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Drastischer Abschwung, kein Licht am Ende des Tunnels

Produktionsrückgang 2023 um 14,2%, neue Aufträge stark rückläufig – Ergebnisse der Unternehmer-Befragung zur Transformation in eine klimaneutrale Industrie präsentiert.

„Die Situation in der heimischen Industrie ist dramatisch. Das zeigt die aktuelle Konjunkturerhebung der Bundessparte Industrie überdeutlich“, sagen Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), und Bundesspartengeschäftsführer Andreas Mörk. Sie präsentierten die Ergebnisse zur Entwicklung in den Industriefachverbänden 2023 sowie einer Befragung von Unternehmerinnen und Unternehmern zur Transformation in eine klimaneutrale Industrie heute, Freitag, im Haus der österreichischen Wirtschaft in Wien-Wieden.

Österreichs produzierender Bereich verzeichnete im abgelaufenen Jahr 2023 einen Rückgang um 14,2 Prozent. „Unsere Auswertung hat ergeben, dass der Einbruch noch jenen vom Corona-Jahr 2020 übertrifft“, so Bundesspartengeschäftsführer Mörk. Besonders negativ war die Entwicklung neben den Energiefachverbänden vor allem in der metalltechnischen Industrie, der Papier-, der Holz und Nicht-Eisenmetallindustrie sowie der chemischen Industrie.

Auch Auftragseingänge stark rückläufig, besonders jene aus dem Ausland

Ein weiterer Grund zur Sorge ist die Entwicklung bei den Aufträgen in der Industrie: „Die Auftragseingänge sind rückläufig, besonders jene aus dem Ausland. Sehr besorgniserregend ist, dass sich die Auftragslage im Laufe des Jahres 2023 permanent verschlechtert hat. Diese fehlenden Aufträge drücken die Produktion 2024 massiv“, erklärt Mörk.

Enormer Anstieg der Lohnstückkosten setzt Betriebe immer stärker unter Druck

Mit etwas Verzögerung schlägt sich der Abschwung bei der Industriebeschäftigung nieder: Insgesamt waren im Jahr 2023 in den rund 5.000 Mitgliedsunternehmen der 16 Fachverbände der WKÖ-Bundessparte Industrie 473.000 Personen beschäftigt. Laut Geschäftsführer Mörk bedeutet dies „einen leichten Zuwachs gegenüber dem Jahr davor“. Allerdings sind die Beschäftigtenzahlen ab September ebenfalls gesunken.

Für Mörk zeigt das zweierlei: „Einerseits versuchen die Unternehmen, ihre Fachkräfte trotz schwieriger Produktionssituation zu halten. Auf der anderen Seite wird es immer schwieriger, durch den exorbitanten Anstieg der Lohnstückkosten die notwendigen Preissteigerungen für Industrieprodukte Made in Austria am internationalen Markt unterzubringen.“

Das ist insofern besonders bitter, als die österreichische Industrie Export-Champion ist: Die Exportquote beträgt im Schnitt rund 70 Prozent, in der metalltechnischen Industrie sind es gar beeindruckende 88 Prozent.

Negative Konjunktureinschätzungen der Unternehmer für 2024

Die Konjunktureinschätzungen der Unternehmerinnen und Unternehmer der 16 Fachverbände der WKÖ-Bundessparte Industrie für das laufende Jahr fallen negativ, maximal stagnierend aus. Bundesspartengeschäftsführer Mörk fasst das so zusammen: „Es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.“

„Transformationsfieberkurve“: Industrie bekennt sich zu Transformation, aber Kritik an mangelnder Unterstützung durch Politik

Ein prägnantes Stimmungsbild ergibt sich aus der Befragung der Industrie-Unternehmerinnen und -Unternehmern zur Transformation in eine klimaneutrale Industrie. Bundesspartenobmann Sigi Menz: „Die Industrie bekennt sich zur Fortsetzung des herausfordernden Transformations-Weges, sieht darin eine Notwendigkeit und auch zukünftige Geschäftsfelder. Allerdings stellen die Befragten der Politik ein extrem schlechtes Zeugnis bezüglich Zielen, Begleitmaßnahmen, Fristen und vor allem wegen zu viel Bürokratie aus.“

Aus dieser abgefragten „Transformationsfieberkurve“ ergeben sich für Menz folgende dringend notwendige Maßnahmen der politisch Verantwortlichen in Österreich:

  • Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz: Die rasche Verlängerung des Geltungszeitraumes des SAG, das noch aus dem Jahr 2022 stammt, bis 2030 samt einer Vereinfachung der Förderregelungen.
  • Nationales Emissionshandelsgesetz (NEHG) – Befreiung der sogenannten Carbon-Leakage-Sektoren: Keine weiteren nationalen Alleingänge, die Begrenzung des CO2-Preises auf maximal 45 Euro je Tonne sowie eine ebenso radikale Vereinfachung der Berichterstattungsvorschriften.
  • Die Industrie braucht dringend Versorgungssicherheit. Dies betrifft sowohl Gas (Schließund des Pipeline-Engpasses in OÖ; rechtliche Schritte gegen die deutsche Gasspeicherumlage; Gespräche mit Ungarn und Slowakei zur Verlängerung des Gastransitvertrages) als auch den notwendigen raschen Ausbau der Stromnetze.
  • Lohnnebenkosten-Senkung um 5 Prozent auf deutsches Niveau, konkret durch die Finanzierung des Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) über den öffentlichen Haushalt und nicht mehr, wie bisher, ausschließlich durch Arbeitgeber-Beiträge.
  • Aufstockung der Mittel für die Basisprogramme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) um 360 Millionen Euro pro Jahr, um einen Investitionshebel für die steigenden Kosten der notwendigen Transformation im Bereich Forschung und Entwicklung zu schaffen.
  • Drastische Reduzierung der Bürokratie durch Reduktion der Informations- und Meldepflichen, Realisierung des „Data Once Only“-Prinzips der EU und rasche Digitalisierung und Optimierung behördlicher Prozesse.

WKÖ-Wirtschaftssymposium „12 Minutes Europe“ zur Wettbewerbsfähigkeit am 8. April

Was muss getan werden, um im globalen Wettbewerb wirtschaftlich bestehen zu können und den Standort Europa wieder attraktiver zu machen? Darum geht es auch beim WKÖ-Wirtschaftssymposium „12 Minutes Europe – Meeting Global Challenges“ am 8. April 2024 in der WKÖ in Wien. Die Wirtschaftskammer lädt hochkarätige internationale und nationale Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien zum Austausch ein. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung (Achtung, limitierte Plätze!) gibt es auf http://www.12minutes.eu . (PWK126/JHR)

Rückfragehinweis:
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