Forschungsbedarf für den Kombinierten Verkehr?

Auf einer Gemeinschaftsveranstaltung der SGKV und des Fraunhofer IML in Dortmund diskutierten am 12.11.2013 KV-Experten über die technischen und organisatorischen Herausforderungen effizienter intermodaler Ketten und den Bedarf an Forschungsleistungen, um den Kombinierten Verkehr fit für zukünftige Herausforderungen zu machen. Joachim Kochsiek und Agnes Eiband vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik machten deutlich, dass die Wissenschaft noch an verschiedenen Stellen Forschungsbedarf erkennt, der gemeinsam mit der Wirtschaft vertieft werden muss. Sie zeigten aber auch auf, dass derzeit  viele erfolgreiche Forschungsprojekte mit und für den KV bearbeitet werden. Vor allem die Themen der IT-Vernetzung, die Ermittlung von neuen Kundenpotentialen und der Trend zu sicheren Logistikketten bieten hier vielversprechende Erkenntnisse. In drei weiteren Fachvorträgen, die Forschungsbedarf auch Sicht der Reedereien, der Binnenland- und der Seeterminal beleuchteten, wurden verschiedene Herausforderungen an den KV skizziert und diskutiert.

Herausforderungen, aber auch Potenziale für den Kombinierten Verkehr liegen laut Oliver Meng (MSC Germany) derzeit im sich entwickelnden Reefer-Markt, für den sowohl Transportstrategien als auch technische Lösungen der Stromversorgung auf der Schiene gefunden werden müssen. Auch der 45-Fuß-Container stelle noch eine Herausforderung für die Transportvorgänge dar, sowie allgemein größere Schiffsklassen und die Dispositionierung der damit einhergehenden Ladeeinheiten.

Karsten Kessel (bayernhafen Gruppe) plädierte dafür, die unterschiedlichen Anforderungen des Seehafen-Hinterlandverkehrs und des kontinentalen Kombinierten Verkehrs stärker zu untersuchen. Ferner sollten wirtschaftliche Aspekte bei der Terminalförderung, v.a. die im Seehafen-Hinterlandverkehr dringend benötigten Abstellkapazitäten bei der Terminalplanung stärker berücksichtigt werden. Auch für die Ausrichtung der Förderstrategien sei ein wissenschaftliches Fundament benötigt.

Benjamin Brügelmann (EUROGATE) verwies in seinem Vortrag insbesondere auf die zunehmende Intensität der Spitzenauslastungen in Terminals, bedingt durch immer größere Seeschiffe, für die neue operative Verfahren und technische Lösungen gefunden werden müssen. Alle Referenten waren sich in der Bedeutung der Informationstechnologie zur Beschleunigung der Prozesse in intermodalen Ketten einig und sehen hier erhöhten Forschungsbedarf. Aber auch der effiziente Umgang mit Leercontainern benötigt neue Strategien und bietet der Forschung ein Betätigungsfeld.

Gerhard Oswald, Vorsitzender des Beirats der SGKV, regte in der anschließenden Diskussion dazu an, auch zunächst unkonventionell erscheinende Lösungen, z.B. den doppelstöckigen Transport von Containern auf der Schiene, für geeignete Fallbeispiele zu erforschen und bedarfsgerechte Lösungen zu suchen. Weiterhin machte die Diskussion deutlich, dass das Binnenschiff oftmals zu wenig Beachtung findet, wenn es um die Effizienzsteigerung und die Forschungsstrategien im KV geht. Auch müssen etablierte Werte, z.B. die Behauptung, KV rechne sich frühestens ab 300 km Distanz, immer wieder durch die Wissenschaft hinterfragt werden; die Experten zweifeln solche Faustwerte an, verschiedene Beispiele belegen die Wirtschaftlichkeit von intermodalen Ketten bei geringeren Distanzen – hier gilt es, den Einzelfall zu bewerten und maßgeschneiderte KV-Lösungen für individuelle Anforderungen zu entwickeln – in enger Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

Quelle: SGKV

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