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Europa muss in Veränderungsprozessen schneller werden

Alpbach 2016 – Wirtschaftsgespräche

„Das, was sich gerade im Medienbereich abspielt, ist der Prototyp für die Entwicklungen der gesamten Wirtschaft: Europa muss in Veränderungsprozessen schneller werden und braucht mehr Flexibilität“, unterstrich Gerhard Zeiler, Präsident des Medienunternehmens Turner International, der der Auftaktdiskussion zu den Wirtschaftsgesprächen im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach 2016. Ins selbe Horn stieß ÖSterreichs Staatssekretär Harald Mahrer, Staatssekretär für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung in Österreich: „Wir wissen, wie groß der Wandel ist. Jetzt müssen wir den Mut aufbringen, rasch zu machen, rasch Entscheidungen zu treffen.“ WKÖ-Präsident Christoph Leitl unterstrich, dass in der Digitalisierung die Chance für unser Land liegt: „Da geht es um weltweit abrufbares Wissen in Verbindung mit dem Einsatz von Wissen und kreativen Talenten aus Österreich.“ Und Leitl hob auch die Notwendigkeit lebenslangen Lernens hervor.

Der Diskussionsrunde vorangegangen waren die Ausführungen zweier Experten: Robin Chase – sie gründete u.a. die Carsharing-Plattform Zipcar – plädierte für ein neues Wirtschaftssystem, weil der Kapitalismus am Ende sei: „Jetzt ist es Zeit für etwas Neues.“ Chase hat dafür ein Modell einer „sharing and collaborative econony“ entwickelt. Dabei geht es darum, das Internet als Instrument der Vernetzung dafür einzusetzen, um Überkapazitäten besser zu nutzen. Dabei kommt sowohl den Unternehmen eine maßgebliche Rolle zu wie auch Einzelpersonen: Die einen haben die Ressourcen – etwa für Forschung und Entwicklung -, Einzelpersonen sieht Chase als Spezialisten für maßgeschneiderte Lösungen: „Die beiden ergänzen sich. Jeder Teil soll das tun, was er am besten kann, Unternehmen können etwa Partizipationsplattformen zur Verfügung stellen.“ Chase nennt das die „Wir-KG“.Insgesamt seien die Vorteile offener Ressourcen – etwa im Bereich Software – aus ihrer Sicht jedenfalls viel größer als mögliche Nachteile: „Wenn ich an partizipativen Plattformen teilnehme, bekomme ich immer mehr als ich geben muss“, schloss sie.

Der auf Statistik und Visualisierung spezialisierte Wissenschafter Cesar Hidalgo beleuchtete in seinen Ausführungen den Bereich internationalen Handel und das Lernen: Es gehe, so Hidalgo, nicht um das aus Rohstoffen verarbeitete Endprodukt, sondern darum, wo das Lernen, der Lerneffekt stattfinde. Weiters widmete er sich der Frage, ob auch Wirtschaftsräume fähig sind dazuzulernen. Seine Erkenntnis:
Wirtschaftssysteme sind sehr wohl bis zu einem gewissen Grad lernfähig. Dabei gilt es allerdings gewisse Parameter zu beachten, etwa, dass Lernen orts-, entfernungs- sowie pfadabhängig ist:
Letzteres bedeutet, man lernt Dinge lieber bzw. leichter, die denen ähnlich sind, die man bereits kann. Seine Conclusio: Es gehe nicht um Kosten – etwa jene für Importgüter – oder Preise, sonders ums Lernen. Sehr wohl mache es aber einen Unterschied, ob Staaten auf Konsum oder Sachgütererzeugung setzen, hob er abschließend hervor. (PWK605/JR)

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