Hamburger Lager- und Umschlagunternehmen bereiten sich auf die Auflösung des Freihafens vor

Mit der Veranstaltungsreihe „Aus Freihafen wird Seezollhafen – Sie fragen, wir antworten!“ wurde in den letzten Wochen im Rahmen des Förderprogramms „Weiterbildungsbonus“ ein fachlicher Überblick über die Handlungsoptionen für Unternehmen in der Freizone geliefert.

Diese Vorbereitungen bilden eine gute Grundlage für die unterschiedlichen betrieblichen Anpassungen, die jedes Unternehmen für sich treffen muss, wenn die Freizonengrenze am 1. Januar 2013 fällt. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der zwei P PLAN:PERSONAL GmbH, in Kooperation mit dem Hauptzollamt Hamburg-Hafen.

Die von der Freizonenaufhebung betroffenen Unternehmen sind selbst dafür verantwortlich, die erforderlichen Umstellungen rechtzeitig anzugehen und sich durch Gespräche mit
Experten über die individuell beste Lösung für ihr Unternehmen zu informieren. Im Vordergrund der Veranstaltungsreihe standen daher persönliche Gespräche, um individuelle Fragen und Bedürfnisse mit dem Hauptzollamt, den IT- und Zolldienstleistungsanbietern, sowie den Beratungsunternehmen zu klären. In Fachvorträgen wurden während der insgesamt sechs Veranstaltungstage Förderangebote vorgestellt, Lieferketten analysiert sowie relevante Zollverfahren und deren Auswirkungen auf die Betriebsabläufe bei der Einfuhr, dem Umschlag, der Lagerung und der Ausfuhr der betroffenen Unternehmen präsentiert. Außerdem wurden die Zuständigkeiten, Pflichten und Verantwortlichkeiten der Lager- und Umschlagbetriebe in einem Seezollhafen erläutert. 

Am letzten Veranstaltungstag wurden in einem offenen Gesprächskreis die unterschiedlichen Unterstützungsangebote von IT-Dienstleistern, deren Beratern und Zolldeklaranten vorgestellt und diskutiert. Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, seine Fragen an die Experten zu richten und in anschließenden persönlichen Gesprächen Konzepte für eine Umstellung seiner Lager- und Warenwirtschaftssysteme mit Schnittstelle zum deutschen Zollabwicklungssystem ATLAS zu ermitteln. 

Unter den Teilnehmern der Veranstaltungsreihe waren auch Dietmar Lange, Sachbearbeiter Zoll und Michael Junck, IT- und Projektleiter, beide Mitarbeiter des Multi-Purpose Umschlagterminals C. Steinweg (Süd-West Terminal) GmbH & Co. KG. Der Terminalbetreiber hatte bereits im Jahr 2008 mehrere Ausschreibungen an Zolldienstleister und Anbieter von Warenwirtschafts- und Logistiksystemen vorgenommen. Anschließend wurden durch interne Bewertungssysteme und die Eindrücke der involvierten Keyuser der einzelnen Abteilungen die für das Unternehmen am besten geeigneten Partner und Systeme gefunden. „Die Nachteile des Wegfalls der Freizone, wie zum Beispiel eine mögliche Verzögerung bei der Entladung von LKW aufgrund der benötigten Entladeerlaubnis durch das ATLAS-System, dürfen nicht auf unsere Kunden abgewälzt werden. Darum sind verlässliche Partner und eine gute und rechtzeitige Vorbereitung das A und O“, erklärte Michael Junck. „Nicht zu vergessen ist, dass unsere Mitarbeiter zusätzliche Qualifikationen für die Umstellung der Logistiksysteme und internen Prozesse benötigen werden – mit entsprechenden Schulungen müssen wir alle Betroffenen frühzeitig darauf vorbereiten“,
ergänzte Dietmar Lange. Die Prozesse im Unternehmen, die sich durch die Freihafenauflösung verändern werden, hat C. Steinweg bereits in einem Konzept fast komplett erarbeitet und bildet damit die Basis für die Änderung in den Logistiksystemen. Dieses wird dem Hauptzollamt Hamburg-Hafen nach Fertigstellung vorgestellt. Mittlerweile hat C. Steinweg auch seine Anträge auf ein Zolllager beim Hauptzollamt Hamburg-Hafen eingereicht. 

