Europäische Mitfahrzentrale für Stückgutsendungen geht online: „Wir verändern die Spielregeln des Markts“

Das Unternehmen Colo21 AG bietet Speditionen und Transportunternehmen ab sofort die Möglichkeit, sich fixkostenfrei und ohne Auslastungsrisiken ein individuelles europäisches Stückgutnetzwerk aufzubauen. Zu diesem Zweck sind in diesem Monat E-Groupage und ColoTrace, die ersten Dienstleistungsplattformen von Colo21, online gegangen. „Wir sind angetreten, um grundlegende Spielregeln im europäischen Stückgutmarkt zu verändern“, sagt Jörg Frommeyer, Vorstandsvorsitzender der Colo21 AG. Der 48jährige verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in Führungspositionen im europäischen Transportmarkt, hat unter anderem für Kühne & Nagel, Fiege und Panalpina gearbeitet und in diesem Jahr gemeinsam mit André Probst (41) Colo21 gegründet. Der Inhaber der IT-Beratung alphaQuest, die sich auf die Themen ERP und Business Intelligence für Unternehmen wie Daimler, Pfizer und Boehringer Ingelheim spezialisiert hat, fungiert bei Colo21 als Chief Information Officer (CIO).

„Mit einer Kombination innovativer Techniken lösen wir zentrale Probleme im Stückgutgeschäft, die bisher dazu geführt haben, dass Firmen oft unprofitabel, intransparent und mit schlechter Qualität gearbeitet haben“, so Frommeyer. „So kombinieren die Anwendungen E-Groupage und ColoTrace beispielsweise webbasierte Datenbanken, Hochleistungsserver, maßgeschneiderte Software-Werkzeuge oder eine Smartphone-App, um für die Kunden etwas ganz Neues zu schaffen. “

Mitfahrzentrale für Stückgut: So funktioniert E-Groupage
Die IT-Plattform E-Groupage funktioniert wie eine Mitfahrzentrale, bei der sich ein Mitfahrer die Fahrer nach ihrem Preis-Leistungsverhältnis aussucht. Sie bringt Anbieter (Sendingpartner, SP) und Nachfrager im Stückgutgeschäft (Transitpartner, TP, oder Distributionspartner, DP) in einem standardisierten Prozess zusammen. Dabei weist das System mehrere Besonderheiten auf. „Wir arbeiten als neutraler Vermittler und der Service steht ausschließlich Transportdienstleistern zur Verfügung“, betont Frommeyer. „Urverlader sind ausgeschlossen und haben keinen Zugang zu dem Angebot.“

Eine Vermittlung läuft ganz konkret so: Über seinen Browser sucht sich ein SP auf der E-Groupage-Plattform gezielt Firmen aus, die Hauptlauf oder Feinverteilung einer bestimmten Stückgutsendung übernehmen. Die Transportpartner haben zuvor ein elektronisches Formular ausgefüllt und neben ihren Firmendaten beispielsweise eingegeben, auf welchen Routen, sie wann wie viel Kapazität haben und zu welchen Preisen sie in welchem Zeitraum transportieren. „Das System macht daraus automatisch eine Visitenkarte mit angehängter Leistungsbeschreibung, die kostenlos auf E-Groupage eingestellt wird.“ Schickt ein SP im E-Groupage-System eine Kooperationsanfrage an einen TP oder DP, so können diese die Anfrage jederzeit ablehnen. In dem Fall sieht der SP gar nicht erst die Preise und die Qualitätszusagen, die TP oder DP machen. „E-Groupage ist keine anonyme Plattform, sondern unsere Partner wissen jederzeit, mit wem sie zusammenarbeiten“, so Frommeyer. Hat ein TP oder DP prinzipiell nichts gegen die Kontaktaufnahme, muss er aktiv der Kooperation zustimmen und ermöglicht damit dem SP Einsicht in sein Angebot. „Dann erst kann der SP anfragen, ob TP oder DP eine konkrete Sendung übernehmen. Stimmen ein Transportpartner zu, kommt der Vertrag zustande.“

