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Europakonferenz der deutschen Auslandshandelskammern in Wien am 6. und 7. Oktober 2022

Ganz im Zeichen der großen Krisen stand die Europakonferenz der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs), zugleich war sie aber auch bestimmt von Zuversicht und dem Willen, sich den großen und vielfältigen Herausforderungen zu stellen: “Wir sind von der Gestaltungskraft und der Veränderungsfähigkeit der Wirtschaft überzeugt”, versicherte der Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich Hans-Dieter Pötsch bei der Begrüßung der rund 200 Teilnehmer:innen aus ganz Europa anlässlich der Tagung im Hotel Andaz Vienna Am Belvedere im neuen Viertel beim Wiener Hauptbahnhof.

“Klare Kante” gegenüber Russland verlangte die Ministerin für EU und Verfassung, Karoline Edtstadler, wofür sie spontanen Applaus erhielt. Die Sanktionen seien “alternativlos”. Europa müsse lernen, mit einer Stimme zu sprechen, dann könne es auch ein “Kontinent der Chancen” werden, sagte die Ministerin.

Pötsch warnte eindringlich davor, den Stimmen nachzugeben, die nun von einem Ende der Globalisierung reden: “Europa braucht die Weltwirtschaft wie die Luft zum Atmen”. Gerade für Deutschland und Österreich gebe es keine Alternative zur Globalisierung. Die wichtigste Aufgabe für Politik und Wirtschaft sei momentan die Energie-Frage”. Dabei dürfe es keine Denkverbote geben: “Kurzfristig müssen wir jede Möglichkeit ergreifen, Energie zu erzeugen, um die Versorgungssicherheit herzustellen.”

Wie Pötsch verlangte auch Wolfgang Grenke, Vizepräsident des europäischen Kammerdachverbandes Eurochambres, bisherige Geschäftsmodelle, die zu eng auf bestimmte Länder und Märkte zugeschnitten waren, zu überdenken: “Wir brauchen mehr Diversifizierung und müssen Chancen auch außerhalb von China und den USA suchen”. Pötsch und Grenke unisono: “Der Arbeitskräftemangel ist zu einem fundamentalen Problem geworden. Europa muss zu einem Einwanderungskontinent werden”.

Den großen geopolitischen Rahmen der aktuellen Krise steckte dann der Stargast der Tagung ab: Der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel, der als ehemaliger Ministerpräsident und SPD-Vorsitzender die deutsche Politik so gut kennt wie die Weltpolitik und ihre Akteure. Die vielbeschworene “Zeitenwende” sei nicht der Krieg in der Ukraine gewesen, eine Zeitenwende sei schon länger mit dem Aufstieg Chinas und Indiens und dem Niedergang der Pax Americana im Gange.

Der europäischen Politik hielt Gabriel vor, die Gefahr die von Russland ausgeht, verkannt zu haben. Die Europäer müssten froh sein, dass die USA immer noch mit Europa zu tun haben wollen. Es “wäre großartig”, wenn es zu einem Handelsabkommen TTIP neu kommen würde. “Wenn Putin sich mit dem Krieg in der Ukraine durchsetzt, dann Gnade uns Gott”. Das wäre ein Zeichen, dass man im 21. Jahrhundert mit den Mitteln des 19. Jahrhunderts Politik machen kann. Gabriel sieht keine Chance auf einen Ausweg, solange Putin an der Macht ist. Denkbar sei “ein langer heißer Krieg. Faktisch sind die USA schon Kriegspartei.” Trotzdem müsse der Westen mit Russland klarkommen, weil es eine Nuklearmacht bleibt.

Das Treffen der Deutschen Auslandshandelskammern in Wien lieferte unter dem Motto “Re-Start Europe” neue Impulse zur Transformation der Europäischen Wirtschaft.

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Berenika Sterba, MA
berenika.sterba@dhk.at

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