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Die EZB und Inflationsbekämpfung

Die Entwicklungen rund um die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Strategien zur Inflationsbekämpfung sorgen für gravierende Probleme, auf die das Hayek Institut hinweisen will.

Die EZB verzeichnet seit dem Jahr 2021 eine signifikante Schrumpfung ihrer Bilanz um 19 Prozent, hauptsächlich aufgrund eines drastischen Einbruchs der Refinanzierungsgeschäfte mit Geschäftsbanken um 82 Prozent. Diese Entwicklung zeigt die komplexen Herausforderungen, mit denen die EZB in ihren Bemühungen zur Inflationsbekämpfung konfrontiert ist.

“Die Reduzierung der Bilanz der EZB basiert hauptsächlich auf der Verringerung der Refinanzierungsgeschäfte und nicht auf Anleihenverkäufen, obwohl diese einen wesentlichen Hebel zur Inflationsbekämpfung darstellen würden”, erläutert Barbara Kolm, Präsidentin des Hayek Instituts. Aber wenn die EZB plötzlich von einem Käufer von Anleihen (wie im Falle der Staatsanleihen von z.B. Italien) zu einem Verkäufer von Anleihen im großen Stil würde, würde das zu einem drastischen Kursverfall bei den Anleihen führen, was die Zinsbelastung der Euro-Staaten empfindlich nach oben treiben würde. Das würde dann für zunehmende Zahlungsschwierigkeiten dieser Staaten sorgen, die unter anderem zu Problemen bei Pensions- und Lebensversicherungen führen würden, die einen Teil dieser Anleihen halten müssen. Nicht zu vergessen: Auch für die EZB, die mittlerweile knapp 40% (5 Billionen Euro) der Staatsschulden der Mitgliedstaaten hält, würden Zahlungsprobleme Schwierigkeiten bedeuten. Mit anderen Worten: Der EZB sind die Hände gebunden, sie kann die Inflation nicht auf diejenige Art bekämpfen, die eigentlich notwendig wäre.

Dass die Inflationsbekämpfung momentan fast ausschließlich zu Lasten der Privatwirtschaft geht, wird zu starkem Preisdruck nach unten im Privatsektor führen, und wird außerdem aufgrund notwendiger umfassender Umstrukturierungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu starken Einbrüchen der Wirtschaftstätigkeit führen (=Wirtschaftskrise). Diesen Preisdruck gibt es im öffentlichen Sektor (und staatsnahen Sektoren) zumindest von geldpolitischer Seite her nicht, was die Reformbereitschaft im öffentlichen Sektor senkt. “Dem Privatsektor stehen als Folge der Geldpolitik weniger Ressourcen zur Verfügung, dem öffentlichen Sektor entsprechend mehr – es findet also eine Umverteilung vom Privatsektor auf den öffentlichen Sektor statt“, argumentiert Martin Gundinger, Ökonom am Hayek Institut. Das alles impliziert einen durch die derzeitige Geldpolitik verursachten deutlichen Anstieg der Staatsquote in den kommenden Jahren. Das wiederum bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Wirtschaft und damit eine sinkende Produktivität.

Trotz dieser Probleme mehren sich bereits die Stimmen, die eine Rückkehr zu einer expansiven Geldpolitik fordern. Das würde die zahlreichen Probleme, die sich in den vergangenen Jahren in der Wirtschaft dank politischer Fehlentscheidungen angesammelt haben, zwar vorübergehend überdecken. Das jedoch zum Preis hoher Inflationsraten und einem weiteren Verschleppen der Probleme, was in Zukunft zu noch höheren Kosten führte.

Vor diesem Hintergrund darf man sich nicht wundern, dass immer mehr Menschen das Vertrauen in die Geldpolitik verlieren und sowohl Gold als auch Bitcoin kürzlich neue Höchststände verzeichnen konnten. Das Hayek-Institut empfiehlt der EZB, trotz erheblicher Risiken den Verkauf der Bestände an Staatsanleihen zu beschleunigen, um den Reformdruck auf die Euro-Staaten zu erhöhen. Die bisher ausgebliebenen Reformen sind im Sinne einer auf Dauer funktionierenden Währungsunion alternativlos.

Rückfragehinweis:
Martin Gundinger
martin.gundinger@hayek-institut.at
+43 664 1218969

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