Colo21 übernimmt Delcredere-Risiko
Während die Transportabläufe komplett in den Händen der Partner liegen, stellt E-Groupage die Transparenz im Sendungsverlauf sicher, bewertet die Qualität der Transporteure und übernimmt die finanzielle Abwicklung. „Ein SP überweist pro Sendung eine feste Vermittlungsgebühr sowie die zwischen ihm und den Transportpartnern festgelegten Transportkosten an Colo21“, erläutert Frommeyer. „Die Transportpartner erhalten von uns eine Gutschrift sobald sie die Sendung zugestellt und den Abliefernachweis übermittelt haben. Das Delcredere-Risiko übernimmt also komplett Colo21, die Transporteure müssen sich nicht um ihr Geld kümmern.“ TP oder DP haben wie die SPs keinerlei Fixkosten durch die Teilnahme am System. Sie müssen nicht investieren und gehen über die Erfüllung der angenommenen Transportaufträge hinaus keine vertragliche Bindung ein. Als Vermittlungsgebühr zahlen sie drei Prozent ihres Frachterlöses an Colo21.

Integriertes Qualitätsmanagement durch Opex-Score
Das System E-Groupage verfügt über ein integriertes Qualitätsmanagement, das so arbeitet: jedes Unternehmen, das als TP Sendungen im Hauptlauf befördern will, oder als DP die Zustellung von Sendungen in einem bestimmten Gebiet anbietet, definiert in seiner Leistungsbeschreibung, welche Dienste er in welchem Zeitraum erbringt. Bekommt er eine Sendung, wird er exakt daran gemessen, ob oder wie er die versprochene Qualität eingehalten hat. Beispiel: ein DP sichert zu, dass er alle Sendungen, die in seinem Umschlagzentrum in Hannover bis um 5 Uhr morgens eingehen, in den Postleitzahlgebieten 30 bis 32 noch am selben Tag zustellt, dass er die Zustellinformation und den Ablieferbeleg spätestens 60 Minuten nach Zustellung verfügbar macht. E-Groupage stellt durch einen kontinuierlichen Soll-Ist-Abgleich fest, ob die Zusagen eingehalten wurden und bewertet Einhaltung oder Abweichung auf einer Skala von eins bis fünf. Der sich aus fünf unterschiedlichen Qualitätskriterien ergebende Opex-Score (Opex steht für Operative Exzellenz) wird für jeden TP und DP individuell gebildet, mit jedem Transport aktualisiert und ist für alle Teilnehmer von E-Groupage sichtbar.

„Für Transporteure bedeutet unser System, dass sie ihre Kapazität optimal auslasten, ohne über den Preis verkaufen zu müssen.“ Die Sendingpartner sehen vor Auftragsvergabe den Opex-Score und die Preise der möglichen Partner und müssen sich danach entscheiden. In E-Groupage ist kein Auktionsprozess vorgesehen.

Innovative Smartphone-App ermöglicht Sendungsverfolgung in Echtzeit auf GPS-Basis
Zur Dokumentation der Haftungsübergänge und als Basis für die Qualitätskontrollen haben die Transportunternehmen zwei Möglichkeiten. Entweder sie nutzen ein eigenes System, um an allen Schnittstellen zu scannen und die Information darüber an E-Groupage zu übermitteln, oder sie nutzen die von Colo21 entwickelte Smartphone-Anwendung ColoTrace. Alles, was sie dazu brauchen, ist ein Internetzugang und einen Fahrer mit Android-Handy. Der Fahrer lädt im Google-Shop die kostenlose App herunter und ist dann einsatzbereit. Der Disponent lädt sich pro Sendung eine Identnummer aus dem System, einen ColoTrace. Er verknüpft seine Sendung mit der jeweiligen Identnummer und schickt dem Fahrer den Transportauftrag auf dessen ColoTrace-App. Der Fahrer scannt die Sendung mithilfe der Anwendung bei der Übernahme und hinterlässt dann automatisch bis zur Sendungsübergabe eine klar definierte Spur im System E-Groupage. Die mit der Sendung verknüpfte Position des Handys wird alle fünf Minuten automatisch vom System abgerufen und dem Disponenten angezeigt. „Er kann sie bei Bedarf auf  Google-Maps genau lokalisieren und sogar mit seinem Auftraggeber teilen“, erläutert Frommeyer.

