger ausgelöst wurden und nun die Mehrheit – allen voran die ohnehin bereits Schwächeren – darunter leidet. Allerdings ist auch niemandem geholfen, durch proklamierten Fatalismus Weltuntergangsstimmung heraufzubeschwören und ALLES schwarz zu sehen, denn so ist es nicht! Krisen  bieten durchaus auch Chancen für jene, die den Kopf nicht in den Sand stecken und die Starre des ersten Schocks abschütteln können.

Zeit der Besinnung
Auch wenn es pathetisch klingen mag, im Nachhinein wird sich der momentan erzwungene „Slowdown“ für manche vielleicht sogar als Segen herausstellen. Viele Unternehmen waren so krampfhaft dabei, ein Expansionswettrennen gegen den Mitbewerb zu gewinnen, dass oft der Blick für das Wesentliche abhanden kam – denn nicht jede Vergrößerung oder jedes Outsourcing ist sinnvoll! Zudem gab es bereits vielerorts einen eklatanten Fachkräftemangel, da der Bildungssektor mit der raschen Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten hinsichtlich der Bereitstellung
ausgebildeten Personals nicht schritthalten konnte. 

Der markante Einbruch der Wirtschaftswachstumskurve führt zu einer deutlichen Entschleunigung, gerade noch vakante Stellen werden gestrichen, plötzlich sind wieder Fachkräfte verfügbar. Unternehmer sollten die Gelegenheit zur Konsolidierung nutzen, ihre Strategien und Ziele überdenken und vielleicht sogar prüfen, ob lang eingefahrene, verfestigte Prozesse nicht vielleicht
aufgebrochen und erneuert werden könnten. Manchmal muss man einfach einen Schritt zurück gehen, um das Gesamtbild betrachten zu können.

David gegen Goliath
Lange Zeit sonnte sich ein Großteil unserer Gesellschaft im Glanze des Überflusses, die Verschwendung von Rohstoffen oder Energie wurde von vielen als Kavaliersdelikt angesehen. Der rasante Ölpreisanstieg im Winter machte einigen erstmals richtig bewusst, dass es sich hierbei um begrenzte Ressourcen handelt, die – sind sie einmal aufgebraucht – nicht reproduzierbar sind. Nun ist aufgrund der geringeren Nachfrage der Preis an den  Zapfsäulen zwar wieder deutlich gesunken, dennoch hat ein Umdenkprozess stattgefunden, den nun die Automobilindustrie schmerzhaft zu spüren bekommt. 

Waren bis vor Kurzem noch große, PS-starke und spritfressende Karossen das Maß aller Dinge und wirksames Statussymbol im Freundeskreis, so hängen nun die kleinen, sparsamen Stadtflitzer die verkaufserfolgsverwöhnten Luxusgefährte ab und zeigen ihnen die lange  Nase. Jene Automobil-bauer, die rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und mit der  Entwicklung einer passenden Modellpalette begonnen haben, zählen zu den Gewinnern oder zumindest nicht zu den größten Verlierern der Absatzflaute. Hier liegen auch klar die Chancen flexibler Zulieferunternehmen, durch den Einsatz ihres Know-hows rasch den geänderten Markt zu bedienen und neue Abnehmer zu generieren. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und glücklicherweise ist die österreichische Zulieferindustrie durchaus für ihre Qualität und ihre Innovationskraft bekannt. Somit können sich nicht nur die kleinen Fahrzeuge gegen die großen durchsetzen, auch ein kleines Land wie Österreich wird sich im internationalen Markt durchaus zu behaupten wissen.

Das Ziel vor Augen haben
Konfuzius meinte zwar „Der Weg ist das Ziel“, allerdings stimme ich da nicht 100prozentig mit ihm überein. Natürlich spielen die Entwicklung und die Bewegung eine Rolle, aber ohne genaue Zielvorgaben weiß man nicht,  in welche Richtung man sich bewegen soll – und somit rückt auch die Erreichung der Ziele in weite Ferne. Besonders für Unternehmer ist eine präzise Zielvorgabe eine Erfolgsvoraussetzung. Das Erstellen eines Leitbildes und die Ausformulierung der Maßnahmen zur Erreichung des selbigen, spielen eine wesentliche Rolle. Noch wichtiger ist allerdings, dass die Unternehmensphilosophie auch von allen Mitarbeitern getragen und kommuniziert wird. Denn was nutzt die schönste und beste Vision, wenn niemand etwas davon erfährt oder spürt? Nur wer weiß, wohin er will, kann losmarschieren und einen Vorsprung vor jenen herausarbeiten, die das noch nicht wissen.

Der Kunde ist König
Wer als Ziel die Marktführerschaft anstrebt, für den muss die Kundenorientierung an oberster Stelle stehen. Dazu reicht es nicht aus, ein Produkt zu entwickeln, von dem man GLAUBT, dass die Kunden es brauchen – denn das kann gehörig daneben gehen, wie einige sicher aus leidvoller Erfahrung wissen. Trotz aller Technisierung sind wir alle immer och menschliche Wesen, deren Entscheidungen ich nur teilweise berechnen lassen. Bei manchen Produktangeboten beschleicht mich das Gefühl, dass der Hersteller keine Ahnung von dem hat, was der Endverbraucher sich tatsächlich wünscht. Darum verwundert es dann auch wenig, wenn kurze Zeit später ebendiese Produkte einen rapiden Preisverfall erfahren. Und hier schließt sich der Kreis: wer (an)erkennt, dass er mit seinen Modellen eventuell am aktuellen Bedarf vorbeiproduziert und die momentane Ruhephase nutzt, um sich systematisch mit seinen Kunden (oder seiner Zielgruppe) zu  befassen und durch tatsächliches Zuhören deren Wünsche herauszufinden, der weiß, in welche Richtung er sich nun bewegen muss. Und mit ein bisschen Glück, wird er auch dort ankommen.

Autor: Angelika Thaler, Redaktion Logistik Express

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