Gemischte Bilanz für (langzeit-)arbeitslose Menschen

„Man scheint mit dem Niveau von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit zufrieden zu sein. Jedenfalls liegt dieser Schluss nahe, wenn erfolgreiche Programme nicht verlängert werden und Soziale Unternehmen, die gegen Langzeitarbeitslosigkeit arbeiten, in ganz Österreich um die Weiterführung der Förderungen im kommenden Jahr zittern mussten und wohl auch für 2025 werden müssen“, so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich.

Die Wirtschaft hat nach der COVID-Zeit einen unerwartet raschen Aufschwung erlebt und der Arbeitsmarkt hat sich weitgehend erholt. Auch wenn wir zurzeit wieder einen Anstieg verzeichnen, ist die aktuelle Zahl von knapp 276.000 arbeitslosen Menschen – im Vergleich zu von bis zu 500.000 etwa im März 2020, der Hochphase von COVID – nicht dramatisch hoch. Die Diskussion hat sich zudem von der Sorge um hohe Arbeitslosenzahlen hin zum Thema Arbeitskräftemangel verschoben. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit ist seit dem Rekordhoch von über 154.000 Betroffenen im März 2021 auf rund 73.000 Menschen zurückgegangen. Dazu haben auch zielgerichtete Programme der Arbeitsmarkpolitik, wie das Projekt Sprungbrett mit Fokus auf langzeitarbeitslose Menschen, beigetragen. Vordergründig scheint die Welt am Arbeitsmarkt in Ordnung zu sein.

Ein Blick hinter die abstrakten Zahlen des Arbeitsmarktes zeigt allerdings: Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, der Anteil von Langzeitbeschäftigungslosen Menschen an allen Arbeitslosen ist mit 27% beständig hoch und vor allem sind diese Menschen besonders häufig von Armut betroffen. Die 200 Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus nehmen bereits wahr, dass sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet und der Druck am Arbeitsmarkt steigt. Wer nicht mithalten kann, ist schnell wieder ohne fixe Beschäftigung. Von staatlicher Seite scheint es einfacher zu sein, Arbeitslosengeld zu zahlen, als Geld und Ressourcen in die Beseitigung struktureller Ursachen und Soziale Unternehmen, und damit in Menschen und ihre Kompetenzen und somit in ein Arbeitskräftepotenzial der Zukunft zu investieren. Dieses Vorgehen ist leider nicht nachhaltig.

„Jetzt gilt es, Weichen für die Zukunft zu stellen. Hier liegt das Potenzial für den Arbeitsmarkt: Denn Menschen wollen arbeiten – aber die Rahmenbedingungen müssen passen. Das ist die einhellige Erfahrung von Sozialen Unternehmen in ganz Österreich,“ so Sabine Rehbichler weiter. „Viele der Menschen, die in den 200 Betrieben von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich andocken, schaffen den Sprung in den Arbeitsmarkt. Für andere passen die Bedingungen (noch) nicht. Entweder ist die Unterstützung nicht ausreichend lange oder Hindernisse wie eine fehlende verlässliche und ausreichende Kinderbetreuung sind nicht gelöst.“

Soziale Unternehmen könnten das Potenzial von mehr Menschen heben, sie in den Erwerbsarbeitsmarkt bringen und damit Armutsgefährdung verringern. Dazu brauchen sie aber Spielraum und eine längerfristige Finanzierung. Um das umzusetzen, braucht es eine mutige und entschlossene Politik mit dem Interesse, bewährte und innovative Ansätze wie Stufenmodelle, niederschwellige Beschäftigungsmöglichkeiten und Ausbildungen für den Übergang in den Regelbetrieb zu übernehmen. Die Vision ist es, dass Langzeitarbeitslosigkeit der Vergangenheit angehört.

Rückfragehinweis:
Mag.a Christine Newald, MA
Öffentlichkeitsarbeit
Medien- und politische Arbeit

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich
Herklotzgasse 21/3
1150 Wien, Austria
T + 43 677 61058302
M christine.newald@arbeitplus.at
www.arbeitplus.at

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