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Die Luftfahrt – das Triebwerk für Nachhaltigkeit bei Jobs und Ökologie

Eine sozial nachhaltige Industrie wird wertvolle Jobs schaffen, statt sie zu zerstören.

Capt. Isabel Doppelreiter, ACA Präsidentin: Ganz besonders in Zeiten des Klimawandels braucht die Luftfahrt nicht noch mehr Extrem-Billig-Tickets. Es braucht keine Airlines, die sich permanent in einem komplett außer Rand und Band geratenen Wettbewerb gegenüberstehen. Es braucht ein nachhaltiges, ökonomisch und ökologisch sinnvolles Transportsystem, das die Menschen, die es aufrechterhalten, fair behandelt. Alle am System beteiligten Stakeholder – Airlines, Mitarbeiter, Politik – sind aufgerufen, eine aktive Rolle in der Schaffung neuer Prosperität für eine nachhaltige Luftfahrt zu übernehmen!“

Während der vergangenen Jahrzehnte haben Regierungen weltweit die Deregulierung zugelassen, ihr Fokus lag dabei auf Wachstum, Billigtickets und eine Zunahme der Konnektivität. Das Ergebnis waren Überkapazitäten in jeder Hinsicht. Der Weg dorthin war gesäumt von unzähligen Airline-Pleiten und jene, die es überlebt haben, sind weiterhin dem erbarmungslosen Wettbewerb um noch billigere Tickets und noch niedrigere Kosten ausgeliefert. Das war die Situation vor der Covid-19 Krise.

Diese Woche entscheidet sich, wie es in Österreich weitergeht, denn den Airlines, die aktuell fast 100% ihres Personals in Kurzarbeit haben, geht bald das Geld aus. Keine Einnahmen, aber Fixkosten und Ticketrückzahlungen nagen massiv an den Reserven. Deshalb ist es erheblich, dass bei den Verhandlungen mit der Regierung und den Personalvertretern rasch ein sozial verträglicher Durchbruch gelingt. Davon betroffen ist Austrian Airlines. Aber auch bei Laudamotion geht es diese Woche um den Weiterbestand der Airline, sonst droht die Verlagerung der Produktion zu Ryanair.

Viele entdecken nun die Chance, die Luftfahrt als Ganzes in Frage zu stellen, oder zumindest Teile davon. Natürlich hat die Luftfahrt einen relevanten Anteil an der Erzeugung von klimaschädlichen CO2 (2,7% weltweit) und es ist im Sinne des Pariser Klimaabkommens, dass daran gearbeitet wird, diesen Wert zu reduzieren. ACA hat bereits vor einiger Zeit ein Positionspapier veröffentlicht, das luftfahrtbezogene Klimastrategien aufzeigt. Es ist positiv, dass man diese Möglichkeiten nun breit diskutiert. Im Augenblick jedoch geht es ums buchstäbliche Überleben der Airlines – und damit zusammenhängend – um das von unzähligen Existenzen in Österreich. Bei Austrian Airlines haben derzeit 7000 Beschäftigte einen Job. Dazu kommen Zulieferer und Partner, wie der Flughafen Wien, Abfertigungsdienste, die Flugsicherung und viele mehr. Insgesamt hängen in Österreich über 90.000 Arbeitsplätze direkt an der Luftfahrt. „Arbeitsplätze“, das sind Steuerzahler in Österreich, Menschen, die in unser Sozialsystem einzahlen („Nettozahler“), die ihre Familien damit ernähren und zur weiteren Wertschöpfung beitragen.

Der Tourismus in Wien profitiert davon, dass 75% der Gäste mit dem Flugzeug anreisen (Quelle: viennaairport.com). Der Flughafen Wien ist mit Austrian Airlines ein Hub, ein Verkehrsknotenpunkt mit starkem Umsteigeverkehr in alle Welt (75% des Kurzstreckenverkehrs ist Umsteigeverkehr). Ist dieser nicht mehr vorhanden, werden viele Unternehmen den Standort Wien verlassen, dorthin, wo sie eine bessere Anbindung haben, der Verlust von zahlreichen weiteren Arbeitsplätzen wäre somit vorprogrammiert. Niemand kann diesen Dominoeffekt ernsthaft wollen, wenn man nicht den Verlust von weiteren hunderttausenden Arbeitsplätzen verantworten will. Ein Unternehmen wie Austrian Airlines ist damit eine Infrastruktur, die man nur schwer ersetzen kann.

Ohne Austrian Airlines wird es auch weiterhin Luftverkehr in Österreich geben. Mit wahrscheinlich weniger Direktverbindungen, mindestens gleich viel Verkehr und noch mehr Schadstoffen über dem Bundesgebiet wie jetzt; eine Mehr-Belastung für die Bürgerinnen und Bürger ohne Gewinn, den machen dann München, Zürich, Budapest. Bundeskanzler Kurz, Finanzminister Blümel und Klimaministerin Gewessler muss bewusst sein, dass die Rettung der AUA aufgrund der ökonomischen Wichtigkeit des Standortes Wien unumgänglich ist.

Die Ryanair Tochter Laudamotion ist die zweitgrößte Airline Österreichs. Im Gegensatz zu vielen anderen Firmenteilen bei Ryanair verfügt Laudamotion über einen gültigen Kollektivvertrag. Fairer Wettbewerb – und dazu zählt, dass die Firmenleitung einen Betriebsrat anerkennt und mit ihm verhandelt – ist ein zentrales Anliegen der Pilotenvereinigungen. ACA spricht sich jedoch im Sinne der Bekämpfung des Sozialdumpings und der Klimakrise strikt gegen Dumpinglöhne und Dumpingpreise bei Flugtickets aus.

Der Zeitpunkt ist gut, um sich in den nächsten Monaten Strategien zu überlegen, wie die Krise zur Umsetzung der Klimaziele genutzt werden kann. Aber das Gebot der Stunde ist die Rettung der Airlines, des Tourismus, der Wirtschaft.

„Ganz besonders in Zeiten des Klimawandels braucht die Luftfahrt nicht noch mehr Extrem-Billig-Tickets. Es braucht keine Airlines, die sich permanent in einem komplett außer Rand und Band geratenen Wettbewerb gegenüberstehen. Es braucht ein nachhaltiges, ökonomisch und ökologisch sinnvolles Transportsystem, das die Menschen, die es aufrechterhalten, fair behandelt. Alle am System beteiligten Stakeholder – Airlines, Mitarbeiter, Politik – sind aufgerufen, eine aktive Rolle in der Schaffung neuer Prosperität für eine nachhaltige Luftfahrt zu übernehmen!“ – Capt. Isabel Doppelreiter, ACA Präsidentin

Gelingt dies nicht, werden so viele Menschen Existenzsorgen haben, dass die Grundlage fehlen dürfte, über das Klima zu diskutieren.

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AUSTRIAN COCKPIT ASSOCIATION
Astrid Schwarzwald
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