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EU-Parlament vergibt Chance für erneuerbare Kraftstoffe in EURO 7

Die von der EU-Kommission vorgegebenen Technologien sind nur ein Teil der Lösung – es braucht auch Klimasprit, hybride Antriebe und Verbrauchssenkung.

Beitrag: Redaktion

Mit der Abgasnorm EURO 7 soll die Schadstoff- und Lärmbelastung europäischer Städte weiter sinken, die Luftqualität steigen. Gleichzeitig könnte mit dieser Norm die Möglichkeit geschaffen werden, eine neue Typgenehmigungsklasse für Fahrzeuge zu definieren, deren Betrieb ausschließlich mit erneuerbaren Kraftstoffen erfolgt. Zusätzlich könnte mittels eines Kohlenstoff-Korrektur-Faktors (CCF) der Marktanteil bereits verfügbarer CO2-neutraler Kraftstoffe in der CO2-Bilanz der Fahrzeughersteller berücksichtigt werden. Das Europäische Parlament lehnte knapp mit etwa 25 fehlenden Stimmen die Ausgestaltung zugunsten erneuerbarer Kraftstoffe in der heutigen Plenarsitzung ab. Damit wird eine weitere Chance vergeben, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor durch die Nutzung von klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten können.

„Das Plenum des Europäischen Parlaments hat sich heute trotz vorheriger positiver Positionierungen im Verkehrs- und Industrieausschuss in seiner finalen Abstimmung gegen die Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe ausgesprochen. Die Mehrheit der Abgeordneten unterstreicht damit erneut ihre restriktive Gangart gegenüber synthetischen Kraftstoffen und fährt weiter mit Vollgas in eine technologische Einbahnstraße“, bedauert Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance die Entscheidung.

„Es ist wichtig, dass wir die Schadstoffemissionen von Verbrennungsmotoren weiter reduzieren. Darüber hinaus sollten wir dafür sorgen, dass der Kraftstoff saubererer und vor allem klimafreundlich wird. Nur so können wir sicherstellen, dass alle bis 2035, und mit eFuels betrieben auch darüber hinaus, zugelassenen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nicht nur klima- sondern auch umweltpolitisch ihren Beitrag leisten.“

Die Abgasnorm EURO 7 betrifft nicht nur PKW und leichte Nutzfahrzeuge, sondern normiert gleichzeitig die Rahmenbedingungen für schwere Nutzfahrzeuge wie Busse und LKW. Eine Anrechnung klimafreundlicher Kraftstoffe in der Typzulassung EURO 7 hätte die faktischen Verbote für Verbrennungsmotoren aus den CO2-Flottenregulierungen ergänzt und den Verkauf von Fahrzeugen, die nachweislich mit erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden, weiter ermöglicht. Gerade für Flottenbetreiber und Logistikunternehmen, hauptsächlich klein- und mittelständische Unternehmen hätte sich eine Möglichkeit ergeben, den Übergang zur Klimaneutralität kosteneffizienter und praktikabler zu gestalten“, so Diemer. „Vor dem Hintergrund politischer und wirtschaftlicher Risiken aufgrund massiver Abhängigkeiten der Batteriewertschöpfungskette aus China und dem schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, ist es fahrlässig, weiterhin alles auf eine Karte zu setzen. Wir vergeben zudem enorme Chancen, unsere Position als Technologieführer von Power-to-XAnwendungen global zu stärken.“

Die finale Entscheidung über die Ausgestaltung der Abgasnorm EURO 7 wird im Trilogverfahren zwischen Kommission, Parlament und Rat getroffen. Der Rat hatte seine Position zu EURO 7 bereits Ende September verabschiedet. Mit dem heutigen Parlamentsbeschluss ist der Weg freit für den finalen Entscheidungsfindungsprozess. Auch im Trilogverfahren besteht weiterhin die Möglichkeit, zu einer vernünftigen und pragmatischeren Lösung zu kommen, die den Bedürfnissen der Klimapolitik und der Logistikketten gerecht wird. (RED)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 5/2023

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