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Handelsdrehscheibe in der AEC Thailand baut massiv aus

Thailand fällt in der Asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft (AEC), die 2015 geschaffen wird, eine bedeutende Rolle als Handelsdrehscheibe zu. Der damit verbundene Infrastruktur- und Logistikausbau ist immens. 

Der Ausbau der Greater Mekong Subregion (GMS) und der ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft schreitet voran. Thailand will in diesem Rahmen zunehmend eine Hauptrolle als Handelsdrehscheibe übernehmen. Zudem ist das Land der Freien daran interessiert, seine Versorgungswege bzw. Energieversorgung z. B. über den Hafen Dawei in Myanmar und über Vietnam zu sichern. In diesem Zusammenhang werden massiv alle Verkehrsmodi ausgebaut. Darunter sind Großprojekte wie der Schnellstraßenausbau zwischen den bedeutendsten Städten bis 2020, die Verbindung zwischen dem größten Hafen Laem Chabang  in Thailand und Dawei in Myanmar sowie der zweispurige Ausbau der Eisenbahnschienenwege auf den Hauptstrecken für Hochgeschwindigkeitszüge. 
 
Im ehemaligen Siam werden 86 Prozent der Waren über die Straße, zwölf Prozent auf dem Seeweg und nur zwei Prozent auf der Schiene transportiert. Die Logistikkosten lagen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2011 bei rund 15 Prozent (National Economic and Social Development Board (NESDB)). Bei der Logistikperformance liegt das Land auf Platz 35 nach Malaysia (29), China (27), Hong Kong (13) und Singapur (2). Im 11. National Economic and Social Development Plan (NESDP, 2012-2016) ist der Ausbau der Infrastruktur und des Logistiksystems festgeschrieben. Bis 2016 ist geplant, 56 Milliarden Euro zu investieren. Laut Dr. Somnuk Keretho von der Kasetart University in Bangkok steht die Finalisierung der zweiten Phase des Masterplans für den nationalen logistischen Ausbaus (2012-2016) noch aus.
 
Anbindung an die Nachbarländer im Rahmen der GMS
Im Rahmen des Masterplans on ASEAN Connectivity (MPAC) soll die Anbindung an die Nachbarländer verbessert werden, um das Entwicklungsprojekt der Asian Development  Bank (ADB) mit dem Namen „Greater Mekong Subregion (GMS)“ umzusetzen. An der Entwicklung dieser Wirtschaftszone sind sechs Länder maßgeblich beteiligt. Neben Thailand sind dies Kambodscha, Laos, Vietnam, Myanmar und China (Yunnan-Provinz). Die GMS ist ein Bestandteil der ASEAN Economic Community (AEC), die 2015 geschaffen wird. Der Fokus des Ausbaus liegt auf drei ökonomischen Korridoren: Der Nord-Süd-Achse vom chinesischen Kunming über Bangkok bis zur malaysischen Grenze, der Ost-West-Achse von Mae Sot über Savannakhet in Laos bis Danang in Vietnam und dem Südkorridor von Dawei in Myanmar über Kanchanaburi und Pnom Penh in Kambodscha bis Ho-Chi-Minh-City in Vietnam.
 
Konkrete Projekte in Thailand
Wie schon erwähnt, findet der Großteil des Frachttransport im Land des Lächelns auf der Straße statt. Da dieser Transportmodus starke Probleme im Bereich Umweltverschmutzung und Straßenverstopfung erzeugt, ist die Regierung bestrebt, zunehmend andere Transportmodi, namentlich Wasser- und Schienentransport, zu erschließen. Der Großteil des Schienenetzwerks ist aber nach wie vor einspurig ausgelegt und muss revitalisiert werden. Zudem sollen laut des neuen NESDP intermodale Lösungen zum reinen Straßentransport geschaffen werden. Die staatliche Eisenbahngesellschaft hat mehrere Infrastrukturprojekte geplant. Dazu gehört der vollständige zweispurige Ausbau des Schienennetzwerkes. Noch sind 3.755 km Strecke (93,1 Prozent) nur einspurig ausgelegt. Nur 173 km (4,3 Prozent) sind bisher zweispurig und 107 km (2,6 Prozent) dreispurig erschlossen. Zunächst soll der Ausbau an verstopften Knotenpunkten erfolgen. Dazu gehört auch der zweispurige Ausbau der Ostküsten-Eisenbahn, um insbesondere den Zuwachs des Gütertransports vom Haupthafen Laem Chabang handeln zu können. Laut der britischen Railway Technology plant die Regierung die Ausschreibung der ersten Phase des Hochgeschwindigkeitseisenbahn-Projekts im Wert von rund zehn Milliarden Euro Anfang 2013. Gemäß Pansak Vinyarat, Vorsitzender des beratenden Gremiums der Premierministerin Yingluck Shinawatra, wird das Königreich Unternehmen aus China, Südkorea, Japan und Frankreich zur Bietung einladen.
 
