Der zweite Lockdown ist da

Jahrelang wurde unser Gesundheitssystem „endoptimiert“, der etwas behübschende Fachausdruck für in Wahrheit zu Tode gespart. Reihenweise haben fertige Mediziner aus Österreich Reißaus genommen, Pflegepersonal wurde gerade einmal über der Armutsgrenze entlohnt, jedes Spital das nicht niet- und nagelfest war, geschlossen. Eine ganze Heerschaar von Politikern, übrigens parteiübergreifend, die die ach so teuren Intensivbetten kritisiert haben. Und ein Rechnungshof, der im Jahrestakt die Schließung von Spitälern empfohlen hat.

Gastbeitrag: GERALD GROSZ.

Heute ist das Land einmal mehr im totalen Lockdown, nach Wochen des halbtotalen Lockdowns, die Wach- und Schließgesellschaft schlägt wieder zu. Nachdem man erfolgreich die Gastronomie, die Kunst und Kultur umgebracht hat, ist nun der Rest dran. By the way: Waren die Wirtshäuser und die Kulturbetriebe doch nicht die Virenburner? Sei‘s drum, um wissenschaftliche Redlichkeit ist ohnedies keiner mehr bemüht.

Der totale Lockdown als teuerstes Selbsteingeständnis für die eigene Untätigkeit in der Gesundheitspolitik. Die Folge ist der endgültige Tod unserer Realwirtschaft, unseres Handels. Die Folge ist der fortgesetzte Verlust von Arbeitsplätzen und in Bälde eine neue Armut, die meine Generation im 21. Jahrhundert für unvorstellbar gehalten hat. Als „alternativlos“ wird der Wahnsinn dargestellt. Den Politikern zur Seite stehen reihenweise Ärzte, die den Lockdown abnicken, wie sie jede Spitalsschließung der vergangenen Jahre abgenickt haben. Denn für ein kleines Beratungshonorar wird der hippokratische Eid auch auf eine eurofressende Eidechse geschworen.

Seit neun Monaten wird die Welt von Corona in Bann gehalten. Als Ouvertüre galt die Weltkriegsrhetorik des Kanzlers: Jeder wird wen kennen, der an Corona verstorben ist. Das ging trotz aller Hoffnung der Politik, ihre Maßnahmen nur irgendwie zu rechtfertigen, nicht in Erfüllung. Nun erkennen wir, Corona ist ein Virus wie viele andere auch, mit einem Unterschied: Er trifft auf eine nicht immunisierte Bevölkerung. Und ja, dieser Virus wird für Risikogruppen wie Kranke und Alte brandgefährlich. Also wie das berühmte Feuer auf das trockene Stroh, welch Überraschung, es brennt lichterloh.

Neun Monate, keine Pläne zum Schutz der Risikogruppen wurden entwickelt. Neun Monate hasta manana gefeiert und wenn‘s akut wird, ist der gute alte Lockdown zur Stelle. Und statt das Spitalssystem in neun Monaten hochzufahren, also auch die Privat- und Ordenskliniken, die Kuranstalten, die Sonderkrankenanstalten, die Reha-Einrichtungen mit ihrem hochqualifizierten Personal mit einzubeziehen, wartet man einfach, bis die Intensivkapazität der öffentlichen Spitäler an ihre Grenzen stoßen und hat so einen willkommenen Anlass, das Land wieder einzukerkern, den Not- und Kriegszustand auszurufen, die Grundrechte einzuschränken, die Gesellschaft zu spalten, die Wirtschaft zu vernichten.

Die Pensionisten, deren Pension scheinbar immer sicher ist. Die etwas Bequemeren, denen vom Staat vier Wochen Netflix auf der Couch verordnet wird. Nur an das Morgen, oder das Übermorgen wird nicht gedacht, wie auch, wenn die Chips die letzten Gehirnzellen lähmen. Dass es eben bald kein Budget für hohe Pensionen mehr geben wird, dass es für die Bequemen keinen Arbeitsplatz mehr geben wird, auf den sie zurückkehren und mit der Mindestsicherung das Netflix-Abo halt auch nicht mehr leistbar sein wird. Aber es gibt auch Gewinner: China und den Internethandel. Die reiben sich die Hände, deren Gewinne sind unüberschaubar. Heute ist Österreich wieder in dem Lockdown, der Rest Europas wird dem Musterschüler willfährig folgen. Und andernorts klingeln die Kassen. Einen schönen Tag noch, und nicht vergessen: Das Symbol dieser Politik ist nicht umsonst das Klopapier! (GG)

Seit 2017 veröffentlicht Gerald Grosz regelmäßig auf YouTube und in anderen sozialen Medien Videos, in denen er aktuelle politische Entwicklungen kommentiert…

Quelle: LOGISTIK express Journal 6/2020

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