Hamburger Spediteure: Mit Service durch die Krise

Über 80 Prozent der Spediteure melden Umsatz- und Gewinneinbußen – Umstrukturierung als Weg aus der Krise

Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch die Hamburger Speditionsbranche schwer getroffen. 77 Prozent1 der Spediteure vermelden Auftragsrückgänge, das ergab eine Umfrage, die der Verein Hamburger Spediteure (VHSp) aus Anlass seines 125-jährigen Bestehens unter seinen Mitgliedern durchführte. Nur 22 Prozent der befragten Unternehmen müssen Mitarbeiter entlassen.

Hamburg, im September 2009. Trotz aller Krisenmeldungen bleiben die Hamburger Spediteure optimistisch: In einer aktuellen Umfrage, die der Verein Hamburger Spediteure im August aus Anlass seines 125-jährigen Bestehens unter seinen Mitgliedern durchführte, bewerten 59 Prozent die gesamtwirtschaftliche Lage der Speditionsbranche mit „schlecht, aber Besserung in Sicht“. 97 Prozent der Speditionsunternehmen sind von den Auswirkungen der angespannten Wirtschaftslage direkt betroffen. 15 Prozent der Befragten gehen in nächster Zeit nicht von einer Besserung aus. „Es ist ganz klar, dass sich die Unternehmen in diesem Jahr mit Optimismus zurückhalten“, kommentiert Kurt-Jürgen Schimmelpfeng, Geschäftsführer des VHSp, die Ergebnisse.

Auftragsrückgänge für 77 Prozent der Spediteure
Ob Seehafen-, Lkw- oder Luftfracht-Spediteur – Die Sorgen der Unternehmer sind ähnlich. 77 Prozent der befragten Spediteure beklagen einen Auftragsrückgang. 38 Prozent gehen für das Jahr 2009 zudem davon aus, dass ihr Umsatz stark sinken wird. 40 Prozent prognostizieren Gleiches für ihren Gewinn. Über steigende Umsätze bzw. Gewinne können sich nur acht bzw. sechs Prozent freuen. Bei einigen Unternehmen wirkt sich die angespannte Wirtschaftslage auch auf die Stimmung aus: Neun Prozent der Spediteure berichten, das Betriebsklima in ihrem Unternehmen hätte sich verschlechtert. Weitere sechs Prozent beklagen darüber hinaus, dass sie aufgrund der Krise Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu bekommen.

„Die Glücksritter verschwinden“
Immerhin 27 Prozent der Unternehmer sehen in der Finanzkrise auch Vorteile – etwa eine „Marktbereinigung“. Oder wie einer der befragten Spediteur es ausdrückt: „Die Glücksritter verschwinden“. Zu den positiven Aspekten der Krise zählen die Spediteure die größere Bereitschaft, interne Logistikkonzepte und Strukturen zu überdenken und gegebenenfalls zu optimieren. So gaben 29 Prozent der Befragten an, Umstrukturierungen vorzunehmen. Die große Mehrheit (73 Prozent) der Spediteure sieht keine positiven Auswirkungen der Krise auf ihr Unternehmen.

Reaktionen auf die Krise: Einstellungsstopp und mehr Kundennähe Als Reaktion auf die veränderte Finanzmarktsituation greifen die Spediteure zu den verschiedensten Maßnahmen. Über verstärkten Service und mehr Kundenbesuche versuchen 68 bzw. 60 Prozent der Unternehmer ihre Kundenbindung zu stärken. Hinzu kommen bei 48 Prozent der Speditionen Preisnachlässe. Überraschend: Die vor allem von der Politik propagierte Maßnahme, in der Krise in Aus- und Weiterbildung zu investieren, wird nur von einem Fünftel (20 Prozent) der Befragten umgesetzt. Viele Speditionen sind jedoch gezwungen, ihre Personalkonzepte zu überdenken. Bei 51 Prozent der Befragten herrscht Einstellungsstopp. Kurzarbeit (16 Prozent) und Stellenabbau (22 Prozent) sind weitere Maßnahmen der Spediteure gegen die Krise.

