Flughafen Wien kommt nicht zur Ruhe …

Die Flughafen Wien AG kommt auch nach dem Führungswechsel und der Hauptversammlung nicht zur Ruhe. Mit dem angekündigten Abgang von Aufsichtsratsprecher Karl Samstag und der beabsichtigten Nachbestellung durch Ewald Kirchner, Chef der kommunalen Wohnbaugesellschaft Gesiba, nimmt das Gerangel um politische Einflussnahme und Machterhaltung in doch wichtigen Unternehmen kein Ende.

Dort, wo die Politik ihre Interessen im Spiel hat, kann kein Paradies sein. Mit Kirschner soll jene Stelle besetzt werden, auf die der derzeitige Vorstandssprecher Christoph Herbst nach der zum Jahresende geplanten Vorstandsneubesetzung zurückkehren sollte. Herbst wechselte nach der Ablöse des Vorstandssprechers Herbert Kaufmann vom Aufsichtsratsprecher interimistisch in den Chefsessel des Flughafens. Bei der Hauptversammlung wurde wieder sichtbar, wie Managerleistung heutzutage abgegolten wird. Zusätzlich zum Fixgehalt von 254.000 Euro stehen Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid für 2010 Boni von je rund 165.000 Euro zu. Die Hälfte davon ist an die nunmehr für Mitte 2012 vorgesehene Inbetriebnahme des Skylink gekoppelt. „Diese Skylink-Prämie wird für 2009, 2010, 2011 und 2012 erst ausbezahlt, wenn alle Ziele erreicht sind“, kündigte Interims-Aufsichtsratschef Karl Samstag zwar an. Doch allein die Tatsache, dass Boni für Managerleistungen bezahlt werden, die auf Falscheinschätzungen, politischen Seilschaften und Dilettantismus beruhen, schreit zum Himmel.

Der Skylink, dessen Kosten unter den zuletzt veranschlagten 830 Mio. Euro liegen sollen, weil doch kein Totalübernehmer zur Fertigstellung engagiert wird, kostet per saldo das Doppelte wie ursprünglich geplant. Das Bauwerk hat bisher „nur“ die Verschuldung hochgetrieben – das Gearing (Nettoverschuldung gemessen am Eigenkapital) lag Ende 2010 bei 81 Prozent. Ab 2012 werden die Abschreibungen, die Herbst mit 50 Mio. Euro pro Jahr bezifferte, das Ergebnis und wahrscheinlich auch die Dividendenzahlungen empfindlich belasten. Die börsennotierte Flughafen AG befindet sich zu je 20 Prozent im Besitz der Stadt Wien sowie des Landes Niederösterreich. Also haben hier rote, grüne und schwarze Interessen eine Spielwiese, auf der auf Kosten des Steuerzahlers gespielt wird. Zehn Prozent der Anteile halten die Mitarbeiter, der Rest der Aktien ist in Streubesitz. Über einen Syndikatsvertrag haben die Minderheitseigner Wien und Niederösterreich die Verfügungsgewalt über das Unternehmen. Trotz Beteuerung der Landeseigentümer, die anstehende Neubesetzung des Vorstands nach ausschließlich fachlichen Kriterien auszurichten, haben die politischen Paritäten der Syndikatsvertreter im Aufsichtsrat dennoch Einfluss auf das dabei angewandte Vergabeverfahren. Das Spiel geht also weiter …  

Logistik express Redaktion: Mr. express

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