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Headhunter: Die Kopfgeldjäger

Anstatt Pistolen sind Internetplattformen ihre Waffen, statt Cowboyhut tragen sie Anzug oder Kostüm, ihre „Beute“ wird nicht an die Justiz, sondern an neue berufliche Herausforderungen übergeben. Die Bedeutung des Headhuntings für die Arbeits- bzw. Arbeitnehmersuche gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung.  Redaktion: Anna Steiner

Oft reicht bei der Suche nach passendem Personal das klassische Jobinserat in der Zeitung nicht mehr aus. Besonders bei der Besetzung von Führungspositionen greifen namhafte Firmen gerne auf die Unterstützung von Personalrecruitern zurück: „Unternehmen profitieren immer mehr vom breiten Netzwerk eines guten Beraters und den vielen Kanälen, die ihm zur Verfügung stehen“, erklärt Pamela Schüttengruber, Kundenberaterin bei I.K. Hofmann in Graz. Mittels verschiedenster Instrumente wird die Streu vom Weizen getrennt, um den perfekten Mitarbeiter vermitteln zu können.

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
„Wir suchen passendes Personal über vier Kanäle: Das wäre erstens unsere Datenbank, in der wir bereits 5.000 Vertriebsmitarbeiter aufgelistet haben, über die Medien – also sowohl Onlineangebote, als auch Printzeitungen – Trend-scouts und direkte Ansprache“, erläutert Mag. Hans Bachinger, Geschäftsführer der auf Recruiting von Vertriebsmitarbeitern und Führungskräften spezialisierten Firma „Menschen im Vertrieb“.

Persönliche Kontakte sind in der Zeit sozialer Onlinenetzwerke immer noch von großer Bedeutung, weiß auch Bernhard Otti, MBA, Personalberater bei Otti&Partner: „Wir verwenden bei der Suche zwar auch die gängigen Plattformen wie Xing, Jobbörsen wie karriere.at und Jobsuchmaschinen wie metajob, soziale Beziehungen sind aber dennoch wichtig. Eine Befragung von 200 Jobsuchenden hat ergeben, dass 56% eine neue Anstellung durch persönliche Kontakte gefunden haben.“

Ist der erste Kontakt mit potentiellen Arbeitnehmern einmal hergestellt, gilt es diesen persönlich kennen zu lernen. „Die reine Kommunikation über E-Mail oder Handy reicht nicht aus, um zu erkennen, ob jemand für die ausgeschriebene Stelle geeignet ist. Man muss in einem persönlichen Gespräch prüfen, ob die Chemie stimmt“, so Bachinger. Häufig verlieren hervorragende Referenzen an Bedeutung, erkennt man, dass der Bewerber nicht in das Team passen wird.

Wanted – Der perfekte Mitarbeiter
„Personalrecruiter legen immer größeren Wert auf Soft Skills, also Eigenschaften, die eine persönliche Reife widerspiegeln“, meint Schüttengruber. Sie ist der Meinung, dass vor allem Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Team- und Kritikfähigkeit zählen: „Nur in den seltensten Fällen scheitert eine Einstellung an fachlichen Mängeln. Es sind die Soft Skills, die entscheiden!“

Oft sind es dabei kleine Details die stimmen müssen: „Kommen Bewerber ungepflegt und unpassend gekleidet zu einem Gespräch, ist der erste Eindruck bereits negativ“, so Bachinger. Gänzlich außer Acht lassen, kann man Ausbildung und beruflichen Werdegang jedoch nicht: „Äußerst schwer vermittelbar sind Langzeitarbeitslose, Personen die mehrmals ohne erkenntlichen Grund ihre Anstellung gewechselt haben und Schulabbrecher“, erklärt Bernhard Otti und meint weiter: „Die berufliche Grund- und Weiterbildung eines potentiellen neuen Arbeitnehmers wird natürlich vom Recruiter hinterfragt, um feststellen zu können, ob ein Bewerber die Muss-Kriterien für eine Position erfüllt.“ Die Kriterien, die der perfekte Bewerber erfüllen soll, variieren in allen Branchen stark.

Wer wird gesucht?
Ob bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden oder der Abwerbung von fix angestellten Arbeitskräften – werden erworbene Kompetenzen nicht nachgefragt, wird’s auch nichts mit der neuen Anstellung. „Häufig nachgefragte Qualifikationen sind zum Beispiel Mathematik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften“, zählt Otti auf. Speziell nachgefragt werden, laut Pamela Schüttengruber, Experten mit Java-Spezialisierung, Systemadministratoren, Systemarchitekten und Datenbankexperten. „Es gibt jedoch keine vorgezeichneten Karrierepfade. Es kommt auf Leistung und Berufserfahrung an“, so Schüttengruber und erklärt weiter: „Bewerbungen sollten jedenfalls individuell – passend zur jeweiligen Jobausschreibung – verfasst werden. Es bringt nichts, wahllos alle Praktika aufzuzählen.“

Für die Headhunterbranche wird die Arbeit in Zukunft jedenfalls nicht weniger. „Ein Großteil der Wirtschaftsunternehmen sucht händeringend qualifizierte Fachkräfte“, ist der Personalberater Otti überzeugt. „Anders als noch vor wenigen Jahren, steigt die Nachfrage nach Fachkräften an, während die Suche nach geeigneten Führungskräften eher zurückgeht“, ergänzt Schüttengruber.

Arbeitssuchenden wird jedenfalls empfohlen ein Xingprofil zu erstellen und dieses aktiv zu betreiben. Ganz nach dem Motto – nicht suchen, sondern gefunden werden. (AS)

Quelle: LOGISTIK express Fachzeitschrift 3/2013

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