Spediteure sehen Erhöhung des Hafengeldes kritisch
Von der Hamburger Politik erwarten die Spediteure unterdessen vor allem hinsichtlich bestimmter Infrastrukturprojekte mehr Handlungsstärke. Besondere Priorität kommt dabei der Hafenquerspange und der Elbvertiefung zu – jeweils über 60 Prozent wollen, dass sich der VHSp in Zukunft noch stärker für diese Projekte einsetzt.

VHSp Geschäftsführer Kurt-Jürgen Schimmelpfeng erklärt: „Die Hafenquerspange ist seit knapp 30 Jahren im Gespräch. Da ist es selbstverständlich, dass unsere Mitglieder und wir als Verein endlich Ergebnisse sehen wollen.“ Die Hamburger Spediteure fordern zudem eine feste Elbquerung westlich von Hamburg (37 Prozent). Der durch die Hamburg Port Authority (HPA) ins Gespräch gebrachte Ausbau des Terminals Steinwerder ist zurzeit für die Spediteure kaum interessant. Nur sechs Prozent sehen hier Handlungsbedarf. „Damit Hamburg als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleibt, muss sich vor allem bei der Infrastruktur endlich etwas tun“, so Schimmelpfeng. „Besorgniserregend ist auch die Kostensituation im Hafen. So sollte das Hafengeld angesichts der Wirtschaftslage gesenkt oder zumindest nicht weiter erhöht werden.“

Klärungsbedarf bei Eurokombi und Kabotage-Neuregelung
Ein so klares Bild wie zum Ausbau der Infrastruktur liefern andere Themen nicht. Ob die Einführung des Eurokombi für die Spediteure von Vor- oder Nachteil ist, darauf wollten sich 70 Prozent der Spediteure nicht eindeutig festlegen. Für die Zulassung des 25 Meter langen Lkw sprachen sich nur 26 Prozent der Befragten aus. Sie erhoffen sich vom Eurokombi eine Entlastung der Straßen, eine erhöhte Transporteffizienz und eine geringere Belastung der Umwelt. Gänzlich gegen den Eurokombi sind nur vier Prozent. Ein uneinheitliches Bild zeichnet sich auch hinsichtlich der Neuregelung der Kabotage ab.

Die Kabotage-Freiheit, also die Erlaubnis, dass ausländische Unternehmen Transportdienstleistungen erbringen dürfen, wurde zum 1. Juni 2009 erheblich erweitert. 24 Prozent sehen diese Entwicklung als Chance für das Hamburger Speditionsgewerbe. Etwas mehr, nämlich 28 Prozent, betrachten die Neuregelung als Risiko. „Diese Ergebnisse zeigen uns, dass hier noch Aufklärungsbedarf besteht – dieser Aufgabe werden wir uns in den nächsten Monaten verstärkt stellen“, so Schimmelpfeng. Zunächst wird beim VHSp aber gefeiert – am 3. und 4. September begeht der Verein Hamburger Spediteure sein 125. Jubiläum. Nach einem Senatsempfang im Rathaus am Donnerstag, dem 3. September, wird es am 4. September ein Jubiläumsfest im Hotel Atlantic Kempinski an der Hamburger Außenalster geben.

Über den Verein Hamburger Spediteure
Der Verein Hamburger Spediteure e.V. (VHSp) wurde bereits 1884 in der Hansestadt gegründet und hat rund 340 Mitglieder. Der VHSp vertritt die Interessen der Hamburger Spediteure auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene gegenüber anderen Wirtschaftsverbänden, der Politik und der Öffentlichkeit. Neben Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet der VHSp auch Beratungen und einen regelmäßigen Informationsdienst via E-Mail für seine Mitglieder an.  Weitere Informationen im Internet unter www.vhsp.de.

Quelle: Verein Hamburger Spediteure e.V. BONUM news + marketing

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