Der Kakao-Spezialist H. D. Cotterell hat neben seinen Lagern im noch bestehenden Freihafen bereits Lagerflächen außerhalb der Freizonengrenze und weiß daher, was mit der
neuen Zoll-Landschaft 2013 auf seinen Betrieb zukommt. „Jetzt ist es wichtig, dass wir unsere Betriebsabläufe rechtzeitig anpassen, um unsere Leistungsfähigkeit unter den neuen Rahmenbedingungen sicherzustellen“, sagte Eva Kuhn, die bei H. D. Cotterell für Zollangelegenheiten zuständig ist. 

Aber auch Bedenken sind bei einigen der von der Freihafenaufhebung betroffenen Unternehmen noch verbreitet. Das Steinwerder Lagerhaus hat sich bis jetzt durch seinen Sitz im Freihafen Wettbewerbsvorteile verschafft und befürchtet nun durch die neue Marktregulierung eine Strukturänderung im Kundenkreis. „Wenn die Freizonengrenze fällt, müssen wir damit rechnen, dass Geschäftspartner andere Standorte außerhalb des Hafens in Ihre Überlegungen einbeziehen. Wir werden uns mit der Einrichtung eines Zolllagers darauf vorbereiten, können zum jetzigen Zeitpunkt die konkreten Auswirkungen auf das Kundenverhalten aber noch nicht einschätzen“, so Erika Kolschewski vom Steinwerder Lagerhaus. 

Der Hamburger Senat, die Zollverwaltung, die Handelskammer Hamburg und die Verbände der Hafenwirtschaft, unterstützten die betroffenen Hafenunternehmen während der Umstellungsphase und werden auch künftig die von der Aufhebung der Freizone betroffenen Unternehmen informieren und beraten. Dazu gehören auch weitere konkrete Beratungs- und Unterstützungsprogramme: Vom 24. bis 26. November 2011 findet in den Räumen der ma-co maritimes competenzcentrum GmbH das Grundlagenseminar „Vom Freihafen zum Seezollhafen“ statt. Veranstalter ist die zwei P PLAN:PERSONAL GmbH, in Kooperation mit mehreren Hamburger Bildungsträgern. Weitere Informationen hierzu, sowie das Programm und das Anmeldeformular finden Sie unter www.weiterbildungsbonus.net. Das Projekt Weiterbildungsbonus „Zolllandschaft 2013“ wird finanziert mit Mitteln des europäischen Sozialfonds (ESF) und der Freien und Hansestadt Hamburg, initiiert durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. 

Hintergrund: Durch die Veränderungen des europäischen Zollrechts wurde die Entscheidung zur Aufhebung der Freizone erleichtert. Angesichts einer veränderten internationalen Sicherheitslage haben Weltzollorganisation und Europäische Union neue Rahmenbedingungen für die Kontrolle des grenzüberschreitenden Warenverkehrs gesetzt. Zollrechtliche Anmeldeverfahren sind künftig in allen EU-Häfen ungeachtet ihres zollrechtlichen Status gleichgestellt. Durch die Umstellung auf eine weitgehend elektronische Zollabfertigung werden Zäune und Grenzen entbehrlich. Doppelte Kostenbelastungen durch bürokratische Erfordernisse bislang zweier Zollsysteme im Hafen entfallen und Hamburg erlangt die volle Planungs- und Gestaltungshoheit über den Hafen zurück.   

Quelle: Hafen Hamburg Marketing e.V. 

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar