EMI: Exporte pushen deutsche Wirtschaft im Oktober

Die deutsche Industrie ist im Oktober wieder in Schwung gekommen. Vier Wochen zuvor hatte das Verarbeitende Gewerbe noch eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) kletterte binnen vier Wochen um 1,5 Zähler auf aktuell 56,6 Punkte.

Die Hauptwachstumsimpulse lieferte der Auftragseingang. Sowohl Global Player als auch KMU verzeichneten dank anziehender Exportnachfrage wieder deutlich vollere Auftragsbücher. Der Gesamtindex Neugeschäft notiert nun schon seit Juli 2009 deutlich über der neutralen Wachstumsmarke von 50 Punkten; zuletzt waren es 57,3 nach 53,1 im September. Mit der anziehenden Nachfrage nach Industrieerzeugnissen „Made in Germany” weiteten die Betriebe ihre Produktion im Oktober (55,9) wieder stärker aus als im September (54,5). Zu diesem Zeitpunkt war die Rate noch auf ein 11-Monatstief abgesackt. Im Oktober wurde in allen drei Hauptbereichen der deutschen Industrie, einschließlich der Vorleistungsgüter, mehr hergestellt: Am aktivsten waren die Investitionsgüterproduzenten. Die Konsumgüterhersteller fuhren ihre Erzeugung hingegen nur moderat nach oben.
                                                                                                                                       
„Die konjunkturelle Großwetterlage lässt unsere Einkäufer optimistisch ins nächste Jahr blicken. Allerdings könnten Kreditversorgung und Rohstoffpreise die positive Grundstimmung etwas dämpfen“, kommentierte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Freitag die aktuelle EMI-Statistik.

„Der EMI weist darauf hin, dass insbesondere die starke Nachfrage aus China die deutschen Exporte weiter beflügelt. Mittlerweile gehen schon 5,5 Prozent unserer Ausfuhren in die Volksrepublik“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirt der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), am Freitag dem BME nach einer ersten Bewertung der jüngsten EMI-Zahlen. Das asiatische Land sei bereits siebtgrößter Abnehmer deutscher Waren und Dienstleistungen.

„Der Abstand zu den USA – unserem zweitgrößten Abnehmer – wird zusehends kleiner“, so Dr. Traud weiter. Der EMI belege auch, dass sich trotz dynamischer Nachfrage nach Rohstoffen der Anstieg der Einkaufspreise für die deutschen Unternehmen nicht weiter beschleunigt habe. Dies zeige, dass die jüngste Aufwertung des Euro die Exportentwicklung zumindest bislang nicht beeinträchtigte, aber gleichzeitig die hohen Rohstoffpreisanstiege auf den Weltmärkten für die deutschen Unternehmen etwas abgemildert werden konnten. Dr. Traud: „Die Industrie plant den EMI-Daten zufolge, ihre Beschäftigung weiter zu erhöhen. Die Marke von 2,5 Millionen Arbeitslosen sollte im Verlauf des nächsten Jahres unterschritten werden.“

Die ausgesprochen robusten Geschäfts-, Produktions- und Auftragszuwächse sorgten dafür, dass die Beschäftigung in den Unternehmen den siebenten Monat in Folge (Oktober: 54,4) zulegte. Die meisten neuen Stellen entstanden im Investitionsgüterbereich; den niedrigsten Zuwachs vermeldeten die Konsumgüterproduzenten. Der beschleunigte Anstieg der Auftragsbestände (57,3 im Oktober nach 53,8 im Vormonat) und der stärkste Abbau der Fertigwarenlager seit Februar (46,4 im Oktober) deuten darauf hin, dass die Unternehmen zunehmend unter Kapazitätsengpässen litten. Dies dürfte den Jobaufbau in den nächsten Monaten weiter beflügeln.

Aufgrund der anziehenden globalen Nachfrage nach Rohstoffen und Vormaterialien, insbesondere aus Asien, aber auch wegen verbreiteter Kapazitätsengpässe auf Lieferantenseite, verlängerten sich die Lieferzeiten zum 15. Mal hintereinander. Um sich gegen die zunehmenden Verknappungen zu wappnen, weiteten die Unternehmen nicht nur ihre Einkaufsmenge (57,3 nach 54,0 im September) aus; auch die Bestände an Vormaterialien (50,6 bzw. 52,7) wurden den siebenten Monat in Folge aufgebaut. Infolge der angespannten Liefersituation legten die Einkaufspreise (62,2 bzw. 62,6) ein weiteres Mal zu. Die Verkaufspreise wurden zum neunten Mal hintereinander angehoben (54,8 im Oktober nach 53,8 im Vormonat).

Der „Markit/BME-Einkaufsmanager-Index“ (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt. Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).

Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

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