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Steigerung von Wertschöpfung und Kundenbindung

Retourenlogistik bringt besondere Herausforderungen mit sich. Durch die Rücknahmegarantien der Hersteller sind Retouren mittlerweile fester Bestandteil von Geschäftsbeziehungen. Die effiziente Abwicklung von Retouren trägt allerdings nicht nur zur Wertschöpfung bei, sie kann auch die Kundenzufriedenheit beziehungsweise –bindung nachhaltig steigern.   Redaktion: THOMAS WÖHRLE

Der Arnulf Betzold GmbH Lehrmittelverlag mit Sitz in Ellwangen ist ein Spezialversender für Lehrmittel, Schulausstattung und Bildungsmedien. Das Sortiment von ca. 40.000 Artikeln (10.000 ständig am Lager sowie 30.000 im Streckengeschäft) wird über Katalog und eigene Webshops vertrieben. Nachdem das ursprüngliche Logistikgebäude (Baujahr 2000) die stetig wachsende Zahl von Bestellungen nicht mehr bewältigen konnte, erweiterte Arnulf Betzold die eigene Abwicklung zunächst 2006 durch Einführung einer zweistufigen Karton-Direktkommissionierung mit teilautomatisierten Prozessen und neuer Lagertechnik. Im Jahr 2009 folgte der Neubau eines Vorratslagers mit einem vollautomatischen Paletten-Hochregallager auf einem Grundstück in näherer Umgebung. 

 

Pierau plant Retourenstelle für Lehrmittelversender Betzold

Dieses Gebäude wird aktuell durch ein neues Versand- und Lagersystem erweitert. Teil dieser Erweiterung ist die Realisierung eines neuen hochautomatisierten, intelligenten Systems zur Bearbeitung von Retouren. Arnulf Betzold vertraut seit der ersten Erweiterung 2006 bei der Logistikplanung und -realisierung auf das Hamburger Planungsbüro Pierau. Das Ziel bei der Planung der neuen Retourenstelle für Arnulf Betzold ist es nun, Einzelkomponenten zu einem sogenannten „intelligenten Retourensystem“ zu kombinieren. Das Grundprinzip dabei ist relativ einfach: die weitestgehende Reduzierung von Handlingstufen. Bereits am Processing-Arbeitsplatz können erste Rework-Arbeiten durchgeführt und die Artikel final sortiert werden. So werden Sortier- und Umlagervorgänge vermieden. An den Rework-Arbeitsplätzen erfolgt die Aufarbeitung individuell nach Marken beziehungsweise Produktkategorien. Das System aus einzelnen eigenständigen Arbeitsplätzen ist voll skalierbar. Die einzelnen Module werden durch einfache Fördertechnik miteinander verbunden. So kann das Gesamtsystem nach und nach erweitert werden und je nach Ausbaustufe als Kleinanwendung um die 1.000 Retourenstücke pro Tag bis hin zu 20.000 Retouren abwickeln.

 

Versandhändler Witt Weiden setzt in der Retourenabwicklung auf RFID

Bereits seit einigen Jahren setzt die Witt-Gruppe in Weiden gemeinsam mit SSI Schäfer erfolgreich die RFID-Technik in der Retourenlagerung im automatischen Behälter-Center-Lager (ABC-Lager) ein. In den insgesamt 25 Karussellen können so bis zu 300.000 Artikel chaotisch in Mischwannen eingelagert werden.

 

Mit Hilfe der RFID-Technik ermittelt das Versandhandelsunternehmen permanent, wo genau sich welche Wanne mit welchem Inhalt befindet. Die zum Datenaustausch mit den Transpondern verwendeten Leseköpfe sind platzsparend und leicht verbaubar. Die Artikel, die für eine Wanne bestimmt sind, werden durch einen handgeführten Scanner erfasst. Der Mitarbeiter drückt an seinem PC dann eine Funktionstaste, sodass die Daten der gescannten Artikel mit dem Wannentransponder verheiratet werden. Ein Lesekopf im ABC-Lager erkennt die Wanne im Moment der Einlagerung im Karussell. Die in der Wanne befindlichen Artikel werden in diesem Moment als lieferbarer Bestand verbucht. Die Bestände werden zur Folgefakturierung herangezogen. Auf Basis aller Warenbestände wird der lieferbare Bestand identifiziert. Sind Artikel bestellt worden, die sich im Retourenlager befinden, so werden diese bevorzugt fakturiert.

 

Kommissionierleistung deutlich erhöht

Zur Bearbeitung der Fakturierung übergibt Witt die Daten über eine Schnittstelle in den Materialfluss. Wenn die Anlage startet, werden die Wannen mit Artikeln, welche aufgrund einer Kundenbestellung fakturiert werden, aus dem Karussell herausgeholt und zu einem Kommissionierplatz befördert. Auch am Kommissionierplatz befindet sich ein Lesekopf, so dass der Mitarbeiter am Bildschirm erkennen kann, welches Teil aus der Wanne zu entnehmen ist. Die Wanne fährt nach der Entnahme zurück in das Karussell, sofern sie nicht vollkommen leer ist.

 

Früher wurde dieser Arbeitsschritt von Hand erledigt. Mitarbeiter waren damit beschäftigt, die Wannen mittels Pick-Zetteln aus den Regalen zu holen, um die erforderlichen Artikel herauszuholen. Damit zeigt sich ein großer Vorteil der RFID-Technik: Es ergibt sich eine hohe Kommissionierleistung, weil die Wanne mit den Artikeln zum Mitarbeiter kommt und nicht der Mitarbeiter zur Wanne gehen muss („Ware-zum-Mann-Prinzip“). An insgesamt zehn Arbeitsplätzen sind Mitarbeiter mit der Kommissionierung und mit der Reorganisation beschäftigt. (TW)

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