Auch dieses System steht den Nutzern ohne regelmäßige Fixkosten zur Verfügung. Die Disponenten kaufen Pakete mit ColoTraces  – etwa so, wie man ein Prepaid-Handy auflädt.  Je nach Zahl der gekauften ColoTraces liegt der Preis pro Sendung zwischen 10 und 30 Cent. „Damit ermöglichen wir auch kleineren Unternehmen ohne große eigene IT-Infrastruktur, bei E-Groupage mitzumachen und ohne Investition in eigene IT 100prozentige Transparenz und Sicherheit zu bieten.“ Das System lässt sich jedoch auch separat von E-Groupage etwa für Kuriersendungen oder Komplettpartien nutzen.

Problem der kritischen Masse gelöst
Für Sendingpartner bedeutet E-Groupage nicht zuletzt, dass sie ein Stückgutnetz unabhängig vom Problem der kritischen Masse aufbauen können. Während konventionelle Systeme sich erst ab einer bestimmten Stückzahl lohnen, mit der die Mindestauslastung der Umschlagzentren, Hauptläufe, Abhol- und Zustellfahrten gesichert ist, können Spediteure E-Groupage schon für eine einzelne Palette profitabel nutzen. „Bevor sie vom Verlader den Transportauftrag annehmen, wissen Sie über E-Groupage in wenigen Minuten, ob, wann und zu welchen Kosten, welche Transporteure die Sendung abwickeln“, meint Frommeyer.

Nicht für jede Sendung gedacht: erst Standardisierung ermöglicht industrielle Prozesse
Das System E-Groupage ist in seiner jetztigen Version nicht für alle Sendungsarten vorgesehen. Ausgeschlossen sind beispielsweise Zoll- oder Gefahrgutsendungen. „Wir beschränken uns ganz bewusst auf typische Stückgüter,“ sagt Frommeyer. „Nur so können wir die Prozesse schlank halten und industrialisieren. Das  sind die Voraussetzungen für ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis.“

Pilotkunde hat System mit mehreren tausend Sendungen täglich getestet
Um bei E-Groupage Kinderkrankheiten zu vermeiden und schon zum offiziellen Start über Sendungen und Transportpartner zu verfügen, hat Colo21 das System mit einem Pilotkunden und seinen Transportpartnern über mehrere Monate aufgebaut. „Unser Pilotkunde hat täglich bis zu 2.000 Sendungen über die Plattform laufen lassen, dabei mit mehr als 1.000 TPs und 35 DPs in den 28 EU-Ländern zusammengearbeitet.“ Manche DPs haben dabei ganze Länder abgedeckt, manche nur bestimmte Regionen. Das kurzfristige Ziel von Frommeyer ist, dass bis zum Ende dieses Jahres mehr als 4.000 TPs und mindestens 100 DPs bei E-Groupage mitmachen.

Ziel 2015: eine Million Stückgutsendungen über E-Groupage
„Die Zielgruppe von E-Groupage sind vor allem kleine und mittlere Speditionen und Transportunternehmen, aber auch Speditionskooperationen“, verrät Frommeyer. „Die Kooperationen können durch E-Groupage ihr Angebot beispielsweise gezielt auf weitere Länder ausdehnen, oder in Ihrem Heimatmarkt als TP oder DP fungieren.“ Frommeyer und Probst sind daher zuversichtlich, 2015 bereits eine Million Sendungen über E-Groupage zu vermitteln.

Quelle: Colo21

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