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Einkäufer sind keine grauen Mäuse!

Eine aktuelle Gehaltsstudie sieht die Einkäufer noch als Stiefkinder im Unternehmen. Eine Ansicht, die gerade angesichts der Herausforderungen volatiler Märkte und verstärkter Ressourcenverknappung bei Dkfm. Heinz Pechek vom BMÖ wenig Zustimmung findet.  Redaktion: Angelika Thaler

Dass die industrielle Produktion die Ressourcen unsere Erde in zunehmender Geschwindigkeit aufbraucht, ist kein Geheimnis. Manche Rohstoffe – beispielsweise seltene Erden oder Zink – sind bereits heute rarer geworden, nicht zuletzt aufgrund des starken Wachstums im asiatischen Raum und anderen Emerging Markets. Da produzierende Unternehmen aber direkt von ihrer Rohstoffversorgung abhängig sind, kommt dem strategischen Einkauf eine zentrale Schlüsselrolle zu. „China kauft in großem Maße Minen und andere Rohstoffquellen auf, diese Möglichkeiten hat Österreich nicht“, erklärt Dkfm. Heinz Pechek, Geschäftsführender Vorstand BMÖ, Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik Österreich.

 

Europäische Rohstoffstrategie

Um im internationalen Wettlauf um Ressourcen mithalten zu können, braucht es eine gemeinsame Vorgehensweise. „Der BMÖ hat 2011 auf dem IFPSM-Kongress (IFPSM: International Federation of Purchasing and Supply Management, Anm.) in Stockholm eine Initiative zur Entwicklung einer Europäischen Rohstoffstrategie gestartet“, verrät Pechek. Die Voraussetzung dafür sei jedoch, im Vorfeld eine Erhebung durchzuführen, welche Rohstoffe innerhalb eines Landes und in weiterer Folge innerhalb Europas von der Industrie nachgefragt werden. „Dann geht es darum, wie diese langfristig gesichert werden können, dazu sind auch entsprechende politische Rahmenbedingungen nötig“, weiß er und nennt als Umsetzungsmöglichkeit die Schaffung einer Europäischen Agentur zur Beschaffung und Sicherung von Rohstoffen. „In Wahrheit weiß niemand, was kommt. Den „Stresstest 2010“ haben unsere Unternehmen gut überstanden, nach dem relativ freundlichen Jahr 2011 gilt es, den „Stresstest 2012“ zu meistern: die Absicherung der Ressourcen“, meint Pechek. Dies sei beispielsweise über die Vereinbarung von Langfristverträgen mit Lieferanten – auch in Kooperation mit anderen Einkäufern – oder auch über Beteiligungen denkbar.

 

Graue Mäuse?

Unlängst erschien die „Erste Österreichische Einkäufergehaltsstudie“, durchgeführt von Penning Consulting, Kerkhoff Consulting und dem Forum Einkauf des Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrums. Aus dieser geht hervor, dass Einkäufer im Vergleich mit anderen Management-Disziplinen weniger verdienen würden und nicht so hoch angesehen seien, wenngleich sich die Situation in den letzten Jahren gebessert habe. „Ich habe die Meldung über die Studie mit Interesse gelesen, möchte jedoch gerne hinterfragen, welche Unternehmen daran beteiligt waren, denn mir persönlich erscheinen die Zahlen eindeutig zu niedrig“, antwortet Pechek auf Nachfrage. „In den erfolgreichen Leitunternehmen Österreichs, wie Siemens oder AVL, ist die Wichtigkeit des Einkaufs für den Unternehmenserfolg und die Sicherung der Zukunft durchaus bekannt – die Einkäufer sind keine grauen Mäuse, sondern durchaus schillernde Persönlichkeiten mit fundierter Expertise“, ist er überzeugt.

 

Derzeit führt der BMÖ selbst eine Studie über Gehälter der Einkäufer durch, ein Ergebnis wird voraussichtlich auf der Frühjahrstagung des BMÖ am 22. März 2012 feststehen. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein!   (AT)

Quelle:  Logistik express Zeitschrift, Ausgabe 1/2012 (ePaper)  

 

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