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Droht ein Mangel an Leercontainern?

Es ist genug Transportvolumen am Markt vorhanden und dieses will befördert werden

Abgefahren wird die Ladung mit der im Vorjahr gestarteten Ganzzugverbindung zwischen dem Hafen Wilhelmshaven in der Deutschen Bucht und den österreichischen Terminals Wien, Enns und Graz. Geboten wird dieser maritime Intermodal-Service vom Kombi-Operator Roland Spedition in Wien, dessen Geschäftsführer Nikolaus Hirnschall die kurze Laufzeit an den Fahrtagen Montag von Österreich nach Norden und Mittwoch von Wilhelmshaven in den Süden betont. Pro Zug ist Platz für 92 TEU und installiert wurde das Angebot, weil die Kundennachfrage danach besteht.

Dieser Zug erweitert das Angebot auf den eingespielten Rennstrecken zwischen den österreichischen Terminals und den Häfen Hamburg und Bremerhaven, auf denen Roland gut im Geschäft ist und im Vorjahr insgesamt rund 130.000 TEU auf die Intermodal-Schiene brachte.

„Wir haben mit unserem 50-köpfigen Team ein Umsatz auf dem Niveau von 2022, sprich 66 Mio. Euro erwirtschaftet und sind zufrieden mit dem erzielten Ergebnis“, resümiert Hirnschall. Denn es wurde unter nicht einfachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschafft, die geprägt waren von vollen Lagerhäusern, verhaltenem Agieren in den Unternehmen beim Bestellverhalten und Unpaarigkeit bei der Auslastung der Roland-Züge. Faktum ist, dass im Vorjahr weniger Importe und mehr Exporte auf der Tagesordnung standen und aktuell die Unsicherheit in der Schifffahrt am Roten Meer keine guten täglichen Nachrichten bedeuten.

Die Laufzeiten für Seefracht aus Fernost nach Europa werden dadurch um drei Wochen länger, weil die großen Reeder ihre Schiffe nicht mehr durch den Suez-Kanal navigieren, sondern um Afrika herum disponieren, um Attacken der Huthis aus dem Jemen zu entgehen. Die Rundreise um Afrika bedeutet 6.000 Mehrkilometer für die Schiffe. Und bedeutet mehr Kosten für die Reeder und mehr Kosten pro transportiertem Container. Diese geopolitische Unwägbarkeit zeitigt schon mögliche Auswirkungen im Trade zwischen Fernost und Europa, nämlich: Es zeichnet sich in Europa und speziell in China ein Mangel an Leercontainern ab.

2023 war für Roland ein herausforderndes Jahr, doch zum Jammern neigen Hirnschall und sein Geschäftspartner Christian Gutjahr gar nicht, sondern vielmehr zum Agieren. 2005 haben beide die Geschäftsführung bei Roland übernommen. Herausfordernd war 2023 deshalb, weil etwa die Preispolitik einiger großer Bahngesellschaften in Europa bei ihren Kunden, wie beispielsweise Kombi-Operateuren, für Kopfschütteln sorgte: „Bei steigenden Kosten haben sie die Preise gesenkt und dabei auch noch ineffizient agiert“, so der Eindruck bei Hirnschall.

In Zeiten, in denen der Markt schrumpft, sei es nicht leicht, Wachstum zu schaffen; dabei sei Wachstum essenziell für das Florieren des Geschäftsmodells, an dem sich bei Roland auch in diesem Jahr nichts ändern wird. Als neutraler, maritim ausgerichteter Intermodal-Operator für Spediteure und Reeder zu agieren, ist das unternehmerische Standbein von Roland im 42. Jahr des Firmenbestehens. Dass sich Reeder zunehmend im Hinterlandverkehr engagieren und selbst in dieses Geschäft eintreten, müsse man in einem dynamischen Markt akzeptieren. Dynamisch heißt in der Praxis, dass die evidenten Kostensteigerungen in diesem Jahr an den Markt weitergereicht werden.

Nachdenklich stimmt Hirnschall die Reduktion der Schienenförderung in Deutschland, während er das österreichische Fördermodell zugunsten des Kombi-Verkehr als stabil bewertet. Wenngleich die Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen Seehäfen (Nord und Süd) bei ihm für Unverständnis sorgt.

Positiv beeinflussen will das Unternehmen seine Präsenz beim potenziellen Nachwuchs. Seit 30 Jahren wurden und werden durchgängig Lehrlinge ausgebildet und derzeit durchlaufen vier Lehrlinge eine Speditionsausbildung. Zudem wurde eine Sponsoring-Kooperation mit der Fachhochschule des BFI Wien und dessen Logistiklehrgang begonnen. Hirnschall: „Wir stellen Praktika für junge Menschen sowie fachliches Know-how für Diplomarbeiten zur Verfügung“. Employer-Branding ist in Zeiten von drohendem Arbeitskräftemangel ein aktuelles Thema. (RED)

LOGISTIK express Journal 1/2024, Transport & Logistik

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