Hungersnot in Ostafrika: Logistik einer der wichtigsten Stellhebel für die schnelle und effektive humanitäre Hilfe

Logistikkosten bei Krisenhilfe belaufen sich auf bis zu 80 Prozent der zur Verfügung stehenden Gelder // Versorgung vor Ort scheitert oft an Planung und Verteilung durch fehlende Logistikkapazitäten und Informationssysteme // BVL-Arbeitskreis erarbeitet Lösungen für effizientere humanitäre Logistik

Die aktuelle Hungersnot in Ostafrika zeigt in fataler Weise, was Naturkatastrophen, politische und kriegerische Auseinandersetzungen auf dem Rücken von Millionen von Menschen anrichten. Leider dauert es im akuten Krisenfall immer wieder sehr lange, bis die vorhandenen Hilfsgüter in den Katastrophengebieten bei den Betroffenen ankommen. „In der Aus- und Weiterbildung der Kräfte vor Ort, der Abwicklung der logistischen Prozesse sowie der Einrichtung geeigneter IT-Systeme bestehen Defizite“, erklärt Professor Dr. Helmut Baumgarten. Er leitet den Arbeitskreis „Humanitäre Logistik“ der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.  und  beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den logistischen Problemstellungen in Katastrophengebieten. „Vielfach stehen ausreichend Nahrungsmittel aus den Anbaugebieten oder von den Hilfsorganisationen zur Verfügung. Die Versorgung scheitert aber an der Planung und Verteilung durch fehlende Logistikkapazitäten und Informationssysteme vor Ort“, weiß Baumgarten.

Viele Hilfsorganisationen kümmern sich mit großem Einsatz um die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Wasser und anderen lebensnotwendigen Gütern. „Letztlich ist für deren Einsatz die Logistik ein entscheidender Faktor. Nicht nur die Logistikkosten, die mit bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten zu Buche schlagen, sind für die humanitäre Hilfe ursächlich, auch die Aus- und Weiterbildung von Helfern und den Menschen in den betroffenen Regionen“, sagt Baumgarten.

„Humanitäre Logistik“: Einsatz für eine effizientere Hilfe für Menschen in Not
Hier setzt die Arbeit BVL an. Über 10.000 Mitglieder, darunter viele Unternehmen, Dienstleister und Wissenschaftler, verfügen über ein gewaltiges Potenzial an Wissen über die Planung und Gestaltung von Versorgungssystemen sowie Formen der Aus- und Weiterbildung.

Der Arbeitskreis „Humanitäre Logistik“ wurde vor gut einem Jahr ins Leben gerufen. Darin arbeiten rund 25 Logistikspezialisten aus Hilfsorganisationen, Industrie, Handel und Dienstleistung gemeinsam mit Experten aus der Wissenschaft an dem Ziel, Maßnahmen zur Verbesserung der humanitären Logistik zu erarbeiten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Bereiche der Aus- und Weiterbildung, der Abwicklung von logistischen Prozessen und der Einrichtung geeigneter IT-Systeme. Um Manager, Planer und Fachkräfte in den Hungerregionen zu unterstützen, arbeiten die Mitglieder des Arbeitskreises unter anderem daran, Tools für Prozesse und Informationssysteme sowie geeignete Aus- und Weiterbildungsangebote zu erstellen. Dies auch, um kontinuierlich noch besser auf Krisen vorbereitet zu sein. Prof. Baumgarten: „Wir dürfen nicht vergessen, dass es  permanente Hungergebiete in Afrika und anderen Teilen der Welt gibt. Allein in Afrika herrscht in 23 Ländern eine sehr ernste bis gravierende Hungersituation. Insgesamt sind weltweit 925 Millionen Menschen von chronischer Unterernährung betroffen.“

Der Arbeitskreis wird seine Ergebnisse mit Experten auf dem 28. Deutschen Logistikkongress am 19.10.2011 in Berlin vorstellen und diskutieren.

Quelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.

 

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