Der vorgeschlagene Ausbau soll 250 km umfassen und Bangkok-Pattaya, Bangkok-Pitsanulok, Bangkok-Nakhon Ratchasima und Bangkok-Hua Hin ab 2018 miteinander verbinden. Die Reisegeschwindigkeit wird dann bei mindestens 250 km/h liegen. In der zweiten Phase (Fertigstellung 2022) sollen die Strecken Bangkok-Rayong, Bangkok-Chiang Mai, Bangkok-Nong Khai und Bangkok-Hat Yai ausgebaut werden. Auf allen Routen ist sowohl Passagier- als auch Frachttransport vorgesehen. Dr. Narong Pomlaktong, Forscher am Thailand Development Research Institute (TDRI), rät der Regierung zudem zum Bau von Hochgeschwindigkeitsverbindungen mit Nachbarländern und der Entwicklung von Logistikzentren. Doch laut dem thailändischen Magazin TTR weekly wurde z.B. die vorgeschlagene Hochgeschwindigkeitsverbindung mit China durch Laos nach Thailand (Nong Khai bis Bangkok) bisher noch nicht abgesegnet. Eine Landkonzession für jeweils 10 km auf beiden Seiten der Eisenbahnstrecke für die exklusive Nutzung durch chinesische Entwickler wurde seitens der laotischen Regierung abgelehnt. Doch noch bevor die Hochgeschwindigkeitsära beginnen kann, soll die Fahrgeschwindigkeit durch die zweispurige Erweiterung von bisher 60 km/h auf 120 km/h angehoben werden. Das gesamte Eisenbahnnetzwerk umfasst bisher 4.035 km. Doch 65 Prozent aller Schienenwege wurden vor mehr als 34 Jahren verlegt. 
 
Das Department of Highways ist für den Ausbau des Straßennetzwerks zuständig und führt momentan 13 Projekte durch, die 4.150 km umfassen und bis 2016 fertig gestellt werden sollen. Darunter ist auch die Straßenverbindung zwischen dem Haupthafen Laem Chabang und dem geplanten Hafen Dawei in Myanmar, ein Autobahnring um Bangkok sowie die Schnellstraßenverbindungen zwischen den bedeutendsten Städten. Die Schnellstraßen sollen dabei in einem 2,6 Milliarden Euro teuren Programm auf vier Fahrbahnen erweitert werden. Weiterhin plant die Regierung, das thailändische Straßennetzwerk an die Netzwerke der Nachbarländer anzubinden.
 
Am 23. Juni stellte der thailändische Transportminister Jarupong Ruangsuwanam die Pläne der Regierung für den Ausbau des Tiefseehafen Laem Chabang vor. 2011 lag der Hafen auf Platz 23 der Rankingliste des amerikanischen Handelsmagazins The Journal of Commerce mit rund 5,8 Millionen TEU Umschlag. Bis 2019 wird die Kapazität laut dem philippinischen Magazin Portcalls Asia auf 10,8 Millionen TEU gesteigert werden. Nach der dritten Erweiterungsphase im Jahre 2030 soll er dann 18,8 Millionen Boxen handeln. Zurzeit bewältigt der Hafen 54 Prozent aller Im- und Exporte des Landes. Im Rahmen der AEC soll Laem Chabang Haupthafen für die GMS werden. In einem Artikel der renommierten thailändischen Tageszeitung The Nation im Oktober erklärte Tanit Sorat, stellvertretender Vorsitzender der Federation of Thai Industries (FTI), dass der umstrittene Hafen Pak Bara bei Satun an der Westküste nahe der Grenze zu Malaysia nun doch gebaut werden soll. Mit einer Kapazität von 800.000 TEU  und Liegeplätzen für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 70.000 Tonnen soll er zum Tor des Westens werden. Die Straßenverbindung von Satun nach Songkla wird ebenfalls ausgebaut werden. 
 
Das Königreich besitzt momentan 35 Flughäfen mit asphaltierter Start- und Landebahn und 31 Luftfrachtunternehmen. Das Transportministerium hat eine Strategie zur Verbesserung der Luftfrachtlogistik erarbeitet. Diese fokussiert auf dem Ausbau des 2006 eröffneten internationalen Hauptflughafens Suvarnabhumi in Bangkok sowie der regionalen Flughäfen Chiang Mai im Norden und Phuket im Süden. Es ist geplant, die Kapazität des Hauptstadtflughafens von jetzt 45 Millionen PAX auf 60 Millionen PAX im Jahr 2017 zu erweitern. Ebenso soll der Airport Rail Link bis nach Pattaya verlängert werden. Die jährliche PAX-Kapazität am Flughafen Phuket wird von 6,5 auf 12,5 Millionen bis 2015 vergrößert. Herausforderungen im Luftfrachtbereich sind die überlasteten Frachtterminals der Airports Authority of Thailand sowie die zeitraubende Zollfreigabe der Waren.
 
Fazit
Das Land des Lächelns befindet sich durch die Schaffung der AEC in 2015 und die Integration in die GMS an der Schwelle eines historischen Wandels. Die zentrale Lage in der Wirtschaftszone und der GMS beschert Thailand die Rolle einer Handelsdrehscheibe und fordert das Land zum massiven Ausbau der Logistik und Infrastruktur auf, um den Handel mit den Nachbarländern sowie China und Indien bewältigen zu können.  
 

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